Hamburg. Nach Schwierigkeiten beim Fernunterricht wird die Bandbreite der Anschlüsse erhöht. Bis zu 20 Video-Unterrichtsstunden gleichzeitig.

Ein Nadelöhr der digitalen Kommunikation an den Schulen soll jetzt beseitigt sein. Nach Informationen des Abendblatts ist die Bandbreite des Internet-Zugangs an Schulen deutlich erhöht worden. Damit wird es möglich, dass – je nach Größe der Schule – bis zu 20 Videokonferenzen zeitlich parallel aus dem Klassenraum nach Hause übertragen werden können. Videokonferenzen sind ein wichtiger Baustein für die Gewährleistung des Distanzunterrichts, der nach Aufhebung der Präsenzpflicht wegen der Corona-Pandemie bis zum 31. Januar gängige Praxis an den Schulen ist. Derzeit lernen mehr als 90 Prozent der Schüler an Stadtteilschulen und Gymnasien zu Hause, bei den Grundschülern sind es rund 80 Prozent.

„Wir sind in intensiven Gesprächen mit Dataport als Betreiber der städtischen IT-Infrastruktur, damit die Übertragungsstärke, also die Bandbreite des Glasfaseranschlusses an Schulen, erhöht wird“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) dem Abendblatt. In einem ersten Schritt habe Dataport die Übertragungsstärke an allen Grundschulen auf mindestens 50Mbit/s und an allen weiterführenden Schulen auf mindestens 100 Mbit/s erweitert. Damit könne der Unterricht per Videokonferenz aus bis zu zehn Klassen gleichzeitig an Grundschulen und aus bis zu 20 Klassen an den weiterführenden Schulen in die Wohnungen der Schülerinnen und Schüler übertragen werden. Die Rechnung bezieht sich auf den Wechsel- oder Hybridunterricht, wenn die eine Hälfte der Hälfte der Klasse in der Schule und die andere zu Hause lernt.

„Das ist eine gute Nachricht. Wenn die aktuellen Bandbreiten optimal von den Schulen ausgenutzt werden, würde diese Netzstruktur es ermöglichen, dass rund die Hälfte der 7200 Schulklassen oder der rund 180.000 Schülerinnen und Schüler der staatlichen allgemeinbildenden Schulen parallel digital arbeiten können“, sagte Rabe.

Opposition hatte Zustände scharf kritisiert

Sowohl die CDU als auch die Linke hatten den Ausbau der Bandbreiten seit längerem gefordert. In seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsfraktionschefin Sabine Boeddinghaus Ende vergangenen Jahres hatte der Senat mitgeteilt, dass 47 Prozent der Schulen nur über eine Datenübertragungsgeschwindigkeit von 10 Mbit/s, 40 Prozent von 50 Mbit/s und lediglich 13 Prozent von 100 Mbit/s verfügen. Boeddinghaus hatte es als Skandal bezeichnet, dass gerade die Schulen in sozial schwierigem Umfeld am schlechtesten ausgestattet waren.

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Die Schulbehörde dringt auf einen weiteren Ausbau: Derzeit laufen Verhandlungen mit Dataport mit dem Ziel, die Übertragungsstärke sogar auf einen GBit/s heraufzusetzen. Im Rahmen des Investitionsprogramms zum Ausbau der IT-Infrastruktur werden rund 50 Millionen Euro investiert, um ein hochwertiges und sicheres WLAN in jedem Klassenraum zu installieren. Im Zuge dieser Installationen werden schon jetzt Netzwerkkabel und Netzwerkbauteile für eine Bandbreite von mindestens einem GBit/s verwendet.

Weiterer Engpass der digitalen Kommunikation an Schulen beseitigt

Nach Angaben der Schulbehörde ist ein weiterer Engpass der digitalen Kommunikation an Schulen beseitigt. Dabei geht es um die Programme „Lernmanagement System Hamburg“ und „IServ“, die webbasiert sind und daher nicht auf den Laptops der Schüler extra installiert werden müssen. Allerdings begrenzten die Server der beiden Anbieter die Zahl der gleichzeitigen Nutzungen bislang auf rund 10.000.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) sieht in der Aufstockung eine „gute Nachricht“ für Eltern, Lehrer und Schüler in Hamburg.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) sieht in der Aufstockung eine „gute Nachricht“ für Eltern, Lehrer und Schüler in Hamburg. © FUNKE Foto Service | Marcelo Hernandez

„Aufgrund der hohen Nutzerzahlen haben die Programmfirmen jetzt ihre Serverkapazitäten vervierfacht, so dass in Zukunft rund 40.000 Schülerinnen und Schüler parallel mit beiden Programmen arbeiten können“, sagte Rabe. Unmittelbar nach Ende der Weihnachtsferien hatte es am Dienstag teilweise große Schwierigkeiten beim Distanzunterricht aufgrund der mangelnden Serverkapazitäten gegeben. Bereits am Mittwoch liefen die Systeme nach Angaben der Schulbehörde aber deutlich besser.

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Laut der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver vom Oktober nutzten bis zu den Herbstferien erst ein Drittel der staatlichen allgemeinbildenden und zwei Drittel der berufsbildenden Schulen das „Lernmanagement System Hamburg“ (LMS) – zusammen mehr als 100 Schulen. Nach Senatsangaben sollten bis Ende 2020 rund 175 Schulen das LMS nutzen und bis zum Ende des Schuljahres alle staatlichen Schulen aufgenommen worden sein.

40.000 mobile Geräte wurden für die Schulen angeschafft

Voraussichtlich noch im Januar wird die Bürgerschaft eine Änderung des Schulgesetzes beschließen, um die Nutzung der Videotechnik im Klassenraum und zu Hause rechtssicher zu machen. Bislang ist die „Videoüberwachung… des Inneren von Klassenräumen, Beratungs- und Lehrerzimmern, sanitären Anlagen und Umkleideräumen“ laut Schulgesetz nicht zulässig. Auch die CDU-Opposition hatte eine Änderung des Gesetzes zur rechtlichen Absicherung vorgeschlagen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Bei einer Videokonferenz, bei der ein Teil der Schülerinnen und Schüler zu Hause ist, wird in der Regel die Lehrkraft und das Tafelbild übertragen. Nach Angaben der Schulbehörde ist es dabei bereits gute Praxis, dass Mikrofone und Kameras der Schüler nur eingeschaltet werden, wenn der Lehrer oder die Lehrerin dazu auffordert. So soll unter anderem verhindert werden, dass viele gleichzeitig reden.

Insgesamt investiert die Schulbehörde von 2019 bis 2023 mehr als 165 Millionen Euro in den Ausbau der digitalen Infrastruktur der Schulen. Im Zuge des DigitalPakts des Bundes und der Länder wurden 40.374 mobile Endgeräte angeschafft und an die Schulen verteilt. Insgesamt stehen rund 50.000 Notebooks und Tablets bereit – ausreichend für ein Viertel der Grundschüler und jeden fünften Schüler der Stadtteilschulen und Gymnasien.​