Hamburg. Die Messingplatte erinnert an chinesische Opfer des Nationalsozialismus. Anwohner können eine Patenschaft übernehmen.

Seit 2002 erinnern in Hamburg Stolpersteine an Menschen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Der erste Stolperstein liegt im Grindelviertel. Nun hat der Künstler Gunter Demnig am Montag den 6000. Stein in der Stadt verlegt. Er soll an Chung Ying und zwölf weitere chinesische Opfer im ehemaligen Chinesenviertel Schmuckstraße/Talstraße im Stadtteil St. Pauli erinnern.

„6000 Stolpersteine in der Stadt, das heißt 6000 Mal Konfrontation mit einer Vergangenheit, für die wir Verantwortung zu übernehmen haben“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Die Geschichte des ehemaligen Chinesenviertels sei wenig bekannt. „Diese Geschichte ist Mahnung, miteinander die Regeln und Rahmenbedingungen zu setzen, die es uns möglich macht, in Vielfalt friedlich und freiheitlich miteinander zu leben.“

Stolpersteine sind größtes dezentrales Mahnmal der Welt

„Ohne die Paten, die der Stadt Hamburg das größte dezentrale Kunstdenkmal geschenkt haben, wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen“, sagte Peter Hess, Initiator der Stolpersteine in Hamburg. Für 120 Euro könne jeder, der möchte, eine Patenschaft für einen Gedenkstein übernehmen.

Die Veranstaltung klang mit der Verlesung der Namen und einer Gedenkminute für die Opfer aus. Die Stolpersteine erinnern an Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert wurden und meist dem Holocaust zum Opfer fielen.

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Die Steine, die auf der Oberseite kleine Messingplatten mit den Namen der Opfer tragen, werden vor deren einstigen Wohnungen im Straßen- oder Gehwegpflaster verlegt. Das 1996 gestartete Projekt ist mit mehr als 75 .000 Steinen in 1265 deutschen Kommunen und in 24 Staaten Europas seit Jahren das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Der erste Hamburger Stolperstein wurde 2002 für Professor Siegfried Korach in der Hartungstraße 1 im Grindelviertel verlegt.

Kurzbiografien über viele Einzelschicksale

Getragen wird das Projekt in Hamburg auch durch eine Reihe von Geschichtswerkstätten und Initiativen, die sich um die regionale Recherche von Opferdaten kümmern oder Informationen zu einzelnen Opfergruppen ermitteln. Im Rahmen dieser Arbeit sind nicht nur die Lebensdaten von Opfern erforscht worden, es sind darüber hinaus Kurzbiografien über viele Einzelschicksale entstanden, mit denen die Ermordeten in Wort und Bild vor dem Vergessen bewahrt werden. Auch Schulen sind zum Teil in die Recherchen eingebunden.