Hamburg. Mehr als 200 Euro pro Piks – ohne Impfstoff. Hausärzte erhalten weniger Dosen. Impfzentrum weist täglich Dutzende trotz Termins ab.

Im Hamburger Impfzen­trum in den Messehallen kostet jeder Impftermin mehr als 200 Euro – und darin ist der Preis für den Impfstoff gegen das Coronavirus von Biontech/Pfizer oder Astrazeneca noch gar nicht enthalten. Wie das Hamburger Abendblatt aus Kreisen der Betreiber erfahren hat, werden allein für die Miete, das medizinische und technische Personal sowie weitere Aufwendungen zweistellige Millionensummen fällig.

Bei rund 260.000 Erstimpfungen bislang, so heißt es, bedeutet das seit Januar rund 52 Millionen Euro. Zwar werde erwartet, dass sich bei Hunderttausenden weiteren Impfungen der Pro-Kopf-Preis noch reduzieren könne. Aber, so ein mit den Zahlen vertrauter Experte, selbst die 200 Euro seien konservativ kalkuliert. „Das könnte auch vierstellig werden.“

Hausärzte sollen weniger Impfdosen erhalten als geplant

In der kommenden Woche soll es einen ersten Überblick über die bisherigen Aufwendungen geben. Die tatsächlichen Kosten – ohne den Impfstoff, der von der Bundesregierung eingekauft wird – werden erst vorliegen, wenn das Impfzentrum wieder geschlossen wird.

Und das könnte sich nach Abendblatt-Informationen noch verzögern. Die Hausärzte, die gerade erst mit dem Impfen angefangen haben, werden nicht die eingeplanten Dosen erhalten. In den ersten beiden Wochen sollten jeweils 940.000 Dosen von Biontech an die Praxen geliefert werden, dann drei Millionen. So hatte es Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versprochen. Die letzte Lieferung wird aber voraussichtlich um die Hälfte auf 1,5 Millionen reduziert, wie der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Walter Plassmann, dem Abendblatt sagte.

Das Team der Hausarztpraxis Volksdorf: Dr. Brigitte Rüther, Dr. Barbara Hempel, Dr. Julia van de Bergh, Dr. Sandra Dolu , Dr. Björn Parey und die Arzthelferinnen Dorota Stanek, Jessica Petersen und Liana Franz.
Das Team der Hausarztpraxis Volksdorf: Dr. Brigitte Rüther, Dr. Barbara Hempel, Dr. Julia van de Bergh, Dr. Sandra Dolu , Dr. Björn Parey und die Arzthelferinnen Dorota Stanek, Jessica Petersen und Liana Franz. © Andreas Laible | Unbekannt

Das sorgt für Verwirrung und „Entsetzen“ auch bei den Hausärzten, wie Dr. Björn Parey (Volksdorf) dem Abendblatt sagte. Er hatte gerade mit dem Impfen begonnen und musste viele „Bewerber“ ablehnen. Denn wegen fehlender Dosen gibt es Impftermine in den Praxen nur auf Einladung. 20 Euro erhalten die Hausärzte pro Impfung, ein Zehntel der Kosten im Impfzentrum. „Immerhin haben wir jetzt einen anderen Weg, die Pandemie zu bekämpfen“, so Parey.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Im Impfzentrum wird wegen gewaltiger Verwirrungen um die Reihenfolge jeden Tag eine zweistellige Zahl von Menschen mit Terminen abgewiesen. KV-Chef Plassmann forderte, die Priorisierung zu vereinfachen.