Hamburg. Die Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano und Peggy Parnass sind skeptisch und machen Alternativvorschläge für den Bornplatz.
Die Bornplatzsynagoge im Grindelviertel war bis zu ihrem Abriss 1939 die größte Synagoge Norddeutschlands. Nun ist der Weg frei für einen Wiederaufbau des jüdischen Gotteshauses. Die Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano (96) und Peggy Parnass (93) mahnen in einem Interview jedoch, dass es mit einem symbolischen Wiederaufbau nicht getan sei.
„Ich zweifle an der Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens“, sagte Bejarano nach Angaben des Auschwitz-Komitees auf die Frage, ob die Synagoge als ein sichtbares Zeichen des Judentums in Hamburg den Antisemitismus stoppen könne. Sie fügte hinzu: „Antisemitismus können wir nur bekämpfen, wenn wir die Jungen gewinnen.“
Holocaust-Überlebende Bejarano plädiert für Haus der Begegnung am Bornplatz
Vor diesem Hintergrund plädieren die beiden Hamburgerinnen nicht für ein großes Wiederaufbauprojekt, sondern für einen Ort, an dem sich Menschen gleichermaßen an die Vergangenheit erinnern und Ideen für eine bessere Zukunft entwickeln können: „Ich wünsche mir am ehemaligen Bornplatz, dem Joseph-Carlebach-Platz, ein Haus der Begegnung für alle Menschen! Ein Haus, in dem über die Ursachen von Antisemitismus, über Lebensbedingungen heute, über Solidarität und Gerechtigkeit, über Umwelt und Bildung diskutiert wird. Ein Haus, in dem für Antisemitismus und Rassismus kein Platz ist.“
Lesen Sie auch:
- „Im Exil mehr Güte gefunden als jemals in Hamburg“
- Bauhistoriker: Geschichte lässt sich nicht rückgängig machen
Parnass, die die Nazi-Zeit in Schweden überlebte und die alte Synagoge noch gekannt hat, sagte: „Hier wünschte ich mir jetzt eine kuschelige kleine Synagoge, wie ich sie in Prag gesehen habe. In so eine würde ich gerne gehen. Für gigantische Projekte habe ich nichts übrig.“
Seit Anfang Januar wirbt eine Plakataktion für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge. Am 27. November hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags 65 Millionen Euro für das Projekt freigegeben. Die Bürgerschaft hält es für wichtig, die Sichtbarkeit des jüdischen Lebens in der Stadt zu stärken.