Hamburg. Auf der Baustelle am Rathaus läuft es nicht rund: Coronabedingt dauern die Arbeiten länger und auch Einnahmen aus Spenden fehlen.
Ursprünglich sollte die Rathauspassage im Frühjahr wieder eröffnen. Dann hieß es Sommer. Nun muss der Termin erneut verschoben werden. Wie Geschäftsleiter Björn Dobbertin erklärt, wird nun der 1. November avisiert. Auf der Baustelle läuft es nicht so richtig rund. Und Schuld ist einmal mehr Corona.
"Es gibt Verzögerungen, die mit der Corona-Krise zu tun haben, für die aber niemand etwas kann", sagt Dobbertin. Jeder einzelne Prozessschritt dauere einfach länger. Egal, ob sich um virtuelle Besprechungen, die Bearbeitung von Anträgen oder einfach nur eine Bemusterung handle. Vor allem zu Beginn der Virusausbreitung hätten oft erst neue Prozesse eingerichtet werden müssen.
Rathauspassage: Sozialprojekt des Diakonischen Werks
Die Rathauspassage liegt unterhalb des Rathausmarktes und grenzt an die S- und U-Bahn-Station Jungfernstieg an. Hier betreibt das Diakonische Werk Hamburg seit 1998 ein Sozialprojekt, mit dem Langzeitarbeitslosen in eine geregelte Beschäftigung zurückgeholfen werden soll. Das Jobcenter vermittelt Kandidaten, die dort entweder im Café, dem Restaurant, der Buchhandlung oder der Logistik Arbeit finden. Außerdem gibt es Räume für Veranstaltungen.
Allein die Passage selbst ist etwas versteckt. Sogar viele eingefleischte Hamburger haben den Weg hierher noch nicht gefunden. Genau das soll sich durch den Umbau ändern, der im September 2019 begann. Durch den Einbau zahlreicher Fenster zur Alster hin soll die Passage sichtbarer werden. Auch ein weiterer Zugang wurde wiederbelebt. Nach dem Umbau soll es auch wieder einen Veranstaltungsraum für dann etwa 80 Personen geben. Zudem werden hier die Buchhandlung und die Touristeninformation angesiedelt.
Spendenkampagne für Rathauspassage läuft nur schleppend
Von dem Stand der Bauarbeiten machte sich jetzt auch Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs einen Eindruck. Sie schrieb anlässlich ihres Besuchs in ein Tagebuch auf der Baustelle: Sie freue sich von Herzen über das Sozialprojekt und dass es an "Licht" komme. Dafür sorgen vor allem die neuen großen Fenster mit Blick auf die kleine Alster. Zum ersten Mal kommt so jetzt Tageslicht in den Keller.
Düster sieht es allerdings noch aus, wenn es um die eingeplanten Spenden geht. Denn Dobbertin machen nicht nur die coronabedingten Verzögerungen Bauchschmerzen, sondern auch der Stand des Spendenkontos. Das ist bei weitem nicht so gefüllt wie geplant. "Die Spendenkampagne läuft sehr schleppend", sagt der Geschäftsführer der Rathauspassage. Die Menschen hätten derzeit einfach andere Sorgen, als eine "Empathie-Aktie" für die Passage zu erstehen.
Lesen Sie auch:
- Sozialprojekt: Die Rathauspassage soll sichtbarer werden
- Virtuelle Tour: Hamburg digital erkunden
- U3: Baustellen ziehen sich durch die gesamte Innenstadt
Was eine "Empathie-Aktie" kostet und wo man sie kaufen kann
Die Aktie gibt es für 100 Euro. 12.000 Stück wären erhältlich. Der entspricht dem Fehlbetrag von 1.2 Million Euro. Ingesamt werden die Kosten für den Umbau auf 4,4 Millionen Euro beziffert. 2,5 Millionen Euro steuert die Stadt Hamburg bei. Auf dem Spendenkonto finden sich allerdings derzeit erst rund 350.000 Euro.
"Das Problem ist, dass wir keine Veranstaltungen organisieren können, wie geplant. Wir sind fast ausschließlich auf Aktionen im Netz angewiesen", so Dobbertin. Andere Möglichkeiten, wie Anträge bei Stiftungen zu stellen, seien auch aufgrund von Corona derzeit sehr begrenzt. Was passiert, wenn das Geld nicht rechtzeitig zusammenkommt? "Dann müssen wir uns einen Plan B überlegen", sagt Dobbertin.
Weitere Informationen zum Bauprojekt und der Empathie-Aktie finden sich auf der Homepage der Rathauspassage.