Hamburg. Der Trägerverbund BID Mönckebergstraße steckt 400.000 Euro in eine neue Stadtmöblierung – und hat im Sommer viel vor.
Dass etwas gefehlt hat, merkt man ja oft erst, wenn es da ist. So dürfte es sich auch mit den neuen Bänken an der Mönckebergstraße verhalten. Zwei Meter breit, in Handarbeit aus zertifiziertem Kambala-Holz gearbeitet und in Vierer-Gruppen aufgestellt, laden sie fortan Einkaufsbummler und Passanten zu einer Pause ein.
Insgesamt 88 neue Bänke wurden entlang der Einkaufsstraße aufgestellt, an Gerhart-Hauptmann- und Ida-Ehre-Platz zusätzlich drei baumumspannende Rundbänke installiert. Pünktlich zum Ende des Corona-Lockdowns und der Wiedereröffnung der Geschäfte wurden sie am Mittwoch offiziell eingeweiht.
Mönckebergstraße: Neue Bänke laden zum Verweilen ein
Mit dabei waren Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld (SPD), Schuhhaus-Seniorchef Ludwig Görtz und Sebastian Binger, Geschäftsführer des BID Mönckebergstraße.
Der Trägerverbund Projekt Innenstadt e.V., dessen ehemaliger Vorsitzender und heutiger Ehrenvorsitzende Görtz ist, und die im Business Improvement District (BID) vertretenden Grundeigentümer setzen sich seit Jahren für eine attraktivere Mönckebergstraße ein. Gut zehn Millionen Euro hat das BID bereits in die Verschönerung der Einkaufsstraße gesteckt, deren Schwerpunkt die Umsetzung eines neuen Konzepts für Straßen-, Fassaden- und Winterbeleuchtung im Herbst vergangenen Jahres war.
BID will auch die Verkehrsentwicklung begleiten
Die neue Stadtmöblierung, zu der außer den Bänken auch 186 Fahrradbügel und 41 Poller gehören, kostete rund 400.000 Euro und ist laut Geschäftsführer Binger nun eine der letzten investiven Maßnahmen des BID. „Wir werden aber weiterhin Veranstaltungen vor Ort planen und die Verkehrsentwicklung begleiten“, sagte er mit Hinblick auf die Bestrebungen, mehr Menschen in die City locken zu wollen, aber trotz Verkehrsberuhigung auch gut mit Autos und öffentlichem Nahverkehr erreichbar zu sein.
Mit den neuen Bänken wird die Zahl der Sitzmöglichkeiten entlang der Mönckebergstraße verdreifacht. „Kunden sollen sich eingeladen fühlen, noch häufiger und länger hier zu verweilen“, so Ludwig Görtz. „Mit Investitionen wie diesen erhöhen wir die Strahlkraft der Mönckebergstraße, die sich am besten durch ein ansprechendes und identitätsstiftendes Umfeld gegen die virtuelle Konkurrenz behaupten kann.“
Von den kürzlich vorgestellten Vorschläge der Handelskammer, in der Mönckebergstraße einen Fluss und Grünflächen anzulegen, hält der Unternehmer nicht viel. „Das waren zum Teil herzerwärmende Ideen, aber wir Kaufleute haben es lieber pragmatisch. Die neuen Bänke sind ein realistisches Beispiel für den Service an unseren Kunden.“
BIDs haben schon 75 Millionen Euro in Innenstadt gesteckt
Das 2017 gegründete BID Mönckebergstraße ist eines von hamburgweit 29 BIDs, von denen sich acht um ganze Quartiere kümmern. Seit 2005 hätten BIDs 75 Millionen Euro in die Verschönerung und Belebung der Hamburger Innenstadt investiert, lobte Stadtentwicklungssenatorin Stapelfeldt und verwies auf die neue Stadtmöblierung, die dieses Engagement gut darstelle. „Die Entwicklung der Innenstadt ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von BID und Verwaltung“, betonte sie.
Weitere Maßnahmen zu Steigerung der Lebensqualität seien als „aufsehenerregendster Schritt“ die Verkehrsberuhigung sowie das sogenannte Plätzeprogramm, in dessen Rahmen die Stadt bereits den Gerhart-Hauptmann-Platz und den Ida-Ehre-Platz saniert habe. Auch Ludwig Görtz sagt: „Wir müssen uns um die Plätze kümmern“.
Burchardplatz soll umgestaltet werden
Auch der Burchardplatz und der Gertrudenkirchhof müssten „angepackt“ werden. „Seit 25 Jahren drängen wir darauf, dass der zu Burchardplatz, der jetzt als Parkplatz genutzt wird, umgestaltet und damit für Hamburger und Touristen attraktiver wird.“ Mit den Plänen, den Platz im kommenden Jahr umzubauen und schöner zu gestalten, greife die Stadt diese Anregungen nun endlich auf und setze sie auch um.
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Doch nicht nur die einladende Möblierung, das neue Beleuchtungskonzept und attraktive Plätze sollen die Menschen in die Innenstadt locken. Die Mönckebergstraße soll auch zur Bühne werden. Das BID werde 20.000 Euro aus dem von Finanzminister Andreas Dressel (SPD) bereitgestellten Neustartfond beantragen, so Binger. „In Kooperation mit dem City-Management möchten wir die Mönckebergstraße über den Sommer mit kleinen Veranstaltungen beleben.“
Kultur und Außengastronomie auf den angrenzenden Plätzen
Auf die Frage, wie er sich die Mönckebergstraße in fünf Jahren wünsche, antwortet er ohne zu zögern: „Als weiterhin wichtigste Einkaufsstraße Hamburgs lockt sie auch dann noch die Menschen in die Innenstadt. Da nur noch die Busse einer Ringbuslinie hindurch fahren, gibt es viel weniger störenden Verkehr. Außerdem wünsche ich mir mehr Außengastronomie auf den benachbarten Plätzen, die zudem in Kooperation mit den Kulturschaffenden vor Ort bespielt werden.“
Durch den Verkauf der ehemaligen Landesbank-Galerie, den Abriss des C&A-Gebäudes und den Leerstand der ehemaligen Häuser von Kaufhof und Karstadt Sport sei ein Wandel bei der Nutzung, aber auch in der Architektur zu erwarten. „Ich wünsche mir, dass wir diesen Wandel als BID positiv begleiten können“, fährt Binger fort. „Das gilt auch für den verkehrlichen Wandel. Dort gilt es, den Mittelweg zwischen der herrlichen Ruhe durch die aktuelle Sperrung und der künftig wieder guten Erreichbarkeit der Geschäfte zu finden.“