Hamburg. Die Beamten erteilten 30 Platzverweise. Auch an anderen Orten in Hamburg trafen sich viele Jugendliche. Bilanz vom Wochenende.

Die Bässe dröhnen vom Haynspark hinüber an den Winterhuder Kai. Drüben in Eppendorf ist Party, in Winterhude ist an diesem Sonnabendabend nicht viel los. Es ist kalt und windig, keine feiernden Jugendlichen, niemand springt hier wie sonst an warmen Tagen ins Wasser. Ruhig ist es dennoch nicht. Denn gegenüber rund um den Monoptoros im Haynspark feiern Finn aus Poppenbüttel und zwei weitere Jungs ihren 18. Geburtstag nach. Und nicht nur er und seine Freunde machen Party, überall haben sich Gruppen von Jugendlichen versammelt, laut Polizei waren es 170 Menschen.

Anders als die Anwohner am Winterhuder Kai, die sich über Lärm, Verschmutzungen und Pöbeleien beschweren, zeigen sich Passanten im Haynspark verständnisvoll. Ein Radfahrer, der sich durch die Menge an jungen Leuten mit dem Rad durchschlängelt, grinst. Er sagt: „Es ist doch toll, dass die feiern. Ich gönne es ihnen.“ Genau wie die beiden Herren, die auf der Parkbank Weißwein trinken. Und doch ist der eine froh, dass seine Tochter erst neun ist und nicht zu dieser Truppe gehört.

Größere Ansammlungen in Hamburg

Nicht nur im Haynspark, auch andernorts trafen sich die Menschen. „Es gab größere Ansammlungen, aber es war nicht problematisch“, bilanziert ein Polizei-Sprecher am Sonntag. Teilweise wurden Platzverweise erteilt und Strafanzeigen gefertigt, es gab eine Festnahme – aber keine großen Polizeieinsätze. Am Falkensteiner Ufer in Blankenese sowie in den Parks hätten sich etwa 500 Jugendliche aufgehalten. Im Stadtpark seien es bis zu 1800 Menschen gewesen. Dort war es es in der Nacht zu Sonnabend zu Schlägereien gekommen. Die Polizei hatte einen Lichtmast aufgebaut, der die Wiese in grelles Licht tauchte.

Auch in der Innenstadt drängen sich am Wochenende die Menschen.
Auch in der Innenstadt drängen sich am Wochenende die Menschen. © HA/Thorsten Ahlf | Unbekannt

Die Jugendlichen im Haynspark kommen aus verschiedenen Stadtteilen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen. Da sind die Mädels und zwei Jungs aus dem Abiturjahrgang 2020 des Heilwig Gymnasiums, die sich zum ersten Mal in der Corona-Pandemie zu zehnt treffen und so Versäumtes nachholen und auf der Picknickdecke Sekt trinken. Sie haben auch Bier dabei, das später bei Trinkspielen auf dem Rasen zum Einsatz kommen wird.

Zerbrochene Bierflaschen im Hamburger Haynspark

Dann ist da der junge etwas plumpe junge Mann, der sich offensichtlich vor seinen Freunden hervortun muss, indem er sich sexistische Sprüche gegenüber der Reporterin nicht verkneifen kann. Eine Ausnahme. Und sicherlich liegt es auch am Alkoholkonsum, wenn der eine oder andere nicht mehr geradeaus gehen und sich nur noch schwer artikulieren kann. Da ist Finn aus Poppenbüttel, der sagt: „Ich habe mich so lange an die Corona-Regeln gehalten, aber irgendwann geht es nicht mehr. Ich bin jung, ich möchte Gleichaltrige treffen.“ Und er möchte Mädchen kennenlernen, eine Freundin finden. Wo, wenn nicht hier?

Diese Gruppe von Abiturienten trifft sich im Haynspark.
Diese Gruppe von Abiturienten trifft sich im Haynspark. © Unbekannt | Thorsten Ahlf

„Macarena“ dröhnt es aus der Boombox, eng an eng stehen sie und tanzen. Die Jungs sind in der Überzahl. Disko im Grünen inklusive Bier, und auch der süßliche Cannabis-Geruch liegt in der Luft. Auf den Picknicktischen stehen leere Bierkisten, zerbrochene Bierflaschen und Müll liegen auf dem Boden. Das ist es, wofür keiner Verständnis hat und was die Menschen nervt. Später ist die leere Bierkiste weg. Eingesammelt von Obdachlosen, sagt ein Jugendlicher.

Hamburger Polizei zeigt im Haynspark Präsenz

Die Polizei fährt im Haynspark und drüben am Winterhuder Kai Streife. Kommt ein Streifenwagen, grölen einige Jungs „Hurensöhne“ und verteilen sich in alle Richtungen. Die Polizisten fahren weiter, so als wollten sie die Gruppe nur einmal aufmischen, Präsenz zeigen.

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Damien Bessent steht drüben am Winterhuder Kai mit Freunden auf dem Balkon. Der Wind trägt die Musik bis hierhin. Vor seiner Haustür auf der Wiese ist es an warmen Tagen voll mit jungen Menschen, die feiern. Bessent wird auch aus diesem Grund wegziehen. „Sechs Nachbarn sind schon ausgezogen. Das ist einfach zu laut“, sagt er. Er mag Musik und auch den Trubel, aber wenn junge Leute mit ihren Boomboxen die ganze Nacht Musik machen, sei an Schlaf nicht zu denken.

Anwohner in Winterhude verzweifelt

Eine andere Anwohnerin sagt: „Man denkt, man zieht in eine schöne und sichere Gegend, und nun traue ich mich abends nicht mehr allein raus. Picknicken, Beerpong und Musik – all das finde ich schön, richtig und wichtig, aber Gruppen von Jugendlichen, welche vor meinen Füßen Flaschen zerschlagen, mich beleidigen und belästigen gehört leider auch dazu.“ Die Anwohner seien verzweifelt und versuchen, mit Zäunen die Jugendlichen davon abzuhalten in ihre Gärten zu pinkeln. Verbote allein seien aber auch keine Lösung, sagt sie. Bei einem anderen Anwohner warfen fünf Jugendliche in der Nacht eine Scheibe ein – auch er ist genervt.

Gegen 23 Uhr räumt die Polizei den Haynspark zum Teil. Laut Polizeisprecher wurden 30 Platzverweise erteilt, ein 15-Jähriger kam in Gewahrsam, drei Bluetooth-Boxen wurden sichergestellt. Es war zu laut.