Hamburg. Der Bestand von fast acht Millionen soll besser erfasst werden. Was hinter dem “Hamburgischen Baumkonzept“ steckt.
Die Stadt will einen deutlich besseren Überblick über ihren Baumbestand bekommen – und diesen durch ein „Hamburgisches Baumkonzept“ besser schützen und am besten noch vergrößern. Das geht aus einem Bürgerschaftsantrag von SPD und Grünen hervor, der dem Abendblatt vorliegt. Danach soll der Senat in diesem und dem nächsten Jahr insgesamt 5,7 Millionen Euro zusätzlich für Schutz von Straßenbäumen und Nachpflanzungen ausgeben.
Auf mehr als 7,8 Millionen wird die Zahl der Bäume in Hamburg geschätzt: Gut sechs Millionen stehen laut Umweltbehörde in Wäldern bzw. Forsten, etwa eine Million auf Privatgrund und 600.000 in Parks und Grünanlagen. Die genaue Zahl kennt man bisher nur von den 224.000 Straßenbäumen, denn diese werden in einem Kataster erfasst. Künftig soll die Stadt aber auch in den anderen Bereichen den Baumbestand genauer dokumentieren.
Baumanzahl in Hamburg soll geschützt werden
„Um sicherstellen zu können, dass der Baumbestand in Hamburg erhalten, geschützt und ausgebaut werden kann, ist es zum einen nötig, annäherungsweise zu wissen, wie viele Bäume in Hamburg stehen, was im Bereich der Straßenbäume mit dem Straßenbaumkataster schon gelingt“, heißt es in dem rot-grünen Antrag.
„Dies gilt es für alle Bereiche auf geeignete Weise zu dokumentieren. Zum anderen ist besonders die Entwicklung des Baumbestandes von Interesse. Dafür muss eine systematische und zwischen den Bezirken vereinheitlichte Zählung der Baumfällungen und -nachpflanzungen erfolgen.“ Hintergrund: Bisher werden der Bestand bzw. Fällungen und Pflanzungen in den Grünanlagen nicht von allen Bezirken erfasst, sodass es auch keinen stadtweiten Überblick gibt.
Gesamtbestand soll „mindestens stabil“ bleiben
Neben der besseren Dokumentation soll das neue Baumkonzept auch dafür sorgen, dass der Schutz und die Erhaltungsmaßnahmen für wertvolle und alte Bäume verbessert werden. Bei Fällung von Straßenbäumen soll für „möglichst ortsnahe Ersatzpflanzungen“ gesorgt werden, um den Gesamtbestand „mindestens stabil“ zu halten. Zudem soll verstärkt nach möglichen Standorten für neue Bäume gesucht werden, „damit der Gesamtbestand an Bäumen ausgebaut werden kann“.
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Von den insgesamt 5,7 Millionen Euro, die SPD und Grüne in diesem und dem nächsten Jahr insgesamt für das Konzept freigeben wollen, sind 2,3 Millionen Euro für die Nachpflanzung vorgesehen und 2,7 Millionen Euro für „Unterhalt und die Ertüchtigung von Straßenbäumen vor dem Hintergrund sich verändernder klimatischen Bedingungen und einhergehender Extremwetterlagen sowie erhöhtem Krankheits- und Schädlingsbefall“. Weitere 700.000 Euro sollen in „Pilotprojekte zur Be- und Entwässerung von Bäumen in Grün- und Erholungsanlagen“ fließen. Künftig sollten Bäume „stärker als unverzichtbares Element der Klimaolgenplanung mitgedacht werden“, so der Antrag, der Anfang Juni im Rahmen der Haushaltsberatungen auf der Tagesordnung der Bürgerschaft steht.
Hamburg soll „unangefochtene Baumhauptstadt" bleiben
„Die große Anzahl an Stadtbäumen ist für Hamburg identitätsstiftend und trägt maßgeblich zur besonderen Lebensqualität in unserer Stadt bei“, sagte SPD-Umweltpolitiker Alexander Mohrenberg. „Unser Baumkonzept wird sicherstellen, dass Hamburg auch in Zukunft die unangefochtene Baumhauptstadt in Deutschland bleibt.“
Umweltschutz und Stadtentwicklung seien „zwei Seiten einer Medaille“ und ergänzten sich gegenseitig, so Mohrenberg. „Zusammen mit unserem Haushaltsantrag stehen in den kommenden zwei Jahren mehr als 14 Millionen Euro zur Verfügung, um Hamburgs Baumlandschaft zu erhalten und auszubauen. Damit erfüllen wir einen zentralen Punkt unseres Koalitionsvertrages.“
Kappe wies auf unzureichende Datengrundlage hin
Grünen-Umweltpolitikerin Ulrike Sparr sagte, Hamburgs Grün sei „mehr als ein Wahrzeichen“ der Stadt. „Die Bäume spenden Schatten, filtern die Luft, binden CO2 in ihrem Holz und bieten Tieren Lebensräume – sie machen unsere Stadt lebenswert, und das über Generationen. Die Aufgabe, sie zu schützen, stellt uns angesichts zunehmender Hitze und Trockenheit vor ganz besondere Herausforderungen.“ Ein „zukunftsorientiertes Baumkonzept“ könne dabei helfen.
Seit mehr als einem Jahr hatte vor allem CDU-Umweltpolitiker Sandro Kappe immer wieder energisch darauf hingewiesen, dass es bisher keine ausreichende Datengrundlage gebe, um die Entwicklung des Hamburger Baumbestandes wirklich zu beurteilen. Mithilfe vieler Kleiner Anfragen an den Senat konnte er auch zeigen, dass es in manchen Bezirken deutlich mehr Fällungen als Neupflanzungen gab und die bisher bereitstehenden Mittel für die Grünpflege nicht ausreichten.
Plätze für Neupflanzungen in Hamburg
Am Freitag hatte die CDU-Bürgerschaftsfraktion ein eigenes Konzept vorgelegt. Darin fordert sie, auch mithilfe von Unternehmen Plätze für Neupflanzungen zu finden und Baumfällungen mit Nachpflanzungskonzept zu genehmigen. „Mit unserem Konzept wollen wir sicherstellen, dass Bäume systematisch nachgepflanzt werden“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Hamburg als wachsende Stadt darf sich nicht zur Betonwüste entwickeln, sondern soll auch in Zukunft eine lebenswerte Stadt bleiben.“