Hamburg. 89.551 der Vierbeiner sind in Hamburg registriert - Tendenz steigend. Was macht den Reiz aus? Wir haben uns bei Hundehaltern umgehört.
Es ist diese Lebensfreude, die Hundehalter immer wieder an ihren Tieren fasziniert. Wie sie sich über Schneeflocken freuen können, die vom Himmel fallen, oder über ein Blatt, das sich im Wind über den Boden bewegt. Und dann dieser Hundeblick! Zum Dahinschmelzen…
Egal, wie die Laune ist, welche Sorgen einen plagen: Eine Runde mit dem Hund lenkt ab und macht den Kopf frei. Das Glück vom eigenen Hund verspüren immer mehr Hamburger. Und dabei zeigt sich die Hansestadt ausgesprochen hundefreundlich.
„Es ist ohne Zweifel so, dass Menschen, die Haustiere haben, weniger einsam sind“, sagt Wissenschaftler Frank Nestmann von der TU Dresden. Dort gibt es eine Forschungsgruppe, die die Beziehung zwischen Tier und Mensch untersucht. „Haustiere strukturieren zudem den Alltag, bieten Gesellschaft, und sie machen Freude“, sagt er. Und das nicht nur zu Corona-Zeiten.
Menschen mit Hunden sind selbstbewusster
Menschen mit Hunden, so Nestmann, seien selbstbewusster. Nicht nur, weil ihr Liebling sie anhimmelt, sich dem Menschen bedingungslos zuwendet, sondern weil er oft genug auch das macht, was Herrchen oder Frauchen von ihm verlangen.
Aber ist es tatsächlich Liebe? „Mensch und Hund leben seit 20.000 bis 30.000 Jahren zusammen. Das hat zu einer besonderen Nähe geführt, und internationale Studien zeigen, dass Hunde uns viel näher sind als gedacht“, sagt Nestmann. Und das auf sozialer, psychologischer und physiologischer Ebene. Faszinierend: „Hund und Mensch haben ähnliche Gehirnstrukturen mit gleichen Funktionen.“
Das ist die entwicklungsgeschichtliche Grundlage dafür, sich zu verstehen, Beziehungen miteinander zu knüpfen und Bindungen zueinander aufzubauen. Wissenschaftler, so Nestmann, trauen sich kaum von Liebe zu sprechen, die der Hund dem Menschen entgegenbringt. „Aber irgendetwas ist es, und vielleicht ist es Liebe.“
Ein Hund ist ein echtes Familienmitglied
Jeder Hundehalter empfindet jedenfalls Liebe für sein Tier. Ein Hund ist ein echtes Familienmitglied, mit dem es sich in Hamburg anscheinend gut leben lässt. „Hamburg hat viele Grünanlagen, die Menschen sind liberal, und es gibt selten Ärger“, sagt Božo Furkes, Besitzer von Australian-Sheperd-Hündin Suki.
Generell gilt Leinenpflicht, von der man sich aber befreien lassen kann. In den 134 Auslaufzonen – das sind Wege, Pfade und Rasenflächen in öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen – können sich die Hunde (mit Ausnahme der gefährlichen Tiere im Sinne des Hundegesetzes) ohne Leine bewegen. Die Bezirksämter sind angehalten, so viele Hundeauslaufzonen einzurichten, dass Hundehalter diese in einem Umkreis von zwei Kilometern erreichen können.
Allerdings steigt die Zahl der Hunde in der Hansestadt stetig an, ohne dass es mehr Freilauf- und Grünflächen gibt. Sind im Jahr 2019 rekordverdächtige 89.551 Hunde in Hamburgs Hunderegister erfasst, waren es im Vergleich dazu im Jahr 2012 lediglich 60.000 Hunde.
Hunde sind in Hamburg gefragt in Corona-Zeiten
Allerdings ist es so, dass nicht alle Hundehalter ihr Tier nach dem Wegzug aus Hamburg, bei der Abgabe oder dem Tod des Tieres auch tatsächlich aus dem Hunderegister abmelden, aber die Tendenz ist dennoch eindeutig. Und gefühlt schaffen sich gerade in Corona-Zeiten noch mehr Menschen einen Hund an. Züchter verzeichnen eine höhere Nachfrage, Welpen sind kaum noch zu haben. Auch das Hamburger Tierheim an der Süderstraße hat bereits viele Hunde wegen der hohen Nachfrage abgegeben.
„Es werden besonders Welpen und junge gesunde Hunde nachgefragt. Viele Interessenten suchen nach einem Stadthund, der bereits einiges für das Zusammenleben mit Menschen gelernt und eine kleine bis mittlere Größe hat“, so die tierärztliche Leitung Urte Inkmann. „Trotzdem vermitteln wir mit Augenmaß, damit unsere Tiere auch nach Corona noch ein Zuhause haben.“
Ob Hund und Halter zusammenpassen, hänge in erster Linie von den jeweiligen Bedürfnissen ab. „Menschen, die einen tollen Familienhund suchen, werden bei uns ebenso fündig wie diejenigen, die einem Senior noch einen schönen Lebensabend bereiten oder mit einem aktiven Hund durchstarten wollen. Einige Tiere brauchen erfahrene Menschen, wiederum andere sind perfekte Anfänger-Hunde“, so Inkmann.
Die beliebtesten Hunderassen in Hamburg
Am beliebtesten sind in Hamburg bezirksübergreifend seit Jahren Mischlinge. Von 2006 bis 2020 gab es in allen sieben Bezirken 17.219 Mischlinge, gefolgt vom Labrador Retriever mit 8834. Auf Platz drei der beliebtesten Hunde in Hamburg ist der Jack Russell mit 4944. Nur in Wandsbek liegt der Golden Retriever mit 1007 Hunden noch vor dem Jack Russell auf dem zweiten Platz.
Rassehund vom Züchter oder ein Hund aus dem Tierschutz? Darüber gehen die Expertenmeinungen auseinander. Urte Inkmann vom Hamburger Tierschutzverein e.V.: „Uns ist bewusst, dass der Transport von Hunden ins europäische Ausland keine nachhaltige Verbesserung der Situation in den Heimatländern bewirkt – wenngleich er für jeden einzelnen Hund ein neues, sicheres Leben bedeutet.“ Der Hamburger Tierschutzverein arbeite daher mit einem seriösen Partner, dem Tierhilfe Hoffnung e.V., zusammen, der die Smeura betreibt (das weltgrößte Tierheim mit 6000 Hunden) und sich vor Ort für eine nachhaltige Verbesserung der Tierschutzsituation einsetzt.
Tierärztin warnt vor Hunden aus Südeuropa
Die Hamburger Tierärztin Dagmar Vogel sieht das kritischer und warnt davor, Hunde aus dem Tierschutz zu kaufen. Sie erlebt in ihrer Praxis immer häufiger, wie krank diese Tiere teilweise sind. Das Problem: Weil in den Ländern Süd- und Südosteuropas ein anderes Klima herrscht, können die Hunde für diese Regionen typische Erreger und Parasiten nach Deutschland bringen. Zwar sind Hunde aus seriösem Tierschutz auf diese Mittelmeerkrankheiten getestet, doch: „Auch wenn ein Test negativ ausgefallen ist, kann der Hund später eben doch noch eine Leishmaniose entwickeln.“
Die Leishmaniose ist eine durch Parasiten hervorgerufene Infektionskrankheit, die von Sandmücken übertragen wird. Ist ein Hund einmal erkrankt, bleibt er sein Leben lang infiziert. „Das wird dann auch für den Tierhalter teuer, da dieser Hund sein Leben lang Medikamente nehmen muss“, so Dagmar Vogel. Sie hält grundsätzlich nicht viel davon, sich einen Hund aus dem Tierschutz anzuschaffen: „Häufig zeigen diese Hunde starke Verhaltensauffälligkeiten. Die kommen oft aus sehr ländlichen Regionen in die Großstadt und sind völlig überfordert – und die Halter, gerade Hundeanfänger, dann auch.“
Häufig würden die Neu-Besitzer über diese Krankheiten und Probleme nicht gut genug aufgeklärt, so ihre Beobachtung. Ihr Appell: „Sich Zeit nehmen, um einen Hund zu finden, und nicht im Internet shoppen gehen, sondern im Tierheim gucken. Ich würde nur Hunde aus Deutschland nehmen.“
Tierheim testet alle Hunde aus dem Ausland
Urte Inkmann hält dagegen: „Die Krankheiten wurden früher Mittelmeerkrankheiten genannt, heute nennt man sie Reisekrankheiten oder von Vektoren übertragene Krankheiten. Diese Krankheiten haben sich durch Reisen, Importe und den Klimawandel, der die Verbreitung der Vektoren wie Zecken und Mücken begünstigt, überall verbreitet.“ Das Tierheim testet alle Hunde, die aus dem Ausland kommen. „Zudem stellen wir die Hunde in Absprache mit der Behörde bis zum Erhalt der Laborergebnisse unter Quarantäne und leiten alle notwendigen Prophylaxe- und gegebenenfalls Therapiemaßnahmen ein.“
Ein großes Problem derzeit ist der illegale Welpenhandel, der angesichts der hohen Nachfrage boomt. Dagmar Vogel berichtet von einer Tierhalterin, die ihre Katze auf einem Parkplatz aus dem Kofferraum gekauft hat. Angeblich, um in Corona-Zeiten die Hygienemaßnahmen einhalten zu können.
Wer sich einen Hund oder überhaupt ein Tier anschaffen möchte, sollte auf keinem Fall einen schnellen Kauf machen. Urte Inkmann: „Wer auf solche Inserate aufmerksam wird oder derartige Erfahrungen macht, sollte die Polizei verständigen. Viele der Welpen sind leider viel zu jung zum Verkauf, sind krank und haben gefälschte Impfpässe. Dennoch hilft ihnen auch ein Kauf aus Mitleid leider nicht.“
Was macht nun genau den Reiz aus, ein Hundebesitzer zu sein? Wir haben uns bei Herrchen und Frauchen umgehört:
Alke von Kruszynski und Großpudel Bo
Obwohl zwei Burmakatzen im Haus leben, wollte Alke von Kruszynski als Katzenmensch einen Hund, ihr Mann Sascha aber eigentlich keinen. Als der Sohn 2019 auszog, wurde der Wunsch nach einem Gefährten immer größer, denn plötzlich war sie oft allein zu Haus. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Auszug meines Sohnes mich so aus der Bahn werfen würde. Aber wo vorher Familie war, war nichts mehr.“
Sie hatte, da ist sie sicher, eine echte Depression. „Ich war traurig.“ Dann kam Corona, und als selbstständige Yogalehrerin wurde ihre berufliche und finanzielle Situation schwierig. Ihr Mann sah, dass es ihr nicht gut ging, und erfüllte den Hundewunsch.
Großpudelrüde Bo kam von einer Züchterin aus Hessen als Welpe zu ihnen. „Der Pudel ist ja total angesagt, es ist gar nicht leicht, einen zu bekommen. Die Züchter nehmen nicht jeden.“ Bei ihr hat es geklappt. Warum ein Pudel? „Er passt perfekt zu mir. Er ist nicht zu sportlich, um Agility machen zu müssen. Und ich finde an Pudeln toll, dass sie bis ins Alter verspielt bleiben. Ich mag auch, dass sie schlau sind. Er haart nicht und mieft nicht.“ Einen Hund zu haben bereichere ihr Leben sehr: „Ich habe wieder Sozialkontakte und lebe ein Leben, das zu mir passt.“
Gerade im Lockdown, wo sie Yoga nur online unterrichten kann, seien diese Kontakte auf der Hundewiese mit anderen Haltern umso wichtiger. Sie hat nichts dem Zufall überlassen und sich vor der Anschaffung über alles informiert. Was braucht der Hund? Wie wird er ernährt? Bo wird gebarft. BARF ist eine Ernährungsmethode, bei der Haustiere naturbelassenes Futter, also rohes Fleisch, rohen Fisch, Innereien und Knochen, erhalten. Meist wird die Nahrung noch um rohes Gemüse, Obst, Nüsse und Öle ergänzt.
Trotz der akribischen Vorbereitung, sagt Alke von Kruszynski, habe sie zu Beginn Fehler gemacht und den Hund mit zu vielen Aktivitäten überfordert. Er brauchte viel mehr Ruhe, als ihr klar war. Eine Hundetrainerin habe ihr dann viel erklärt und beigebracht. „Die sieht sich den Menschen an und sieht, was der Hund braucht. Es ist eher ein Coaching der Menschen.“
Weil Pudel regelmäßig zum Hundefriseur müssen, hat sie sich das ganze Equipment dafür selbst zugelegt und schert Bo die Locken selbst. „In mir schlummert ein Hair- und Make-up-Artist“, sagt sie und lacht. Und ihr Mann, der keinen Hund haben wollte? „Er liebt den Hund genauso abgöttisch wie ich, das war ja klar.“
Marianne Osgart und Terrier-Schnauzer-Dackel-Mischling Kookie
„Das letzte Kind hat Fell“, sagt Marianne Osgart und lacht. Sie meint ihren Terrier-Schnauzer-Dackel-Mischling Kookie. Weil ihr Sohn Einzelkind ist und einen Kumpel haben sollte, hat sich die Familie einen Hund geholt.
Wie so häufig war der Mann im Haus erst skeptisch, hielt nichts von Hunden, die nur Dreck verteilen und Bakterienschleudern seien. Er hatte aber ein Einsehen. Und schließlich hatte der heute 14-jährige Emil damals viel versprochen. Man kennt das: Er werde jeden Tag mit dem Hund rausgehen, ihm von seinem Taschengeld Futter kaufen. Ein halbes Jahr hat das mit dem Verantwortungsgefühl prima geklappt. Heute kümmert sich Emils Mutter hauptsächlich um Kookie. Das war ihr aber klar. Und sie macht es sehr gern.
Sie ist es, die jeden Morgen mit ihm vor die Tür geht und abends die letzte Runde dreht. Da die Zahnärztin berufstätig ist, kommt unter der Woche ein Gassiservice und holt Kookie von zu Hause aus ab, so hat er genügend Auslauf. Wie Kookie so ist? Er bellt jeden an, der sich dem Haus nähert, prescht auch schon gern einmal im Garten zum Zaun.
„Die Nachbarn kennen das und erschrecken sich schon nicht mehr“, sagt Frau Osgart. So ist Kookie: große Klappe einerseits und unsicher andererseits. Einfach ist der kastrierte Rüde jedenfalls nicht. Bei großen Rüden reißt er das Maul auf, mit kleineren Hunden hat er kein Problem. Aber Kookie kann auch anders: „Kookie ist sehr gelehrig und spielt wahnsinnig gern ein Leckerlie-Suchspiel“, sagt Frauchen.
Dennoch: Vielleicht hätte sie sich für die Wahl der richtigen Rasse beziehungsweise Mischung mehr Zeit nehmen müssen, sagt Marianne Osgart heute. Ausgerechnet ein Terrier-Schnauzer-Dackel-Mix, jede Rasse für sich gilt im Allgemeinen als dickköpfig, als schwerer erziehbar. Obwohl mit Hunden aufgewachsen, sei sie eben doch Anfängerin. Sie haben Kookie vom Bauernhof geholt, von heute auf morgen in einer Nacht-und-Nebelaktion. Noch nicht einmal Leine und Napf hatten sie zu Hause. „Ich wusste nichts über Hundeerziehung“, sagt sie. Auch ein Rüde sollte es unbedingt sein, heute würde sie lieber ein Weibchen nehmen. „Ich habe am Anfang wirklich vieles falsch gemacht.“
Also hat sie eine Menge Geld investiert und eine Hundetrainerin engagiert. Zehn Stunden Einzeltraining waren es bislang. Das habe sehr geholfen, sodass die beiden ein immer besseres Team werden. „Ich habe so viel über Körpersprache gelernt.“ In der Hundeerziehung gilt wie bei Kindern: konsequent dranbleiben. Und das Gelernte muss auch geübt werden. Da ist der Mensch gefordert. „Ich habe nicht fertig geübt, weil ich zu bequem bin.“ So geht es wohl vielen Hundehaltern.
Obwohl Ehemann Nils nur sonnabends mit Kookie eine Runde joggen geht, sei er der Chef, sagt Frau Osgart. „Das liegt an mir. Wenn ich angespannt bin, überträgt sich das auf den Hund. Bin ich entspannt, läuft es gleich besser.“ Ihr Mann sei da lockerer. Dennoch verbringt sie die meiste Zeit mit Kookie, geht mit ihm in den Wehbers Park, von dem Kookie denkt, es sei seiner, wie überhaupt ganz Eimsbüttel sein Revier sei. Da kommt die große Klappe immer wieder durch. Das stresst sein Frauchen mal mehr, mal weniger. Je nach Tagesform.
Das Anstrengende im Leben mit Hund seien oftmals die anderen Hundehalter, sagt Frau Osgart. Was habe sie sich für Ratschläge und Erziehungstipps anhören müssen, ungefragt natürlich. Und wie egoistisch viele Hundehalter seien. „Wenn jemand bittet, den Hund an die Leine zu nehmen, reagieren manche Hundehalter darauf total aggressiv und akzeptieren die Angst der Mitmenschen nicht. Das verstehe ich nicht.“ Viele vergreifen sich im Ton, seien unfreundlich, rücksichtslos und hätten so eine aggressive Art. Das sei überhaupt nicht ihre Welt.
André Märklin und Weimaraner Apollo
Auch bei André Märklin waren es seine Kinder (heute 14 und 17), die einen Hund haben wollten. Ein Klassiker. Bis Apollo vor acht Jahren zur Familie kam, hielten die Märklins Hühner im Garten. Ein Faible für Tiere war also schon da.
Die Kinder wollten einen kleinen Hund, aber Vater André bestand auf ein eher stattliches Tier. „Ich wollte einen Hund, zu dem ich einen körperlichen Zugang haben und mit dem ich viel Sport zusammen machen kann. Es war doch klar, dass ich es dann sein werde, der ein Leben lang mit dem Hund rausgeht“, sagt er.
Und so kam es ja dann auch. Es sollte ein Weimaraner sein. Diese Rasse war eine Zeit lang schwer zu bekommen und wurde nur an Jäger abgegeben oder an andere Menschen, die diesen Tieren die Auslastung bieten können, die sie benötigen. „Als Schoßhund in der Wohnung in der Stadt eignen sich diese Hunde nicht“, sagt Märklin, während es sich der 38 Kilo schwere Apollo auf dem Schoß der Reporterin bequem macht.
Er versucht es zumindest, denn eigentlich ist er dafür zu groß. Wie war das mit Schoßhund? Nun ja, auch ein aktiver Hund braucht eben seine Kuscheleinheiten. Apollo sei super verschmust, „der freundlichste Hund und wahnsinnig diplomatisch“, so sein Halter. Er ist gut in Hundebegegnungen und gut mit Menschen.
Bis vor Kurzem gab es noch einen zweiten Weimaraner in der Familie. Doch Loki musste eingeschläfert werden, weil er einen Gehirntumor hatte. Darüber zu sprechen fällt Märklin schwer. Wer ein Haustier hat, weiß: Es dauert lange, über den Verlust hinwegzukommen.
Mit Apollo hat André Märklin den perfekten Sportkumpel. Sie gehen joggen, fahren Fahrrad und machen Antijagdtraining, das heißt: Obwohl Weimaraner Jagdhunde sind, kann Apollo auch dann sitzen bleiben, wenn er Hasen oder Rehe sieht. Drei Stunden am Tag gehören ausschließlich seinem Hund.
Einen Hund wie Apollo kann man nicht den ganzen Tag unbeschäftigt allein zu Hause lassen, „dann zerlegt er die Bude“, sagt Märklin. Von Hundehaltung in der Stadt hält er übrigens nicht so viel. Nicht jeder hat ein Haus mit Garten wie die Märklins. „Die Stadt ist voll mit Hunden. Das hat sich seltsam entwickelt. Auch die Preise, die man inzwischen für Hunde zahlt. Aber ich kann natürlich verstehen, warum die Menschen einen Hund haben wollen.“
Das Tolle an Hunden? „Es ist das einzige Tier, mit dem man eine solch enge Beziehung aufbauen und zusammen leben kann. Er ist so sozialisiert, dass er mit dem Menschen zusammen arbeitet.“ Märklin ist angetan von der Intelligenz von Hunden. „Er kann die Gestik und Mimik vom Menschen interpretieren und verstehen.“
André Märklin, Werber von Beruf, weiß das auch, weil er sich intensiv mit dem Wesen und Verhalten von Hunden beschäftigt. Denn gerade ist er dabei, seine Ausbildung zum Hundetrainer bei der Ausbildungsstätte ATN in der Schweiz abzuschließen. Die Ausbildung hat er einfach so aus Interesse gemacht, nicht weil er damit beruflich Geld verdienen will. Vielleicht später einmal. Er habe dort viel fürs Leben gelernt. „Die Erkenntnisse aus der Hundetrainerausbildung haben große Auswirkungen auf mein Leben“, sagt er.
Im Kern geht die Erziehung über positive Verstärkung. „Du fokussierst dich darauf, was der Hund toll macht, nicht darauf, was er nicht tun soll.“ Es geht um Wertschätzung, wie beim Menschen auch. Jeder lernt besser, wenn er gelobt wird, nicht wenn man ihm ständig sagt, was er alles falsch macht.
Božo Furkes und Australian-Shepherd Suki
Suki ist Božo Furkes Traumhund. Dieses Fell, diese Färbung. Genau so sollte sie sein, dazu hat sie natürlich einen tollen Charakter. Und wie jeder Hundehalter, sagt auch Furkes über seine 21 Monate alte Australian-Shepherd-Hündin: Suki sei der beste Hund der Welt. „Ich wollte einen Abenteurerhund, einen kernigen mit einer freundlichen Natur.“ Hat er bekommen.
Wenn Furkes über seine Hündin spricht, dann gerät er ins Schwärmen, auch das ist völlig normal bei Hundebesitzern: „Suki ist ein Sonnenschein. Auf den Menschen übertragen, würde ich sagen, sie ist eine positive und zuversichtliche Zeitgenossin.“ Liebe und Stolz sind ihm deutlich anzumerken. So ein Hund vermittelt eben Lebensfreude pur. Als Kind, sagt er, war er Hunden gegenüber eher furchtsam, später fand er sie toll, hat sie gern beobachtet. Bis er dann Suki von einer Züchterin aus Norddeutschland zu sich nach Hause holte.
Jetzt kann er seinen eigenen Hund beim Toben mit Artgenossen auf der Alsterwiese beobachten. Oder auch mal an der Elbe am Falkensteiner Ufer und im Stadtpark. Sie sind gern unterwegs. Suki kann sehr schnell rennen. „Suki ist wie ein Golf GTI. Sie kann gemütlich und ruhig sein und dann plötzlich sportlich und den Turbo einschalten.“
Sie liebe es, andere Hunde zu jagen und gejagt zu werden. Meistens aber ist sie die Schnellere. „Außer beim Vizsla oder Windhund vielleicht, die sind noch schneller.“ Suki sei zuverlässig und selbstbewusst, ohne anstrengend zu sein. Hamburg erlebt er als hundefreundliche Stadt. „Die Menschen sind sehr liberal, und es gibt kaum Streitereien. Wenn ich erkenne, dass jemand Hunde nicht mag oder Angst hat, nehme ich Suki zu mir.“ Rücksichtnahme, darum geht es im Miteinander. Dann gibt es auch keine Konflikte.
Der Hund hat unbekannte Seiten an dem Fotoredakteur zum Vorschein gebracht: Er, der schon fast ein wenig pingelig war und es in der Wohnung gern blitzblank hatte, regt sich heute über Hundehaare nicht mehr auf. „Das ist so viel entspannter.“ Auch dass er mindestens dreimal Tag für Tag bei Wind und Wetter mit dem Hund raus muss, macht ihm nichts aus. „Wenn ich mal keine Lust habe: Sobald ich dann draußen bin, sehe ich daran nichts Schlechtes. Ich verpasse zu Hause nichts.“ Zwei bis drei Stunden täglich verbringen die beiden an der frischen Luft. Auf seinen Schrittzähler guckt Božo jedenfalls sehr gern. 10.000 Schritte jeden Tag sind normal, 20.000 auch. Kein Ding.
Ohne Klarheit und Konsequenz geht es allerdings nicht, wenn man einen Hund hat, sagt Furkes. Das hat ihm die Hundetrainerin von Anfang an beigebracht, und das befolgt er auch gewissenhaft. „Ich dachte, ich kann nicht konsequent und klar sein, aber es geht, und Suki braucht das.“
Kurze Kommandos, dann läuft es. Er mag an Hunden so sehr, dass sie dem Menschen zugewandt sind. Suki ist das auf jeden Fall. Beim Gespräch draußen an der Alster schaut sie immer wieder an ihrem Herrchen hoch und sucht den Blickkontakt. Die beiden haben offensichtlich eine tolle Bindung. „Gerade in diesen Zeiten ist ein Hund gut, um gesund im Kopf zu bleiben. Der Hund zwingt einen zu Regelmäßigkeit und zu Ritualen. Ich habe Glück gehabt mit Suki.“
Jan Schawe und Cockapoo Gustav
Eigentlich wollte Jan Schawe keinen Hund mehr. Der Schmerz nach dem Tod von Bootsmann war zu groß. 14 Jahre alt ist sein Labradormischling geworden. Dann vier, fünf Jahre später, war es doch wieder so weit. Durch einen Zufall. „Ich hatte bei einer Freundin diesen süßen Hund gesehen, so einen wollte ich auch.“ Und so kam Cockapoo Gustav zu Jan Schawe in dessen Singlehaushalt.
Cockapoos sind eine Mischung aus Pudel und Cockerspaniel – und mittlerweile sehr beliebt. Dabei wollte Schawe keinen Modehund. „Ich hatte auch im Tierheim geguckt, aber keinen Passenden gefunden.“ Wichtig sei, dass der Hund menschenfreundlich ist und dass niemand Angst vor ihm haben muss. Denn Gustav ist seit zweieinhalb Jahren immer an Jans Seite, dem Geschäftsführer von Mutterland, und schon ein inoffizieller Mitarbeiter.
Weil in den Läden Kundenverkehr ist, musste es ein freundlicher, niedlicher Hund sein. „Vor schwarzen Hunden haben viele Menschen Angst.“ Aber so ein rötlich-beiges Wollknäuel wie Gustav jagt nicht unbedingt einen Schrecken ein. Ganz im Gegenteil: Ihm muss man einfach ins weiche Fell fassen. Weil er natürlich das eine oder andere frisst, was im Laden an Leckereien auf den Boden fällt, nennt Jan Schawe ihn auf dem hundeeigenen Instagram-Account Gourmet Gustav.
In die Chocolaterie und in die Backstube darf er als Hund selbstverständlich nicht. „Mir geht es da nicht um Follower, sondern ich führe den Account wie ein Tagebuch. Jeden Tag poste ich ein Foto von Gustav.“
Das sei in zwölf Jahren eine schöne Erinnerung. Und so sieht man Gustav entspannt auf dem Sofa liegen oder im Schnee toben. Was er liebt: mit anderen Hunden spielen, mit Herrchen unter der Dusche stehen, stundenlang schlafen, rennen, fressen. Was er nicht mag: Autofahren, in die Badewanne. „Ich nenne ihn Mini-Alpaka, weil er wie die total neugierig ist und gleichzeitig ängstlich“, sagt Jan.
Als Kind wollte Jan Schawe schon immer einen Hund haben, aber stattdessen wurden er und seine Geschwister mit Zwergkaninchen abgespeist. Er mag alle Tiere, grundsätzlich. „Aber mit einer Kuh habe ich mich noch nicht so beschäftigt. Das Faszinierende am Hund ist der Charakter. Man merkt, wenn er sich freut, er ist neugierig.“
Erziehungsfragen geht Schawe ganz entspannt an. Er ist kein Freund davon, dem Hund ständig Leckerlis in die Schnauze zu schieben. „Ich bin altmodisch und freue mich, wenn er mal Bockmist baut. Er ist nicht ganz so erzogen, wie er sein sollte, aber wir Menschen sind doch auch nicht perfekt.“ Und so klappt der Rückruf immerhin meistens.
Gustav ist ein Hund mit hohem Pflegeaufwand. Das liegt am Pudelfell, und so geht es regelmäßig in den Hundesalon. Beim ersten Lockdown hatte Schawe nicht mitbekommen, dass Hundefriseure arbeiten dürfen, er hat Gustav mit der Nagelschere selbst frisiert. „Ich war stolz auf mein Ergebnis, habe nach dem Besuch beim Hundefriseur aber doch einen Unterschied gesehen.“
Franziska Kausch und Golden Retriever Lupo
Mit Hunden aufgewachsen, war der Wunsch nach einem eigenen bei Franziska Kausch schon immer da. „Als Teenie waren alle doof, nur mein Hund nicht“, sagt sie und lacht. Hunde seien eine totale Bereicherung. „Sie sind so unverfälscht, und man bekommt direktes Feedback. Sie sind Teil des Lebens, mehr als ein Kleintier im Käfig etwa.“ Aber lange Zeit passte ein Hund nicht in ihr Leben: eine Wohnung im vierten Stock, das Studium, die Arbeit.
Mit dem Einzug in eine Hochparterre-Wohnung war klar: Jetzt ist die Zeit für einen Hund reif. Vor acht Jahren zog Lupo bei ihr ein. Ein Golden Retriever, der ein bisschen aussieht wie ein Eisbär. Kuscheliges Fell, tapsig, aber viel ungefährlicher als ein Bär. „Böse gesagt ist er Prinz Walross, netter ausgedrückt ein Buddha“, sagt Franziska Kausch.
Lupo ruht eben in sich. Von Hektik und Aufgeregtheit keine Spur, außer wenn der Wind in eine Plane kracht oder zu Silvester die Böllerei losgeht. Dann ist er schreckhaft. Ansonsten gilt bei ihm das Motto „immer mit der Ruhe“: „Lupo ist mein Geduldshero“, sagt Franziska, die eher Typ Hektikerin ist. „Ich bin wahnsinnig ungeduldig. Dass ich solch einen Hund bekommen habe, kann kein Zufall sein.“ Von ihm hat sie Geduld lernen müssen. Denn wenn Lupo nicht will und einfach mal stehen bleibt, dann nützt Hektik gar nichts. Das ist dann passiver Widerstand.
Er kann aber auch anders! Regelmäßig fährt sie mit ihm nach St. Peter-Ording oder an die dänische Nordseeküste. Wasser ist sein Element. Aber auch dort eher Lupo-mäßig: „Statt den Wellen hinterherzujagen wie die anderen, geht er hinein und nimmt ein Bad.“ Und anders als die meisten seiner Art ist er kein leidenschaftlicher Apportierhund.
Lupo ist bei ihrer Arbeit als freiberufliche Fotografin fast immer dabei, in dem Fotostudio kennt man ihn schon. Und wenn er mal allein bleiben muss, hat Franziska Kausch ein Netzwerk an Freunden, die auf ihn aufpassen. „Anders geht es als Single auch nicht“, sagt sie. Ein bisschen hat Franziska Kausch ihre Hundeliebe zum Nebenjob gemacht. In ihrem Sommerbunt_shop verkauft sie auf Instagram unter anderem selbst gemachte Leinen.
Hamburg erlebt sie als hundefreundlich. „Ich hatte noch nie Ärger. Ich scanne meine Umgebung, und wenn ich sehe, da nimmt eine Mutter ihr Kind zu sich, signalisiere ich, dass ich meinen Hund im Blick habe und ihn nicht einfach drauflosstürmen lasse.“ Weil Lupo so plüschig wie ein Teddy ist, wollen die meisten Kinder ihn ohnehin streicheln und haben keine Angst.