Hamburg. 1750 Menschen gingen auf die Alster – gegen jede Vernunft. Wie lange die Kälte anhält und worauf man jetzt achten muss.

Strahlender Sonnenschein und knackig kalte Wintertemperaturen haben am Wochenende Zehntausende Hamburger nach draußen gelockt. Allerdings nicht nur in die Parks, an die Alster und Elbe, sondern trotz wiederholter Warnungen auch auf die zugefrorenen Eisflächen.

Zwischen 1500 und 2000 Menschen zählte die Hamburger Polizei am Wochenende bei ihren Einsätzen im gesamten Stadtgebiet auf größeren und kleineren Eisflächen. 1750 waren es auf der Alster, wie es am Sonntagabend hieß. Besonders viele Menschen waren laut Polizeisprecherin Evi Theodoridou im Bereich der Außenalster und den umliegenden Fleeten auf dem Eis. „Am Sonnabend hat es allein hier mehr als 200 Einsätze gegeben. Mehr als 1000 Menschen mussten dazu aufgefordert werden, die Eisflächen zu verlassen“, so Theodoridou weiter. Die meisten hätten sich sofort einsichtig gezeigt. So auch ein Vater, der am Sonnabend mit Kinderwagen die Außenalster betreten hatte.

Auch im Stadtpark muss die Polizei eingreifen

Die Hamburger Polizei appelliert: „Es ist wichtig, dass Erwachsene sich vorbildhaft verhalten und nichts vormachen, was gefährlich ist. Kinder könnten es nachmachen und das kann im schlimmsten Fall tödlich enden.“

Wie gefährlich das Betreten der Eisflächen ist, zeigte sich ebenfalls am Sonnabend, als eine 15-Jährige am Nachmittag in den Leinpfadkanal einbrach. „Passanten konnten sie retten und Schlimmeres verhindern. Zum Glück blieb die 15-Jährige so unverletzt“, so die Polizei.

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Auch im Stadtpark gingen am Sonnabend einzelne Menschen auf das Eis des gefrorenen Sees, wurden jedoch sofort von zwei Polizeistreifen per Lautsprecher ermahnt.  Ansonsten herrschte in der Grünanlage nur sonnige Gelassenheit: Die vielen Spaziergänger kamen sich entgegen, ohne sich zu nahe zu kommen – die Polizei musste nicht eingreifen. Ein Gitarrist saß verträumt klimpernd auf seinem Verstärker. In seinem Koffer blitzten sehr viele Euro-Münzen und auch Geldscheine - etwas Unterhaltung wird in diesen Zeiten offenbar besonders goutiert.

Im Nienstedtener Wesselhoeftpark kam es bereits am Freitag zu einem Polizeieinsatz.  Dort wurde der größere der beiden Teiche, der traditionell seit Jahren als Schlittschuhbahn und Eishockeyfeld genutzt wird, komplett geräumt, weil auch hier Menschen auf dem Eis unterwegs waren. Lange blieb die Eisdecke allerdings nicht menschenleer. Denn auch am Sonnabend und Sonntag herrschte dort wieder Hochbetrieb. Ähnliches ereignete sich auch auf dem dem Außenmühlenteich im Harburger Stadtpark. Die Polizei rückte mehrmals an, um die Leute vom Eis zu holen. Kaum waren die Beamten weg, wagten sich die nächsten auf das Eis.

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An anderen Orten in der Stadt genossen die Hamburgerinnen und Hamburger das Bilderbuch-Winterwetter auf weniger riskante Art. So etwa in Planten un Blomen, wo sich etwa am Sonntag Hunderte Spaziergänger und Sportler tummelten. Die flachen Terrassenteiche wurden hier und da zu vergleichsweise ungefährlichen Schlitterflächen und die Hänge auf der Seite zur St. Petersburger  Straße zu Rodelpisten, die auch ganz ohne Schlitten prima funktionierten.  Für ein bisschen Tempo reichten den Kindern meist eine Plastiktüte  oder auch einfach der gut gepolsterte Hosenboden des Schneeanzugs.

Beschauliche Winterstimmung gab es im Naturschutzgebiet Hainesch Iland in Bergstedt: Dort genossen auch die Pferde die Sonne auf den Weiden  und auf breiten Spazierwegen bummelten Menschen und führten ihre Hunde aus. Auf den zugefrorenen Tümpeln glitschten Kinder oder spielten Eishockey. Ein Heißgetränk zum Mitnehmen und Aufwärmen gab es an der Alten Mühle. Und auf den Hügeln, wo die Rodelbahnen schon mehr aus Erde als aus Schnee bestehen, lenkten Kinder unverdrossen ihre Schlitten bergab.

Wetter-Vorhersage: Ende des Bilderbuch-Winters in Sicht

Ob Schlittenfahren, Eisschlittern oder  ein ausgedehnter Spaziergang:  Für all das dürfte das vergangene Wochenende zumindest vorerst zum letzten Mal Gelegenheit geboten haben. Denn laut Wetterexperten wird es in den kommenden Tagen deutlich milder, der Winter scheint sich dem Ende zu nähern.

„Im Laufe des Montags erreicht uns eine Warmfront, die auch Niederschlag mit sich bringt“, so der Hamburger Meteorologe Alex König. Dieser würde zunächst noch als Schnee ankommen, später aber wahrscheinlich in gefrorenen Regen übergehen. „Bis zum Dienstagmorgen besteht deshalb vielerorts Glättegefahr“, so König weiter.

Bis zur Wochenmitte stellt sich dann Tauwetter ein. „Im Tagesverlauf werden fünf bis sieben Grad erwartet.“ Noch weiter sollen die Temperaturen dann zum kommenden Wochenende steigen. Derzeit rechne man mit zweistelligen Plusgraden - allerdings auch mit zunehmend wechselhaftem Wetter und mehr Niederschlägen.