Hamburg. Die Pandemie lässt die Zahl der Übernachtungen dramatisch sinken. Aber die Branche bleibt optimistisch.

Das vergangenen Jahr war für die Tourismusbranche in Hamburg bedingt durch die Corona-Pandemie eine Katastrophe. Beim ersten Lockdown von März bis Mai durften die Gastronomen keine Gäste mehr bewirten und die Hotels keine Touristen mehr beherbergen. Seit dem 2. November gilt diese Regelung wieder, auch alle Sehenswürdigkeiten und Kultureinrichtungen sind geschlossen und eine Ende ist nicht in Sicht. Am 22. Februar wird das Statistikamt Nord die Übernachtungszahlen für 2020 präsentieren. Nach Abendblatt-Informationen konnte noch nicht einmal die Sieben-Millionen-Marke geknackt werden. Zur Erinnerung: 2019 hatte Hamburg rund 15,4 Millionen Übernachtungen.

Die große Frage bleibt: Wie geht es weiter mit dem einstigen Wirtschaftsmotor der Hansestadt? Noch ist nicht absehbar, wann Urlaubsreisen wieder möglich sind und wann man wieder die gastronomische Vielfalt der Elbmetropole genießen kann. Die Schlagzeilen werden durch Lockdown-Verlängerungen bestimmt.

„Wir sind immer die erste Branche, die schließen muss und als letzte wieder öffnen darf“, sagt Niklaus Kaiser von Rosenburg dem Abendblatt. Aber der kommissarische Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Hamburg ist keiner, der resigniert. „Wir müssen jetzt positiv denken. Und auch wenn es von Seiten der Politik keine Aussage darüber gibt, wann touristische Reisen wieder erlaubt sind und die Gastronomie wieder öffnen darf, geben wir uns eine eigene Perspektive. Wir hoffen, dass es im April zu Ostern wieder losgeht und Touristen wieder nach Hamburg kommen können“, sagte Kaiser von Rosenburg. Das ist ein Statement, das auch den zehntausenden Menschen aus der Hotellerie und Gastronomie, die teilweise seit März in Kurzarbeit sind, wieder Hoffnung gibt.

Hamburg darf als Reiseziel nicht in Vergessenheit geraten

Der kommissarische Dehoga-Präsident hat eine klare Forderung: „Die Corona-Pandemie darf nicht dafür sorgen, dass Hamburg als Reiseziel in Vergessenheit gerät, deshalb müssen wir weiterhin die Aufmerksamkeit auf diese liebenswerte Metropole richten. Die Stadt hat der Hamburg Tourismus GmbH (HHT) rund zwei Millionen Euro für eine Kampagne zur Verfügung gestellt, die den Tourismus wieder ankurbeln soll. Diese muss aber zügig umgesetzt werden, denn auch in Zeiten der Pandemie machen sich die Menschen Gedanken darüber, wo sie als nächstes hinreisen wollen. Und damit Hamburg da in Konkurrenz zu anderen deutschen Destinationen wettbewerbsfähig bleibt, muss die Stadt für sich werben.“

Kaiser von Rosenburg regt an: „Diese Kampagne sollte Lust auf den Sommer in Hamburg machen. Denn auch wenn es in diesem Jahr keine Großveranstaltungen geben wird, hat die Hansestadt viel zu bieten. In Zeiten wo die Leute auf Abstand gehen, sollte man die Weitläufigkeit von Hamburg, die vielen grünen Oasen und die attraktive Umgebung hervorheben.“ ​

Unterdessen gibt sich die HHT zurückhaltend. „Aktuell ist es geboten, dass wir nicht dafür werben, Hamburg jetzt zu besuchen. Die Menschen haben ganze andere Themen und Sorgen. Die Buchung einer Städtereise steht nicht im Vordergrund“, sagte Geschäftsführer Michael Otremba dem Abendblatt.

Bei der HHT wird bereits das Tourismuscomeback vorbereitet

Aber bei der HHT wird bereits das Tourismuscomeback vorbereitet. Im Abendblatt-Gespräch kündigte Otremba an, im Rahmen der Kampagne „Weil wir Hamburg sind“ zunächst regional um Tagesgäste sowie vorerst im deutschsprachigen Raum um Übernachtungsgäste zu werben. „Dafür nutzten wir dann alle gängigen Kanäle, die zur Verfügung stehen“, sagte Otremba. ​

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Um möglichst schnell wieder die notwendige Gästefrequenz zu erreichen, „werden wir reichweitenstarke Kooperationen unter anderen mit der Reiseindustrie und Verlagen umsetzen“, kündigt Otremba an. „Für Hamburg bekannte Sehenswürdigkeiten und Reiseanlässe werden dabei eine zentrale Rolle spielen, damit wir möglichst schnell wieder einen spürbaren Gästezuwachs verzeichnen können.“ Finanziert werden sollen die Werbemaßnahmen aus den zusätzlichen zwei Millionen Euro, die die Finanzbehörde im Zuge der Corona-Pandemie zur Verfügung gestellt hat (wir berichteten).

Aber Otremba weiß auch, dass es Jahre dauern wird, bis Hamburg wieder das Übernachtungsaufkommen erreicht haben wird wie vor der Corona-Krise. In den vergangenen Jahren konnten immer neue Rekorde verkündet werden - damit ist erst einmal Schluss. „Wir müssen uns auch als Hamburg unser Gästeaufkommen erst wieder erarbeiten.​“ Während der Dehoga auf einen Neustart zu Ostern setzt, sagte Otremba: „Wir hoffen natürlich darauf, dass die Menschen im kommenden Sommer wieder weitgehend unbesorgt Urlaub machen können, weil die Impfungen dem Corona-Virus seinen Schrecken genommen haben und die Fallzahlen deutlich gesunken sein werden.“

Wichtiger Kongress kommt 2022 in die Hansestadt

Eine gute Nachricht wurde am Freitag verkündet. Das Hamburg Convention Büro der HHT konnte gemeinsam mit dem CCH (Congress Center Hamburg) das AC Forum (Associations & Conference Forum ) für den Tagungsstandort Hamburg gewinnen. Das AC Forum wird Anfang 2022 in der Hansestadt veranstaltet. „Dieses Treffen von einigen der europaweit wichtigsten Kongressorganisatoren von Wissenschaftsverbänden, Medizinkongressen und Tagungen großer Wirtschaftsverbände bietet großes Potenzial“, sagte Otremba. Die Mitglieder des AC Forums richten mehr als 75 wiederkehrende Kongresse mit rund 260 Veranstaltungstagen und mehr als 320.000 Teilnehmern aus.

Hamburgs-Corona-Regeln:

Die aktuellen Corona-Regeln für Hamburg im Überblick

  • Alle Regeln, die im Rahmen der Eindämmungsverordnung bis zum 10. Januar gelten sollten, werden grundsätzlich bis zum 14. Februar verlängert – ein Großteil des Einzelhandels bleibt geschlossen, bestellte Waren dürfen aber abgeholt werden. "Körpernahe Dienstleistungen" wie Friseure, Nagel-, Massage- und Tattoo-Studios dürfen nicht angeboten werden. Auch Kultur- und Freizeiteinrichtungen bleiben geschlossen, Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit bleibt verboten.
  • Kontaktregeln Angehörige eines Haushalts dürfen sich nur noch mit einer weiteren Person treffen. Ausnahmen für Kinder gibt es nicht.
  • Die Maskenpflicht wird angepasst: Stoffmasken reichen in den meisten Fällen nicht mehr aus. Stattdessen müssen medizinische Masken (mindestens OP-Masken, auch FFP2- oder KN95-Masken sind möglich) getragen werden. Bis zum 1. Februar gilt eine Übergangsphase, danach werden Verstöße mit Bußgeldern geahndet.
  • Kitas und Schulen: Die Präsenzpflicht an den Schulen bleibt aufgehoben, stattdessen soll so weit wie möglich Distanzunterricht gegeben werden. Kinder sollen – wann immer möglich – zu Hause betreut werden. Die Kitas wechseln in die "erweiterte Notbetreuung". Die privat organisierte Kinderbetreuung in Kleingruppen bleibt gestattet.
  • Arbeitgeber sind angehalten, so weit wie möglich ein Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen. Zusätzlich soll eine neue Bundesverordnung Arbeitgeber dazu verpflichten, Homeoffice anzubieten, so weit das möglich ist. Betriebskantinen dürfen nur öffnen, wenn sie für den Arbeitsablauf zwingend erforderlich sind.
  • Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz auf einen Wert über 200 steigen, müsste eine Ausgangsbeschränkung erlassen werden, die den Bewegungsradius auf 15 Kilometer rund um den Wohnort einschränkt. Wie genau diese Regel in Hamburg angewandt würde, ist noch nicht bekannt – der Senat will darüber entscheiden, sollte sich die Inzidenz dem Grenzwert annähern.
  • Senioren- und Pflegeeinrichtungen sollen mehrmals pro Woche Personal und Besucher testen. Das war in Hamburg schon verpflichtend und gilt nun bundesweit.
  • Zwei-Test-Strategie bei Reiserückkehrern aus Risikogebieten: Ein Corona-Test direkt nach der Einreise ist verpflichtend, die zehntägige Quarantäne kann frühestens fünf Tage nach der Einreise durch einen weiteren Test verkürzt werden. Die Kosten für die Tests werden nicht übernommen.