Hamburg. Die falschen Aufgabenstellungen offenbaren an den Schulen Erstaunliches. Nun gibt es einen Plan für die Nachschreibeprüfung.

Zwei Tage nach der Riesenpanne bei den Abiturklausuren im Fach Biologie läuft die Aufarbeitung der Fehler auf Hochtouren. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat erste Konsequenzen gezogen und eine Taskforce eingesetzt, die die Abläufe vor und während der Prüfung eingehend und kritisch analysieren und Schlussfolgerungen für die Qualitätssicherung der Klausuren in Zukunft ziehen soll.

Darum geht es: Alle drei Themenbereiche der Klausur – Genetik, Evolution und Ökologie – enthielten Fehler. Im Wesentlichen handelte es sich um falsch zugeordnete oder nicht eindeutige Grafiken, die als Illustration den Textaufgaben beigefügt waren.

Nach Angaben der Schulbehörde entstanden die Fehler bei der Umwandlung des Textverarbeitungsprogramms „MS Word“ in das „pdf“-Format. Und: Auch eine Korrekturversion, die die Behörde mehr als zwei Stunden nach Prüfungsbeginn verschickte, enthielt wiederum Fehler und musste erneut korrigiert werden.

Fehlerhafte Aufgaben bei Biologie-Abitur in Hamburg

Knapp ein Drittel der Abiturienten – 2990 Schülerinnen und Schüler – haben die Bio-Klausur geschrieben. Rabe hat bereits erklärt, dass die Lehrer die Arbeit großzügig und den Umständen entsprechend benoten sollen. Die Schüler können sich aber auch bis Freitag entscheiden, ob sie die Klausur nach den Maiferien wiederholen wollen.

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass diese erheblichen Fehler nicht vor der Versendung der Aufgaben an die Schulen bemerkt wurde? Die Taskforce, der neben Schulstaatsrat Rainer Schulz Amts- und Abteilungsleitungen der Behörde angehören, wird schnell Antworten finden müssen, denn noch stehen 15 schriftliche Abiturprüfungen aus. Am heutigen Donnerstag schreiben 108 Abiturienten ihre Psychologie-Klausur, am 18. Mai folgt als letzte reguläre Prüfung Russisch mit 21 Schülern.

Prüfungen für alle Hamburger Abiturienten identisch

Der Weg zu den für alle Hamburger Abiturienten identischen Prüfungsaufgaben – nur in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik gibt es ein bundesweites Zentralabitur – ist hoch arbeitsteilig. Aufgabenkommissionen, denen Fachreferenten der Behörde sowie Fachpraktiker aus den Schulen angehören, entwickeln die Abituraufgaben für jedes Fach zentral.

Nach Informationen des Abendblatts könnte ein Problem des Systems darin bestehen, dass zwar die einzelnen Schritte jeweils überprüft werden, eine Gesamtkontrolle am Ende vor der Versendung aber fehlt. Das könnte den simplen Punkt einschließen, dass Originalversion und „pdf“-Fassung nicht noch einmal ausgedruckt wurden, um zu überprüfen, dass beide Fassungen im Druckbild identisch sind.

An einer Schule fiel die Panne gar nicht auf

An mindestens einer Schule sollen die fehlerhaften Aufgaben gar nicht aufgefallen sein. Die Schülerinnen und Schüler haben die Klausuren gewissermaßen „ungestört“ geschrieben und fühlen sich nun erheblich benachteiligt. Dass die Korrekturen der Behörde die Schule während der Prüfung nicht erreicht haben, ist zumindest erstaunlich.

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Während die Abiturienten über ihren Aufgaben saßen, ist eine Abiturhotline der Behörde geschaltet, über die die Prüfungsaufsichten in den Schulen Fragen stellen und Hinweise geben können. Außerdem müssen die Aufsichten regelmäßig ein Mailpostfach kontrollieren, damit Hinweise der Behörde beachtet und an die Prüflinge weitergegeben werden.

„Das ist von einigen Prüfungsaufsichten nicht umgesetzt worden, und daher wurden deren Prüflinge nicht adäquat informiert“, heißt es nun aus der Schulbehörde.

Bio-Abi: Schüler sind mit neuer Lösung nicht zufrieden

Die meisten Abiturienten dürften die Klausur trotz aller Widrigkeiten zu Ende geschrieben haben, obwohl es das Angebot der Schulbehörde gab, sie abzubrechen und später nachzuschreiben. Zu Wort melden sich nun auch diejenigen Abiturienten, die sich für einen Abbruch entschieden haben, weil sie Nachteile für sich befürchten.

Dabei geht es um die sogenannten Präzisierungen, also thematische Eingrenzungen in jedem Fach, die den Schülern in diesem von der Pandemie gezeichneten Schuljahr die Prüfungsvorbereitung erleichtern sollten.

Hamburger Schulbehörde gibt Entwarnung

„Unsere Lehrer haben uns zugesagt, dass zum Nachschreibetermin die gleichen Einschränkungen bei den Themen gelten würden. Das stimmt nun aber nicht mehr. Gestern haben wir die neuen Präzisierungen erhalten. Zum Teil gibt es gravierende Veränderungen, zum Beispiel ist der Bereich Gentechnik, der zuvor ausgespart war, nun nicht mehr gestrichen“, heißt es in einer, dem Abendblatt vorliegenden E-Mail an Rabe von drei Schülern, die das Vorgehen der Behörde für nicht fair halten.

Doch hier gibt die Schulbehörde Entwarnung. „Diese Hinweise für den Nachschreibetermin Biologie sind routinemäßig versandt worden. Vor dem Hintergrund der Panne werden die Hinweise präzisiert und bis Ende der Woche erneut versandt werden. Die Nachschreibeklausur wird sich thematisch an der Originalklausur orientieren“, sagte Behördensprecher Peter Albrecht.