Hamburg. Nadine Metgenberg plant weltweit große Feiern – und hat ihr eigenes Familienschicksal. Corona erschwert das Geschäft.
Das Ambiente fürs Gespräch passt zu dem, was Nadine Metgenberg ausmacht: Eleganz, Stil und Luxus. Hier im Salon 3 Bibliothèque des Design-Hotels Tortue in der Hamburger Altstadt mit den plüschigen Möbeln und dem dunklen Holzdekor ist die Eventmanagerin besonders gern. Und weil sie sich auskennt mit Locations, weil sie ein Gespür für den passenden Rahmen hat, hat sie diesen Ort für den Termin mit dem Abendblatt ausgesucht.
Nobel und schick ist der Salon. Und nobel sind auch die Feste, die die Harvestehuderin mit ihrer Agentur „Fine Weddings & Parties“ für ihre Kunden ausrichtet, wenn nicht gerade Corona ist – vor allem Familienfeiern wie Hochzeiten, aber auch Trauerfeiern wie für Jan Fedder oder für die junge Sängerin Grace aus Lurup, die an Krebs starb. Von ihrem Büro in Harvestehude aus inszeniert die 45-Jährige Luxusfeiern auf der ganzen Welt. Normalerweise.
In Metgenbergs Familie wurde schon immer viel gefeiert
Es liegt einem auf der Zunge, der abgedroschene Begriff der Powerfrau. Aber was bedeutet das denn? Selbstbewusst zu sein, energiegeladen, belastbar, kreativ, optimistisch? Stark und belastbar zu sein mit einer gewissen Macht? Tja, trifft wohl alles auf die Agenturchefin mit ihren 18 Mitarbeitern zu. Event-Designerin nennt sie sich.
In Gummersbach in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen, wurde in ihrer Familie schon immer viel gefeiert. „Meine Freunde sagten mir, ich hätte ein gutes Händchen dafür, Partys zu organisieren“, sagt sie. Und so ist sie nach ihrem Diplom in internationalem Management, das sie auch nach Spanien und Argentinien führte, in der Eventbranche gelandet.
Hochzeiten nicht abgesagt, sondern nur verschoben
„Meine Leidenschaft wurde zum Beruf“, sagt sie, die fließend Spanisch und Englisch spricht. Dort im Ausland richtete sie internationale Events für eine weltweite Stiftung aus. Als Freiberuflerin arbeitete sie für renommierte Weddingplaner, auch in London, nahm an internationalen Hochzeitskongressen statt und machte sich schließlich mit ihrer Agentur selbstständig. Zu ihren zahlungskräftigen Kunden gehören Adelige, Unternehmer, Industrielle, Stars und Größen. Namen verrät sie nicht, da ist sie ganz diskret. Jedenfalls geben diese Kunden bis zu sechsstellige Summen für ihre Familienfeste aus, die sie dann gern in Italien oder auf Mallorca feiern. Dort, auf Mallorca, hat Metgenberg ihren zweiten Firmensitz.
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Derzeit plant sie eine Hochzeit für den kommenden Oktober auf der Karibikinsel Curaçao. Stangenware kommt bei all dieser Exklusivität natürlich nicht infrage, Nadine Metgenberg und ihre Mitarbeiter liefern nur Maßgeschneidertes, individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse Zugeschnittenes. Jetzt in Pandemiezeiten läuft partymäßig allerdings nichts. „Meine Kunden haben ihre Hochzeiten aber nicht abgesagt, sondern nur verschoben“, sagt die Frau mit der eleganten weißen Bluse und der samtigen modischen High-Waist-Hose. Natürlich ist ihr Outfit perfekt, ohne dabei verkrampft perfekt wirken zu wollen. Nadine Metgenberg ist einfach stilvoll.
Corona-bedingtes Berufsverbot für ihre Branche
Derzeit, sagt sie, habe ihre Branche es Corona-bedingt mit einem Berufsverbot zu tun. Stillstand bedeutet das aber keineswegs. „Meine Kunden sind alle am Ball geblieben. Wir haben genug zu tun mit Umbuchungen, damit, die Gäste zu informieren, Flüge neu zu planen, die dazugehörigen Dienstleister wie Caterer zu koordinieren.“ Corona, sagt die Hochzeitsexpertin, sei wie ein Brandbeschleuniger für Beziehungen, heißt: Die Menschen wollen umso mehr heiraten.
Seit zwei Jahren macht sie nicht nur in Hochzeitsplanung, sondern richtet auch Trauerfeiern aus. Nach „Fine Weddings“ also noch „Fine Funerals“. Unter ihre Dachmarke fällt zudem „Fine Communications“. 2009 erschien ihr Ratgeber „Das Hochzeitsbuch – alles was Ihr über euren unvergesslichen Tag wissen müsst”. Viel zu tun hatte das Team von Frau Metgenberg im Herbst mit der Trauerfeier für die am 22. Oktober verstorbene „The Voice Kids“-Kandidatin Grace Mertens aus Lurup. Sie war mit nur 16 Jahren an den Folgen eines Hirntumors gestorben. Per Live-Stream wurde die Trauerfeier übertragen.
Anschließend gab es eine Diamantbestattung. Dabei wurden aus der Asche von Grace zwei kleine Diamanten geformt – einer für ihre Mutter, einer für ihren Vater Haydyn Mertens. Die restliche Asche sollte nach Australien zu Grace’ Großmutter gebracht werden. Organisiert von Nadine Metgenberg und ihrem Team.
Gespräche mit Menschen in emotionalen Ausnahmezuständen
Dabei geht die Mutter von vier Kindern im Alter zwischen acht und 18 Jahren auch ungewöhnliche Wege. Sie ist in ihrem Job ja nicht ausschließlich Businessfrau, sondern auch Psychologin, die sich in ihr Gegenüber einfühlen muss. Sie muss mit Paaren über den schönsten Tag ihres Lebens reden, aber eben genauso auch mit Hinterbliebenen. In beiden Fällen handelt es sich um emotionale Ausnahmezustände.
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Oder sogar mit Sterbenskranken wie im Fall Grace, die ihre eigenen Vorstellungen ihrer Beerdigung hatte. „Weil es Grace schon sehr schlecht ging, konnten Gespräche nur spontan stattfinden. Einmal unterhielten wir uns sonntagmorgens im Bett und im Pyjama per Zoom über ihre Trauerfeier.“ Ein Kind zu verabschieden, sagt sie, sei dramatisch und etwas ganz anderes als etwa die Trauerfeier für den mit 65 Jahren verstorbenen Schauspieler Jan Fedder vor fast einem Jahr. „Jan Fedder hatte es in seinem Leben krachen lassen, aber hier war ein Kind, das gegen den Krebs kämpft. Wir haben beide zusammen geweint, aber auch viel gelacht.“
Die Musikbeiträge auf der Trauerfeier für Jan Fedder:
- "La Paloma" von Hans Albers (1944) – interpretiert von Jan Fedder
- "Child in Time" von Deep Purple (1969) – live interpretiert von Jessy Martens
- "Geh aus, mein Herz, und suche Freud" von Paul Gerhardt (1653/EG 503, 9.14.15) – gespielt von Michel-Organist Manuel Gera
- "Knockin' on Heaven's Door" von Bob Dylan (1973) – live interpretiert von Jessy Martens
- "Nimrod aus Enigma-Variationen" von Edward Elgar (1898) – gespielt von Manuel Gera
- "Bist du bei mir, geh ich mit Freuden" von Johann Sebastian Bach (1725/BWV 508) – gespielt von Manuel Gera
- "An de Eck steiht'n Jung mit'n Tüdelband" von den Gebrüdern Wolf (1911) – gespielt von Manuel Gera
- "Großstadtrevier" von Truck Stop (1986) – gespielt von Manuel Gera
- "Liebe" von Jan Fedder (2004) – aufgenommen mit der Band "Big Balls"
Metgenberg verlor ihren Mann an Krebs
Wie es ist, einen geliebten Menschen an Krebs zu verlieren, das weiß Nadine Metgenberg nur zu gut. Sie hatte sich gerade selbstständig gemacht, als ihr Mann die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bekam. An ein Todesurteil dachte das Paar damals gar nicht. Dafür ist Nadine Metgenberg zu sehr Optimistin. „Die Zeit während der Krankheit war wie in einem Film“, erinnert sie sich. „Mein Mann war so heldenhaft, er hat nie gejammert, war nie schlecht drauf. Ich hatte mich noch einmal neu in ihn verliebt.“
Wenige Monate nach der Diagnose ist ihr Mann im Alter von 45 Jahren an der Krankheit gestorben. Und Metgenberg blieb als Alleinerziehende mit vier Kindern zurück. „Den Kindern ging es schlecht, jedes hat auf eine andere Art und Weise getrauert.“ Und das tun sie auch heute noch. Als Typ Löwinnenmutter, wie sie sich selbst beschreibt, hat sie weitergemacht und funktioniert. Ihre Arbeit, ihre Agentur, die gerade erfolgreich wurde, war da ein willkommenes Ablenkungsmanöver vom eigenen Schmerz. „Ich konnte mir einen Nervenzusammenbruch einfach nicht leisten und habe mich mit Arbeit zugeballert.“
Eine Sozialstiftung für bedürftige Kinder gegründet
Heute genießt sie es, als Selbstständige so viele Freiheiten zu haben. Sicherlich arbeitet sie sehr viel, aber sie kann sich jederzeit Freiräume schaffen, um für ihre Kinder da zu sein und für andere. Ihre soziale Ader kann sie in einer vor fünf Jahren gegründeten Sozialstiftung für bedürftige Kinder ausleben, und sie hat die Vormundschaft für minderjährige Flüchtlinge übernommen. Einen Fernseher hat Nadine Metgenberg nicht mehr. Der raubt ihr nur ihre kostbare Zeit. Und für Sport hat sie auch keine Zeit. Lieber ist sie abends mit ihren Kindern zusammen beim gemeinsamen Abendessen. Das sind Momente, die sie genießt. Wenn sie Bewegung braucht, dreht sie mit ihren beiden Hunden, zwei Mini-Chihuahua, eine Runde.
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Dem Zufall überlässt Frau Metgenberg nichts. Das wird schnell klar. Dazu ist sie viel zu sehr Organisatorin, hat gern alles im Griff. Man könnte sie für einen Kontrollfreak halten, aber so ist es nicht. „Ich kann Sachen abgeben“, sagt sie. Mit ihrer Assistentin hat sie jemanden, dem sie vertraut, genau wie ihrem Mitarbeiter, der ihr auch schon einmal Gespräche mit schwierigen Kunden abnimmt.
Zwischen 50 und 75 Hochzeiten hat Metgenberg bislang organisiert
So wie mit dem Kunden, der auf seiner Hochzeit in Italien aufwendige Pyrotechnik verlangt hat. Allerdings machte ein neues Sprengstoffgesetz dort diesen Plänen ein Ende. „Der Kunde war sauer und ließ das an mir und meinem Team aus.“ Ihr Kollege übernahm, diplomatisch und ruhig.
Zwischen 50 und 75 Hochzeiten hat Metgenberg bislang organisiert, und bei allen war sie vor Ort, um sicherzugehen, dass alles klappt. Sie selbst hatte ihren ersten Mann in Argentinien geheiratet. Und seitdem sie wieder verliebt ist und einen neuen Lebenspartner hat, möchte sie vor allem eins: „Noch einmal total romantisch heiraten, mit allem Drum und Dran, das wäre wundervoll. Aber, da bin ich ganz konservativ eingestellt: Den Heiratsantrag muss der Mann machen! Ich kümmere mich aber danach um die Partyplanung. Versprochen!“
Wenn sich jemand mit so viel Luxus umgibt, was bedeutet ihr selbst eigentlich Luxus? „Für mich bedeutet es, das zu machen, worauf ich Lust habe, beruflich und privat. Ich mache nichts, worauf ich keine Lust habe. Dafür ist das Leben zu kurz. Ich habe meinen Mann in den Tod begleitet. Ich lebe genau das Leben, das ich führen möchte. Das hat etwas mit der inneren Haltung zu tun.“