Hamburg. Elf Menschen starben nach Unglück auf Krebsstationen. Linke kritisiert verschleppte Aufklärung. Keine Mitarbeiter wurden befragt.

Die Linksfraktion fordert von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), der Bürgerschaft nach nunmehr fast zehn Monaten alle verfügbaren Informationen zum Corona-Ausbruch auf der Onkologie des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) zukommen zu lassen. „Es ist sehr ärgerlich, dass man auch nach Monaten völlig im Dunkeln tappt, wie es zu diesem dramatischen Corona-Ausbruch auf der Krebsstation des UKE, also einem besonders vulnerablem Bereich, kommen konnte“, sagte Linken-Gesundheitspolitiker Deniz Celik dem Abendblatt.

Die versprochene Aufklärung und parlamentarische Aufarbeitung habe bis heute nicht stattgefunden, moniert der Linken-Politiker. „Wir verlangen, dass der unter Verschluss gehaltene Bericht veröffentlicht wird und die Bürgerschaft Einsicht erhält. Alles andere wirkt so, als gäbe es etwas zu verheimlichen“.

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Im UKE hatten sich bei dem Ausbruch im März und April mehr als 60 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, 22 davon waren besonders empfindliche Patienten der Krebsstation. Elf von ihnen starben schließlich, darunter auch junge Menschen – obwohl einige von ihnen bereits als geheilt galten. Das Abendblatt hatte in einem sechsseitigen Dossier im August über die Hintergründe des Ausbruchs berichtet. Wissenschaftssenatorin Fegebank hatte die Abendblatt-Recherchen zum Anlass genommen, beim UKE einen Bericht zu den Ereignissen anzufordern. Dieser liegt zwar in der Behörde mittlerweile vor.

Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aus Anlass des Corona-Ausbruchs im UKE eingestellt

In einer aktuellen Antwort auf eine Kleine Anfrage von Linken-Politiker Celik teilte die Fegebank-Behörde nun allerdings mit, dass der Bericht als „vertraulich“ eingestuft sei. Das Papier sei „Grundlage einer Unterrichtung des Kuratoriums über das Ausbruchsgeschehen und dessen Management durch die im UKE Verantwortlichen auf dem Erkenntnisstand im September 2020“, so die Antwort. „Die Beratungen des UKE-Kuratoriums sind vertraulich.“ Im Übrigen beziehe sich der Bericht „auf Tatsachen und Abläufe, die Gegenstand eines nicht rechtskräftig abgeschlossenen Ermittlungsverfahrens sind“.

Lesen Sie hier das Abendblatt-Dossier: Der Corona-Ausbruch – was im UKE geschah

Diese Antwort ist Anlass der Linken-Kritik. Wie das Abendblatt kürzlich berichtete, hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aus Anlass des Corona-Ausbruchs im UKE nun eingestellt. Allerdings ist die Frist für mögliche Beschwerden gegen die Einstellung noch nicht abgelaufen. In seiner Antwort auf die Linken-Anfrage nennt der Senat nun auch detailliert den Grund für die Einstellung der Ermittlungen.

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Es sei nicht zu klären, welche Betroffene sich wo infiziert hätten

So habe „keine Kausalität zwischen den denkbaren Sorgfaltspflichtwidrigkeiten und den tatbestandlichen Erfolgen der Ansteckung und des Todes der Patienten nachgewiesen werden“ können. Es sei nicht zu klären, welche Betroffene sich wo infiziert hätten. Insgesamt sind im Zusammenhang mit dem Ausbruch im UKE acht Strafanzeigen erstattet worden, die in drei Ermittlungsverfahren bearbeitet wurden. Laut Senatsantwort wurde von der Staatsanwaltschaft dabei kein einziger Mitarbeiter des UKE vernommen.

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Die Senatorin Fegebank sprach den Angehörigen der Verstorbenen zuletzt erneut ihr Mitgefühl aus. „Mich haben die Vorfälle sehr traurig gemacht.“