Hamburg. Patrick Hofmann bietet Schnelltests an. Tochter Liv, angehende Medizinstudentin, hatte Idee zu mobilem Service.

Sie gelten als der Schlüssel zur Öffnung von Geschäften, Restaurants und Hotels und könnten auch den Schulbetrieb sicherer machen: Schnelltests. Doch der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigte Termin, wonach kostenlose Schnelltests ab 1. März beispielsweise in Apotheken überall und für jeden verfügbar sein sollten, wurde gerade erst um eine Woche nach hinten verschoben. „Es sind noch sehr viele organisatorische Fragen zu klären“, sagt Martin Helfrich, Sprecher der für Gesundheit zuständigen Sozialbehörde.

Der Engpass liege nicht in der Beschaffung der Tests („darüber machen wir uns weniger Sorgen“) als vielmehr beim Personal. „Denn nach wie vor müssen diese Schnelltests, die in der Debatte leider gelegentlich mit den noch nicht erhältlichen Selbsttests für zu Hause verwechselt werden, immer von geschulten Fachkräften durchgeführt werden.“ Lehrer, Pädagoginnen und Erzieher könnten sich in Hamburg derzeit schon „kostenlos und anlassunabhängig“ testen lassen, so die Behörde.

Auch die 2019 gegründete Firma DNA4Good mit Sitz am Axel-Springer-Platz testet (kostenpflichtig) jeden Monat „ein paar Tausend“ Menschen – vor allem Mitarbeiter aus Betrieben, die ihr Geschäft nicht ins Homeoffice verlagern können. „Einen Gabelstapler im Hafen kann man nicht von zu Hause aus steuern, und auch die Speditionen müssen ihre Lkw-Fahrer natürlich auf die Strecken schicken.

Unternehmen brauchen schnelle Lösungen

Und es gibt auch mal Vorstandskonferenzen, die nicht als Zoom-Meeting stattfinden können“, sagt Gründer und Geschäftsführer Patrick Hofmann, dessen Gesundheitsfirma vor der Pandemie ihren Schwerpunkt in der Mikrobiom-Analyse hatte. „Wir hatten ein innovatives Verfahren entwickelt, um die Darmbakterien zu sequenzieren und beispielsweise Patienten mit Reizdarm zu helfen.“

So funktioniert die Corona-Impfung in Hamburg:

Doch als Corona aufkam, sei ihm sehr schnell klar gewesen, dass Unternehmen nun schnelle Lösungen brauchen würden, um ihren Betrieb sicher aufrechtzuerhalten. „Nützt ja nichts, wenn ein Kollege am Wochenende auf einer Hochzeit war und alle dann in Sorge sind, er könne nun etwas einschleppen.“ Zu einem recht frühen Zeitpunkt also bot DNA4Good daher Antigen-Schnelltests an, herstellerunabhängig.

Getestete können ihr Ergebnis in einer App vorzeigen

 „Wir arbeiten mit allen Marken, die vom Paul-Ehrlich-Institut als sicher eingestuft sind“, sagt Hofmann. Es war dann seine 19-jährige Tochter Liv, eine angehende Medizinstudentin, die ihren Vater im vergangenen Herbst auf die Idee mit dem „mobilen Service“ brachte. Heißt: eine zertifizierte Fachkraft, zum Beispiel Liv, kommt in den Betrieb und nimmt die Tests ab. Das Ergebnis bekommen die Mitarbeiter dann per Nachricht auf ihr Handy, in eine speziell entwickelte App.

„Diese Authentifizierung, dieser Nachweis ­– das war mir sehr wichtig“, sagt der Vater. „Denn theoretisch kann ja jeder sagen: Habe einen Test gemacht, war negativ. So aber kann man konkret etwas vorzeigen, es ist im Prinzip wie eine HVV-Tageskarte.“

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Tochter Liv, die nach ihrem Abitur am Gymnasium Eppendorf im Sommer 2020 ein zweimonatiges Praktikum in der Allgemeinen Chirurgie am UKE absolvierte und in diesem Herbst ihr Medizinstudium in Potsdam, Wien oder Salzburg aufnehmen will, ließ sich in zwei Schulungen ausbilden und zertifizieren und testet seither. Und testet und testet. Bis zu 30-mal pro Tag. „Ich glaube schon, dass es hilfreich ist, wenn ein ausgebildeter Fremder das tut. Bei einem selbst spürt man womöglich doch eine Hemmschwelle, für diesen Nasenabstrich so tief zu gehen.“

Firma ist bundesweit aktiv – auch für das Modehaus Chanel

Die Hamburger Firma ist bundesweit aktiv, betreut viele Unternehmen im Logistikbereich, auch große Marken wie das Modehaus Chanel. „Das geht, weil wir über ein Netzwerk aus Ärzten verfügen. Wenn Chanel also beispielsweise in Frankfurt eine Reihentestung braucht, können wir sofort einen Experten schicken“, sagt Patrick Hofmann.

Die Kosten lägen je nach gebuchtem „Paket“ zwischen fünf und 50 Euro. So bietet DNA4Good auch über eine Partnerfirma, das Berliner Unternehmen meduplus an, Mitarbeiter aus den einzelnen Betrieben online zu schulen, damit sie künftig an ihren Kollegen die Tests durchführen können.

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Sorge, dass der angekündigte, kostenlose Zugang zu Schnelltests sein Geschäft schädigen könne, hat Patrick Hofmann nicht: „Nein, das ist ein tolles Angebot der Politik und gar keine Konkurrenz für uns. Denn das ist für Privatpersonen gedacht, wir aber machen das für den professionellen Markt und liefern eben auch durch unsere App immer einen Nachweis.“ Dieser sei gerade für die Gastronomie- und Hotelbranche, die Tausende von Mitarbeitern beschäftige, sehr interessant.

Die AHAL-Regeln gegen Corona: So verringern sie das Ansteckungsrisiko

  • Abstand halten: Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Hygiene: Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund, waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife und achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Im Alltag Maske tragen: Auch wo die (erweiterte) Maskenpflicht nicht gilt, ist es empfehlenswert, sich und andere vor Ansteckung zu schützen. FFP2-Masken oder OP-Masken bieten Schutz vor Ansteckung
  • Lüften: Wenn Sie sich mit anderen Personen in einem Raum aufhalten, lüften Sie regelmäßig, um das Risiko einer erhöhten Viruskonzentration in der Raumluft zu verringen
  • Außerdem: Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden