Hamburg. In schwierigen Zeiten wird der Hamburg Airport 110 Jahre alt. Ein Flughafen mit bewegter Geschichte und einigen Besonderheiten.

Zum 100. Geburtstag gab's noch eine riesige Fete mit einer „Funk & Soul Night“ auf dem Vorfeld und zehntausenden Besuchern bei den „Airport Days“. Heute undenkbar. In einer seiner wohl schwierigsten Zeiten feiert der Hamburger Flughafen am 10. Januar seinen 110. Geburtstag. Wobei von Feiern nicht die Rede sein kann. Aber es ist ein Anlass, einmal auf die bewegte Geschichte des nach Helmut Schmidt benannten Airports zu schauen, der heute zu den fünftgrößten Flughäfen Deutschlands zählt.

Dabei sind die Zeiten für den Hamburger Flughafen derzeit hart. Erstmals in seiner Geschichte musste Kurzarbeit angemeldet werden. Nach einem erfolgreichen Jahr 2019 mit mehr als 17 Millionen Passagieren und umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur kam der Luftverkehr von März 2020 an aufgrund der Corona-Pandemie fast zum Erliegen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind hart. Im Frühjahr waren zeitweise nur ein paar hundert Passagiere am Tag auf dem Airport unterwegs, dort, wo sonst durchschnittlich etwa 45.000 Passagiere durchgeschleust werden.

Aufgrund von Corona sind Parkhäuser und Terminal geschlossen

"Die Pandemie hat uns auch jetzt noch fest im Griff", berichtet Pressesprecherin Janet Niemeyer. Im Dezember lägen die Passagierzahlen bei etwa zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Anstatt der jeweils 200 Starts und Landungen, würden derzeit 40 Starts und Landungen gezählt. Das Terminal 2 sei geschlossen, genauso wie einige Parkhäuser, um die Kosten zu reduzieren und so die Krise besser bewältigen zu können. Das gab es so noch nie. Auch die Geschäfte seien aufgrund des Lockdown geschlossen bis auf die to-go-Angebote. "Es werden noch harte Wintermonate", sagt Niemeyer. Doch sie ist sich aufgrund der Erfahrung im Sommer sicher, dass die Menschen wieder fliegen werden, wenn die Auflagen gelockert werden. "Die Sehnsucht zu fliegen, ist groß", so Niemeyer.

Das zeigt auch die Geschichte des Flughafens. Mit seinen 110 Jahren gehört der Hamburger Flughafen zu den ältesten Verkehrsflughäfen weltweit. In Deutschland ist er sogar der dienstälteste internationale Flughafen, wie es in einer Presseerklärung anlässlich des 110-jähriges Bestehens heißt. Das Besondere am Hamburg Airport: Er befindet sich noch immer an seinem Gründungsstandort. Fuhlsbüttel war damals noch ein Dorf vor den Toren Hamburgs.

Das ehemalige erste Terminal 1929 (Bildmitte) aus der Luft gesehen.
Das ehemalige erste Terminal 1929 (Bildmitte) aus der Luft gesehen. © Archiv Hamburg Airport

Nach einem Appell des Grafen Ferdinand von Zeppelin im März 1910 an die Hamburger gründete sich am 10. Januar 1911 die Hamburger Luftschiffhallen GmbH (HLG). Auf einem 45 Hektar großen Wiesengelände entstand die erste Halle. 1912 starteten von hier aus bereits die ersten Luftschiffe. Heute wie damals ist die Faszination der Hamburger für das Verkehrsmittel groß. Die Feier für die damalige Einweihung soll einem Volksfest geglichen haben.

Eine Rumpler Taube 1912 vor der Luftschiffhalle – der Urzelle des Flughafens.
Eine Rumpler Taube 1912 vor der Luftschiffhalle – der Urzelle des Flughafens. © Archiv Hamburg Airport

Was man sich heute nur schwer vorstellen kann: In den Anfangsjahren konnten bis zu fünf Passagiere in den offenen Doppeldeckern mitfliegen. 1920 wurde die erste internationale Verbindung über Hamburg eröffnet. Die heute älteste Fluggesellschaft der Welt, KLM aus den Niederlanden, bot damals die Linie Rotterdam – Amsterdam – Hamburg – Kopenhagen an. In dieser Zeit stiegen dann auch die Passagierzahlen kräftig an. 1929 eröffnete das erste Gebäude am Flughafen, das die Abfertigung von Passagieren und Fracht, die Flughafenverwaltung sowie ein Restaurant und Aussichtsplattformen zentralisierte.

Hamburger haben im technischen Wettlauf oft die Nase vorn

Oft hatten die Norddeutschen im technischen Wettlauf die Nase vorn. 1923 war der Hamburger Flughafen der erste in Deutschland, der eine Funkstation besaß. Während der Berliner Luftbrücke war Hamburg Airport einer der Startflughäfen der Rosinenbomber. Auf dem Flughafen, der durch den Krieg keinen Schaden erlitten hatte, ging die Verwaltung bis 1950 an die britische Armee über: „Hamburg Airport“ hieß das Gelände fortan – ein Name, der ab dem Jahr 2000 ganz offiziell die Bezeichnung Flughafen Fuhlsbüttel ablösen sollte.

Am 1. April 1955 hob in Hamburg die neue Deutsche Lufthansa mit einer Convair-Maschine zu ihrem Jungfernflug in Richtung München ab. Und 1960 feierte der Hamburger Flughafen erneut eine Premiere: Mit einer Boeing 707 landete das erste Lufthansa-Düsenflugzeug in Hamburg. Um den neuen Passagier-Jets gerecht zu werden, verlängerte der Flughafen seine Start- und Landebahnen. Damit wurde das Gelände in den 1960er-Jahren auf rund 500 Hektar vergrößert – eine Größe, die bis heute nahezu unverändert geblieben ist.

1961 fliegen erstmals mehr als eine Million Gäste von Hamburg aus

Die Passagierzahlen hingegen erreichten immer neue Höhen: Waren es 1920 noch 240 Fluggäste, stieg diese Zahl nur fünf Jahre später auf über 21.400 Passagiere pro Jahr. Nach dem Zweiten Weltkrieg boomte die Luftfahrt: 1951 reisten fast 212.000 Menschen über den Hamburger Flughafen, 1961 wurde erstmals die Millionen-Grenze überschritten.

1970 wird die erste Boeing 747 der Lufthansa begeistert in Hamburg begrüßt.
1970 wird die erste Boeing 747 der Lufthansa begeistert in Hamburg begrüßt. © Archiv Hamburg Airport

Am 30. März 1970 landete das erste Großraumflugzeug der Lufthansa, eine Boeing 747, in Hamburg. Tausende Schaulustige kamen zur Begrüßung. Die Passagierzahlen stiegen erstmals mehr als die Flugzeugbewegungen. In dieser Zeit war auch die Concorde ein einziges Mal am Hamburg Airport zu Besuch – im April 1976. Der sprunghafte Anstieg des Luftverkehrs hatte zur Folge, dass Politiker in Hamburg und Schleswig-Holstein über eine Verlagerung des Flugverkehrs nach Kaltenkirchen debattierte. Nach der Hochkonjunktur folgte jedoch ein Einbruch im Luftverkehr aufgrund der Ölkrise und Streiks. Die Kaltenkirchen-Pläne wurden auf Eis gelegt.

Anstatt nach außen wuchs der Flughafen am Standort. Die Erweiterung umfasste den Bau eines neuen Terminals, 11 neue Fluggastbrücken sowie ein neues Parkhaus. 1993 ging Terminal 4 (heute Terminal 2) nach über dreijähriger Bauzeit in Betrieb. Architekt des neuen Terminals, dessen geschwungenes Dach den Tragflächen eines Flugzeugs nachempfunden ist, war der Hamburger Meinhard von Gerkan. Im gleichen Jahr zählte Hamburg Airport erstmals über sieben Millionen Passagiere. Mit dem neuen Jahrtausend startete dann das größte Ausbauprogramm am Flughafen: Bis Ende 2009 entstanden die Airport Plaza, zwei Passagierterminals, ein dynamisches Parkleitsystem, breitere Vorfahrten, zusätzliche Parkplätze, ein eigener S-Bahnanschluss sowie ein Hotel.

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Am 10. November 2016 erhielt der Hamburger Flughafen den Namenszusatz „Hamburg Airport Helmut Schmidt“. Der einstige Bundeskanzler war mit Hamburgs Flughafen auf besondere Weise verbunden – sowohl als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats als auch als Nachbar aus Langenhorn. Mit einer Dauerausstellung im Terminal 2 würdigt Hamburg Airport das Lebenswerk von Helmut und Loki Schmidt.

Im Jahr darauf, am 7. und 8. Juli 2017, fand in Hamburg der G20-Gipfel statt. Über 100 Sonderflugzeuge verschiedener Regierungen wurden parallel zum regulären Flugbetrieb abgefertigt. Durch die herausragende Zusammenarbeit aller Beteiligten am Flughafen konnte dieses Großereignis gemeistert werden. 2018 schloss der Flughafen die Vorbereitungen zur Abfertigung des größten Passagierflugzeugs der Welt ab und begrüßte am 29. Oktober den ersten Emirates Linienflug mit dem Airbus A380 in Hamburg.

Wer sich noch mehr für die Geschichte des Hamburger Flughafens interessiert, findet dazu Informationen auf der Internetseite hamburg-airport.de.