Hamburg. Warum Hochschulen und vor allem Museumsgebäude in Hamburg noch immer viel Kohlendioxid ausstoßen.
Zum Internationalen Energiespartag am 5. März dieses Jahres hatten der Senat und die städtische Immobilienverwaltung Sprinkenhof GmbH ehrgeizige Ziele zur Gebäudesanierung vorgegeben. Bis 2030 will die Stadt in ihren selbst genutzten Sprinkenhof-Häusern 31.400.000 Kilowattstunden (kWh) und 89.300.000 kWh bis 2050 sparen. Doch bisher ist die Sprinkenhof nicht über erste Potenzialermittlungen hinausgekommen. Bei den Hochschulen sieht es ähnlich aus. Das ergibt eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe.
Große Ausstöße haben infolge fehlender Sanierungen vor allem die Museen. Während die Gebäude des städtischen Wohnungsbauunternehmens Saga und der Schulbau Hamburg GmbH energetisch auf gutem Sanierungswege sind, steckt die Energiewende bei den staatlichen Hochschulen und den von der Sprinkenhof verwalteten Häusern noch in den Kinderschuhen.
Schulbau und Saga stehen relativ gut da
Beim Schulbau wurde der CO2-Ausstoß zwischen 2016 und 2019 rechnerisch von 112.000 auf 95.000 Tonnen gesenkt. 2030 sollen es noch 63.000 Tonnen sein. Die Saga hat, bezogen auf 1990, bei Raumwärme und Warmwasser 50 Prozent CO2 gespart und 75 Prozent ihrer Bestände energetisch modernisiert. Sie habe das Klimaziel 2030 bereits jetzt annähernd erreicht und will bis 2050 klimaneutral werden, schreibt der Senat in seiner Antwort auf Kappes Anfrage.
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Bei den Hochschulen dagegen ringen die Sanierer noch mit der Datenerhebung. Zeitplan und Konzept für eine Bestandsanalyse sind laut Senat noch in der Abstimmung zwischen Wissenschaftsbehörde, Gebäudemanagement Hamburg und Sprinkenhof. „Es ist geplant, die Bestandsanalyse bis Ende 2022 durchzuführen.“ Erst danach könne über einen Sanierungsfahrplan nachgedacht werden.
Überwiegende Zahl der Gebäude befinden sich im „Sanierungsfahrplan light“
Auf einem ähnlichen Stand präsentieren sich auch die energetischen Bemühungen um die meisten städtischen Gebäude im Verwaltungsbestand der Sprinkenhof. Dazu gehören etwa Bezirksämter, Kultureinrichtungen und Polizeiwachen. 700 Häuser verwaltet die Sprinkenhof insgesamt. Davon sind laut Senat 145 in den Sanierungsfahrplan aufgenommen worden.
Das sind die Gebäude mit mehr als 500 Quadratmetern Nutzfläche, die „schwerpunktmäßig öffentlich oder hoheitlich genutzt“ werden. Die 555 anderen Gebäude aber, und damit die weit überwiegende Zahl, befinden sich im „Sanierungsfahrplan light“. Das heißt: Zu ihnen gibt es derzeit weder Erhebungen über Einsparpotenziale noch irgendwelche Sanierungspläne.
Konkrete Sanierungspläne gibt es noch nicht
Für 137 der 145 Gebäude aus dem Sanierungsfahrplan liegt eine Liste vor, die die Einsparpotenziale der Häuser vorgibt. Sie variieren je nach dem KfW-Standard, der nach einer Sanierung erreicht sein soll. Dabei liegen insgesamt 16 Gebäude bei Einsparpotenzialen jenseits der 1000 kWh. Konkrete Sanierungspläne gibt es aber derzeit auch für diese schon in den Sanierungsfahrplan aufgenommenen Gebäude nicht.
Bezogen auf den schlichten KfW-Standard 100 sind die größten „Dreckschleudern“ auf der Liste das Museum am Rothenbaum (4.381.280 kWh geschätztes Einsparpotenzial), das Altonaer Museum (Haupthaus) mit 2.319.945 kWh, Museum für Hamburgische Geschichte (1.976.585 kWh), Museum für Kunst und Gewerbe (1.624.237 kWh), Hamburgische Staatsoper (1.425.246 kWh), Deutsches Schauspielhaus Glockengießerwall (1.121.748 kWh), Deutsches Schauspielhaus Kirchenallee (1.051.974 kWh).
Behörde für Justiz und Verbraucherschutz ist besonders verschwenderisch
Bezogen auf den etwas schärferen KfW-Standard 70 hat Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (Sievekingplatz 3) mit 3.524.419 kWh das größte Einsparpotenzial. Es folgen das Bezirksamt Mitte (3.215.929 kWh) und die Feuer- und Rettungswache 22 (Westphalensweg) mit 1.766.848 kWh.
Gemessen am KfW-Standard 55 ist die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (Sievekingplatz 1) mit 2.441.265 kWh das verschwenderischste Haus. Es folgen das Zentrallager (Brandstücken) mit 1.164.617 kWh und das Bezirksamt Altona (1.041.610 kWh).
Unter den Denkmälern, die die Energieeinsparverordnung nicht einhalten und insofern KfW-Werte jenseits der 100 haben dürfen, sind das Thalia Theater (1.919.356 kWh Einsparpotenzial) und Kampnagel (1.433.667 kWh Einsparpotenzial) die großen Verbraucher.
Kappe: „Der Senat hat sich viel vorgenommen, aber wenig geliefert“
„Der Senat hat sich viel vorgenommen, aber wenig geliefert“, sagt Kappe. „Ich erwarte von Rot-Grün, dass nicht nur für einige, sondern für alle städtischen Gebäude zeitnah Einsparpotenziale gefunden und realisiert werden. Zudem sollten Behörden und öffentliche Unternehmen ganzheitlich ökologisch mit gutem Beispiel vorangehen. Dazu gehört neben der Wärme- und Stromeinsparung auch die Nutzung erneuerbarer Energien, die Fassaden- und Dachbegrünung und das Einsparen von Frischwasser durch Brauchwasseranlagen.“
Laut Senat können „über die Gebäude aus dem „Sanierungsfahrplan light“ zum jetzigen Zeitpunkt keine detaillierten Aussagen zu energetischen Maßnahmen getroffen werden, da bisher noch keine weitergehenden aussagefähigen Untersuchungen der einzelnen Objekte durchgeführt worden sind“. Auch lasse sich derzeit „keine Aussage darüber treffen, welche Sanierungen bis 2030 bzw. 2050 erfolgen sollen“.
Kappe: „Das muss sich dringend ändern. Sonst erreichen wir die Klimaziele nicht.“