Hamburg. Das städtische Unternehmen lässt seinen neuen Hamburger Stammsitz in Berlin planen: Was der Ökobau statt einer Tiefgarage bekommen soll.

Die HafenCity Hamburg GmbH baut ihren neuen Unternehmenssitz im Quartier Am Sandtorpark/Grasbrook. Das Gebäude mit rund 7200 Qua­dratmeter Fläche wird als sogenanntes Null-Emissionshaus geplant. Die Immobilie soll von der Errichtung über den Betrieb bis hin zu einem möglichen späteren Rückbau und zur Entsorgung, CO-neu­tral sein.

„Mit diesem ambitionierten Nachhaltigkeitskonzept nimmt das Gebäude europaweit eine Vorreiterrolle ein und soll auch für künftige Grundstücksentwicklungen in der HafenCity sowie in den weiteren Stadtentwicklungsvorhaben am Grasbrook, im Billebogen und in der Science City Hamburg-Bahrenfeld ein maßstabsetzendes Vorbild sein“, sagte Andreas Kleinau, Geschäftsführer der Hafen City Hamburg GmbH, am Dienstag.

Der Baubeginn für das Nullemissionshaus soll Anfang 2022 sein. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant. Mit dem Bau des Gebäudes in Höhe der Kreuzung Am Dalmannkai/San-Francisco-Straße – direkt neben dem Heizwerk – wird die letzte städtebauliche Lücke in der westlichen HafenCity geschlossen. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 23,5 Millionen Euro.

Städtisches Unternehmen vergibt Planungsauftrag nach Berlin

Für den Neubau hatte das städtische Unternehmen, das noch seinen Firmensitz an der Osakaallee hat, einen Generalplaner-Wettbewerb ausgelobt, bei dem neben den städtebaulich-architektonischen Anforderungen vor allem auch intelligente und innovative Nachhaltigkeitslösungen gefragt waren.

Den Wettbewerb hat das Büro Heinle, Wischer und Partner aus Berlin gewonnen. „Unser Team entwickelt hier eine Blaupause für nachhaltige Bauten, wir betrachten die Planung, den Gebäudebetrieb und den Rückbau unter den Aspekten der CO-Neutralität. Wir h­aben uns bürointern das Ziel gesteckt, dieses Level bis 2030 für alle Planungsaufgaben zu entwickeln“, sagte Architekt Christian Pelzeter.

Aber wie funktioniert das CO-neu­trale Bauen?: „Nach dem sogenannten Cradle-to-cradle-Prinzip werden die Materialherkunft, der Betrieb sowie die zukünftige Rückbau- und Weiterverwendung von Beginn an in die Planung einbezogen“, sagt Kleinau. Der neue Firmensitz wird von der ersten bis zur fünften Etage ein modulares Holzgebäude sein. „Holz bietet den Vorteil, dass es die Anforderungen an Kreislaufwirtschaft und Emissionsneutralität besonders gut erfüllt“, sagt Kleinau.

Was das Null-Emissions-Haus statt einer Tiefgarage bekommt

Das Erdgeschoss wird aus Stahlbeton hergestellt. Die Fassade wird begrünt. Das trage zur nachhaltigen Verbesserung des Mikroklimas bei, sagt Kleinau. Auf rund 30 Prozent der Dachfläche sind Terrassen für die Gemeinschaftsnutzung vorgesehen. Außerdem wird das Dach zur Gewinnung von Solarenergie mit Fotovoltaik-Modulen belegt. Für das Erdgeschoss ist eine öffentliche Nutzung vorgesehen.

Das heißt, die Flächen könnten an Kulturschaffende beispielsweise für Ausstellungen vermietet werden. Aber dort könnten auch Geschäfte oder Gastronomie einziehen. Wohl einzigartig bei einem Neubauprojekt dürfte sein, dass es keine Tiefgarage für Autos mehr geben wird, sondern lediglich 150 Fahrrad-Abstellplätze.

Zudem soll die emissionsfreie Versorgung von Kreuzfahrtschiffen aus der Zentrale der HafenCity erfolgen. Im Untergeschoss des Gebäudes werden die Umformer der Landstromanlage zur Versorgung der Kreuzfahrtschiffe untergebracht. „Damit können die Schadstoffemissionen der Schiffe während der Liegezeiten deutlich minimiert werden“, sagt Kleinau.

Oberbaudirektor lobt Entwurf für Null-Emissions-Haus

Auch Oberbaudirektor Franz-Josef Höing setzt auf nachhaltiges Bauen und dazu passende architektonische Konzepte: „Gerade in der HafenCity haben wir den Anspruch, bauliche Qualität und ökologische Zielsetzungen auf höchstem Niveau zusammenzubringen. Der Entwurf zum Nullemissionshaus von Heinle, Wischer und Partner setzt mit seiner klaren Architektursprache neue Maßstäbe.“ Der unprätentiöse und einladende Charakter des Gebäudes zeige, wie gut sich Nachhaltigkeit und Architekturqualität ergänzen.

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Welche Bedeutung klimaneutrales Bauen für künftige Projekte hat, betonte HafenCity-Geschäftsführer Kleinau: „Insbesondere Städte sind vor dem Hintergrund der planetaren Grenzen gefordert, sich ökologischer und sozialer Herausforderungen bewusst zu werden und aktiv zur Lösung beizutragen. Sie können damit aber auch zentrale Orte für technische und soziale Innovationen sein.“

Und Kleinau kündigte an: „Als Stadtentwicklungsgesellschaft setzen wir uns aktiv für neue Wege im Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden, aber auch ganzen Stadtteilen ein, die Nachhaltigkeit, Klimaschutz und ressourcenschonendes Bauen integral mitdenken.“