Hamburg. Im Mammazentrum am Krankenhaus Jerusalem gibt es Hauben, die Alopezie minimieren können. Eine Entlastung für Krebspatientinnen.

Wie wichtig privates Engagement und Mäzenatentum ist, zeigt sich oft dort, wo es um Gefühle geht. So auch im Mammazentrum Hamburg am Krankenhaus Jerusalem. Am dortigen Brustzentrum werden jährlich 600 Brustkrebspatientinnen mit einer Chemotherapie behandelt. Die betroffenen Frauen leiden unter Diagnose und Behandlung, müssen zudem mit einer zumeist offensichtlichen Stigmatisierung leben: Haarverlust.

Dass es eine Möglichkeit gibt, die sogenannte Alopezie zu minimieren oder komplett zu verhindern, wissen die wenigsten, ist es doch keine Kassenleistung und wird kaum angeboten. Deshalb hat die gemeinnützige Stiftung Mammazentrum unter der Schirmherrschaft von Schauspielerin Barbara Auer und Angelika Grau aus dem Stiftungsvorstand im Zuge eines ihrer Spendenprojekte Geld gesammelt und dieses in so genannte „DigniCaps“ investiert, Kühlkappen.

Silikonhaube kühlt Kopfhaut herunter und schützt Haarwurzeln

Das sind unter dem Kinn verschließbare Hauben, die Badekappen aus den 1950er-Jahren ähneln. Praktisch bedeutet es, dass die Patientin diese Art Badekappe während der Gabe der Chemotherapie als Infusion durchgehend trägt. Durch die Silikonhaube zirkuliert ein Kühlmittel und die Kopfhaut wird auf 3 bis 5 Grad Celsius heruntergekühlt. Durch die eng gestellten Blutgefäße werden die Haarwurzeln weniger stark mit den Chemotherapeutika belastet. Dadurch soll der Haarausfall unterdrückt werden, da die Haarzellen überleben können.

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Das Mammazentrum hat seit 2012 Erfahrungen mit wenigen dieser Kappen sammeln können, seit diesem Monat sind nun acht Kappen der neusten Generation im Krankenhaus angekommen und bereits im Einsatz, komplett finanziert durch die gemeinnützige Stiftung Mammazentrum. Deutschlandweit ist das Brustzentrum damit führend. „Wir können jährlich nun ungefähr 100 Patientinnen unter der Kühlkappe therapieren und sind überzeugt von der positiven Wirkung“, sagt Prof. Dr. Christian Schem, Leitender Arzt am Mammazentrum Hamburg.

Immense Entlastung für Brustkrebspatientinnen

Aus ärztlicher Sicht ist dies eine immense Entlastung für die Betroffenen. „Patientinnen aus der ganzen Welt kommen ins Mammazentrum, um eine hochmoderne Krebsbehandlung zu erhalten. Die DigniCap ist ein wichtiger Teil unseres integrativen Ansatzes, der dazu beiträgt, die Privatsphäre und das Selbstwertgefühl einer Patientin in einer sehr schwierigen Zeit zu bewahren.“

Für die Patientinnen ist gerade im Hinblick auf die aktuellen Covid-19-Bestimmungen wichtig, dass jede von ihnen ihre eigene, individuell angepasste Kühlkappe erhält. Während der Therapie werden die Frauen, für die eine Behandlung mit Kühlkappe in Frage kommen, von einer eigens dafür ausgebildeten Krankenschwester betreut.