Hamburg. In das Großprojekt der Hochbahn werden 86 Millionen Euro investiert. Was an einzelenen Haltestellen geplant ist.
Vor 109 Jahren wurde die Haltestelle Rödingsmarkt auf der Ringlinie U 3 in Betrieb genommen. Seitdem steigen hier täglich Tausende Menschen ein und aus. Doch seit dem 1. Februar haben die Bauarbeiter das Regiment übernommen. Im Zuge des U-3-Großprojekts der Hochbahn mit mehreren Baustellen ist die Strecke in beiden Fahrtrichtungen zwischen dem Baumwall und Hauptbahnhof für 14 Monate bis Ende März 2022 gesperrt. Insgesamt werden 86 Millionen Euro investiert, es sind bis zu 150 Bauarbeiter und Planer im Einsatz.
U3: Großbaustelle an der Haltestelle Rödingsmarkt
Die Station Rödingsmarkt ist eingerüstet. Beim Ortstermin mit dem Abendblatt führt Projektsteuerer Frank Assies auf den Bahnsteig. „Zunächst wird die Haltestelle entkernt. Der Schotter und die Schienen werden entfernt.“ Der Diplom-Ingenieur zeigt auf die geschwungene Dachkonstruktion. „Das Dach wird erneuert, die blauen Stahlträger und -stützen mit Sandstrahl gereinigt, untersucht und ausgebessert und danach werden sie einen grauen Farbanstrich erhalten.“ Auch der Bahnsteig wird auf voller Länge erhöht, um gehandicapten Fahrgästen einen besseren Einstieg in die U-Bahn zu ermöglichen.
Die Treppenanlagen werden saniert. Noch sind die Bauarbeiter damit beschäftigt, die Lampen abzuschrauben, die Zugzielanzeiger sind bereits verschwunden. Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig werden gerade die Notrufsäulen abgebaut. Unten in der Eingangshalle liegen auf einem Stapel herausgerissene Kabel, die Fahrkartenautomaten wurden entfernt.
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Tragende Eichenpfähle müssen altersbedingt ersetzt werden
Der Blick aus dem Eingang fällt auf den Rödingsmarkt, hier wurden Bauzäune aufgestellt. Der Projektsteuerer führt wenige Meter weiter zum Mönkedammfleet, von dort aus hat man den besten Blick auf das Herzstück des Großprojekts: den Streckenabschnitt zwischen den Haltestellen Rathaus und Rödingsmarkt, auf dem die U-Bahn aus dem Untergrund kommend über eine Rampe mit bis zu fünf Prozent Steigung in einer sehr engen Kurve auf das Viadukt am Rödingsmarkt geführt wird.
Wie berichtet, muss der Tunneltrog hinter der Haltestelle Rathaus nach 100 Jahren Nutzung abgebrochen und durch einen kompletten Neubau ersetzt werden. „Die tragenden Eichenpfähle müssen altersbedingt ersetzt werden. Aber bis wir damit im Juni beginnen können, sind umfangreiche Vorarbeiten notwendig“, sagt Assies.
Tunnel zwischen Mönckebergstraße und Adolphsplatz wird saniert
Für die Absenkung des Wasserspiegels im Mönkedammfleet wird in den kommenden Wochen ein Fangdamm eingerichtet. Aktuell wird von einem Ponton aus eine Fischleitung gelegt. Durch dieses rund 90 Zentimeter und 250 Meter lange Rohr sollen die Fische sicher vom Nikolaifleet Richtung Alsterfleet geleitet werden. Was als Nächstes ansteht? „Nach der Absenkung des Wasserspiegels werden die Trogwände und ein Teil der Sohle abgerissen. Es wird dann eine neue Sohle aus Stahlbeton mit 100 Mikropfählen im Untergrund verankert“, erklärt Assies.
Weiter geht die Tour zum Adolphsplatz. Hier müssen viele Bodenplatten entfernt werden, um an die Tunneldecke zu kommen. Im Rahmen des Projekts wird der Tunnel zwischen Mönckebergstraße und Adolphsplatz instand gesetzt. Die Tunneldecke und Tunnelwände werden saniert.
Wissenswertes zur Linie U3
- Die Linie U3 ist Hamburgs einzige Ringlinie
- Eine Abzweigung führt nach Wandsbek-Gartenstadt
- Die gesamte Strecke hat eine Länge von 20,7 Kilometern (17,5 Kilometer entfallen auf die Ringlinie), davon verlaufen 5,1 Kilometer in Tunneln
- Ein Fahrt auf der kompletten Ringlinie dauert 45 Minuten
- Die U3 fährt 25 Stationen an – zwei davon, Habichtstraße und Wandsbek-Gartenstadt, auf der Abzweigung
- Zwischen 1967 und 2009 verkehrte die U3 nicht als Ringlinie – erst mit der Reorganisation des U-Bahn-Netzes wurde die historische Streckenführung wieder aufgenommen
- Die Kennfarbe der U3-Linie ist Gelb
Haltestelle am Rathaus erhält einen Aufzug
Danach führt Assies zum Rathaus. Direkt auf dem Rathausmarkt verdecken Baustellenzäune den Blick auf die Baugrube. „Wir haben einen Schacht neben der Haltestelle ausgehoben, damit hier im Zuge des barrierefreien Ausbaus der Aufzug eingebaut werden kann. Demnächst wird dann die Tunnelwand zum Bahnsteig durchbrochen, um einen Zugang zu dem Lift zu schaffen“, sagt Assies. Unten in der Haltestelle sind Arbeiter damit beschäftigt, die Baustellenlampen anzubringen. Auch in dieser Station wird die Stahlkonstruktion untersucht und wenn notwendig erneuert. Sämtliche Wandfliesen werden ausgetauscht.
Am 28. März 2022 soll die Strecke wieder freigegeben werden
Eine weitere Baustelle ist bereits seit dem Sommer vor der Einkaufspassage Levantehaus an der Mönckebergstraße eingerichtet worden. „Wir haben auch hier die Baugrube ausgehoben, um die Voraussetzungen für den Einbau eines Aufzugs zu schaffen, außerdem wird hier ein weiterer Zugang mit Treppenanlage gebaut“, sagt Assies. Wegen der Bauarbeiten wird die Mö auf diesem Abschnitt für Busse, die über die Steinstraße umgeleitet werden, vom 1. März bis Ende August gesperrt.
Zu dem Großprojekt gehören auch fünf Stahlviadukte, die sich zwischen dem Trog und der Willy-Brandt-Straße befinden und nun ausgebessert und ertüchtigt werden. Der Projektsteuerer lässt die Zahlen sprechen. „Wir werden 1000 Kubikmeter Schotter auswechseln. Außerdem werden 1800 Holzschwellen durch Kunststoffschwellen ersetzt und 2000 Meter Schienen neu verlegt.“ Am 28. März 2022 soll die Strecke dann wieder für die U 3 freigegeben werden. Projektsteuerer Assies lächelt. „Den Zeitplan einzuhalten ist eine Herausforderung, aber bislang läuft alles reibungslos.“