Hamburg. Geschäftsführung und Betriebsrat sind weit entfernt von harmonischer Zusammenarbeit – aber es gibt einen ersten Kompromiss.
Eine Baustelle weniger im Hamburger Tierpark Hagenbeck: Im erbittert geführten Streit zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat um eine Kurzarbeiterregelung wegen der Corona-Krise ist am Dienstag vor der Einigungsstelle des Arbeitsgerichts ein Kompromiss erzielt worden.
In einer dürren Mitteilung aus dem Tierpark heißt es: "Die Geschäftsführung sowie der Betriebsrat der Tierpark Hagenbeck gGmbH haben sich getroffen und unter Vorsitz des Präsidenten des Arbeitsgerichts Dr. Esko Horn eine Einigung zum Thema Kurzarbeit gefunden."
Tierpark Hagenbeck: Verhandlungen um Kompromiss bis spät in die Nacht
Nach Abendblatt-Informationen ist bis spät in die Nacht um einen Kompromiss gerungen worden. Und allein die Tatsache, dass ein Gericht bei der Entscheidung helfen musste, zeigt wohl, dass die tiefen Risse im Tierpark damit noch nicht gekittet sind. Denn nach wie vor stehen zehn Kündigungen für teils langjährige Mitarbeiter im Raum, darunter der Betriebsratsvorsitzende Thomas Günther
Immerhin gebe es nun aber zumindest eine Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit, heißt es aus Mitarbeiterkreisen. Nach Abendblatt-Informationen gilt sie vom kommenden Freitag an bis vorerst zum 28. Februar.
Bis Freitag erhalten demnach alle Mitarbeiter noch ihr volles Gehalt, erst danach müssen sich die Betroffenen mit 60 Prozent (kinderlos) beziehungsweise 67 Prozent (mit Kindern) begnügen. Auch die zuvor kritisierte Ankündigungsfrist für den Fall einer Rückkehr aus der Kurzarbeit sei mit 36 Stunden nun zufriedenstellend für beide Seiten. "Insgesamt sind wir zufrieden.", sagt Betriebsratsanwalt Andreas Kilian. Das Ergebnis, das er nicht bestätigen wollte, sei "vernünftig".
Hagenbeck hatte seinem Betriebsratsvorsitzenden gekündigt
Zuvor hatte sich beim Thema Kurzarbeit ein folgenschweres Zerwürfnis zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung gezeigt, an dessen Ende die Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden Thomas Günther stand. Günther ist seit 20 Jahren im Tierpark, als leitender Tierpfleger ist er unter anderem für das Wohl der Giraffen zuständig. Nach Angaben des Geschäftsführer sei seine Kündigung aber alternativlos gewesen.
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Auf mehrfache Aufforderung sei Günther nicht dazu bereit gewesen, wegen Corona auf Präsenztermine mit mehreren externen Personen, unter anderem Gewerkschaftsvertreter, zu verzichten. Die Gewerkschaft IG Bau sieht im Umgang mit Günther dagegen einen eklatanten Fußtritt für die Mitbestimmung der Angestellten im Tierpark. Der Gewerkschaft zufolge sei Albrecht zu keinen gleichberechtigten Verhandlungen bereit gewesen.
Geschäftsführer: Kurzarbeit im Tierpark ist unausweichlich
Laut Geschäftsführer Dirk Albrecht sei eine Kurzarbeiterregelung in der derzeit geschlossenen Hamburger Institution wegen der finanziellen Verluste unausweichlich. Der Betriebsrat hatte aber den Vorschlag der Geschäftsführung für etwa 40 der 160 Angestellten mit der Begründung der fehlenden Mitbestimmung abgelehnt.
Als daraufhin auf die Mitwirkung der Gewerkschaft IG Bau bei den Verhandlungen bestanden wurde, reagierte Albrecht der Gewerkschaft zufolge mit der Ankündigung von neun Kündigungen. „Was ein solches Vorgehen bei den betroffenen Mitarbeitern auslöst, hat mit verantwortungsvoller Menschenführung nichts zu tun“, hieß es in einem Brandbrief der Gewerkschaft, der auch an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gehen sollte.
Verhärtete Fronten bei Hagenbeck – Teilerfolge für Einigungsstelle
Die Gewerkschaft sah in den Kündigungen den Versuch des Geschäftsführers, eine Zustimmung zur Kurzarbeit ohne die gesetzlich gesicherte Mitbestimmung der Belegschaft zu erpressen. Zudem sei die Kurzarbeit wirtschaftlich nicht ausreichend begründet worden. Und es gab auch Kritik an der zu kurzen Ankündigungsfrist und an der fehlenden Aufstockung des Kurzarbeitergeldes wie noch im Frühjahrslockdown. Albrecht hatte dagegen nach eigener Darstellung keine andere Wahl als die Kündigungen. Zu dramatisch seien die wirtschaftlichen Folgen von Corona, auch staatliche Hilfe habe man bislang nicht erhalten. Und zu lange sei bereits vergeblich über die Kurzarbeit verhandelt worden.
Angesichts dieser verhärteten Fronten musste nun die Einigungsstelle des Arbeitsgerichtes unter Vorsitz des Präsidenten Esko Horn eine Lösung finden. Zumindest in dieser Angelegenheit mit Erfolg.