Hamburg. Ob die Passagiere mit dem veränderten Virus infiziert sind, soll per Genom-Analyse geklärt werden. Sind schärfere Maßnahmen nötig?

Während es bei den Corona-Neuinfektionen zu Beginn der Woche ausnahmsweise etwas Entspannung gab, treibt Bürger und Behörden eine neue Sorge um: Könnte eine mutierte und noch viel ansteckendere Variante des Virus Sars-CoV-2 aus Großbritannien auch nach Hamburg gelangt sein?

Anders als in Hannover sind am Hamburger Airport zwar keine Passagiere gestrandet, dennoch landeten auch dort am Sonntag noch drei Maschinen aus London, bevor um Mitternacht der Flugverkehr aus Großbritannien eingestellt wurde. Sieben Fluggäste seien anschließend positiv auf das Coronavirus getestet worden, wie eine Sprecherin der Bundespolizei am Montag sagte. „Bei dem ersten Flug gab es keine positiven Testergebnisse, beim zweiten fiel ein Corona-Test positiv aus und beim dritten Flug sechs“, so die Sprecherin.

Corona-Mutation: Fluggäste aus Großbritannien müssen sofort in Quarantäne

Ob es sich dabei um die neue Mutation des Coronavirus handele, sei derzeit noch nicht bekannt. Wie alle Passagiere, die aus offiziellen Risikogebieten einreisen, müssen sich auch die Fluggäste der drei Londoner Flüge in eine zehntägige Quarantäne begeben. Trotz der Einstellung des Flugverkehrs aus Großbritannien sollte am Montagabend um 18.45 Uhr noch eine Maschine von Hamburg nach London-Heathrow fliegen.

„Der Flug war zunächst gestrichen, findet jetzt aber doch statt. Das Flugzeug von British Airways kommt leer und holt in Hamburg Passagiere ab, die zurück nach London wollen“, bestätigte Flughafen-Sprecherin Janet Niemeyer. Ob in den nächsten Tagen ähnliche Rückhol-Flüge geplant sind, ist derzeit noch nicht bekannt.

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Die Sozialbehörde bekräftigte die Anordnung, dass sich alle Passagiere aus Großbritannien unverzüglich in zehntägige Quarantäne zu begeben hätten. Diese könne nur durch einen negativen Test nach fünf Tagen aufgehoben werden, so Sprecher Martin Helfrich. Für die sieben positiv getesteten Fluggäste gelte das jedoch nicht. Bei ihnen werde nun zusätzlich ein PCR-Test durchgeführt und der Abstrich zudem per Genom-Analyse untersucht: So soll geklärt werden, um welchen Virus-Stamm es sich handelt. Das dauere etwa eine Woche.

Schärfere Schutzmaßnahmen wegen Corona-Mutation notwendig?

Ob es sich überhaupt um Passagiere aus Hamburg oder aus anderen Bundesländern handelt, sei der Behörde nicht bekannt, sagte Helfrich. Der Flughafenmedizinische Dienst gebe diese Informationen direkt an die zuständigen Gesundheitsämter weiter, die dann für die Anordnung und Überwachung der Quarantäne verantwortlich seien. Ohnehin habe man noch keine offiziellen Informationen aus Großbritannien zu diesem Virusstamm.

Ob es wirklich 70 Prozent ansteckender sei und – falls ja – ob eventuell noch schärfere Schutzmaßnahmen erforderlich seien, könne man daher noch nicht sagen. Stand Montag gehe man aber davon aus, dass die bislang geltenden Regeln – Kontakte minimieren, Abstand halten, Maske tragen, Hände waschen – auch gegen eine veränderte Form des Virus schützen.

Neues Virus oder zufällig aufgetretene Kombination von Mutationen?

Nach Einschätzung des Heinrich-Pette-Instituts ist die in Großbritannien im Brennpunkt stehende Virus-Mutation „in Hamburg bislang noch nicht aufgetreten. Ob es sich bei dieser Variante tatsächlich um einen Stamm mit erhöhtem Ansteckungspotenzial handelt, ist noch weitgehend unklar“, so das Leibnitz-Institut für Experimentelle Virologie mit Sitz auf dem UKE-Gelände in Eppendorf. „Nach Stand der derzeitig verfügbaren Informationen kann es sich unserer Einschätzung nach ebenso um eine im Zuge der exponentiellen Verbreitung des Erregers zufällig aufgetretene Kombination von Mutationen handeln.“

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Dennoch verlange die Ausbreitung dieser Abstammungslinie „nach erhöhter Aufmerksamkeit“, so die Virologen. Das HPI überwache schon seit Beginn der Pandemie zusammen mit dem UKE stichprobenartig die in Hamburg auftretenden Sars-CoV-2 Stämme und werde dies auch fortlaufend überprüfen.

Corona-Neuinfektionen in Hamburg steigen nur noch leicht

Das Infektionsgeschehen in Hamburg blieb am Montag relativ unauffällig. Mit 301 Neuinfektionen wurden acht weniger vermeldet als am Sonntag und zwei weniger als am vergangenen Montag. Ein belastbarer Trend lässt sich daraus noch nicht ablesen – außer dass die Zahlen im Vergleich zur Vorwoche seit einigen Tagen nicht oder nur noch leicht steigen. Die Inzidenz (Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen) blieb mit 158,8 nahezu unverändert (Vortag: 158,9). Dass sich schon der seit dem 16. Dezember geltende harte Lockdown auswirkt, gilt als unwahrscheinlich, denn von der Ansteckung bis zu einem positiven Test vergehen in der Regel rund zehn Tage.

In den Kliniken der Stadt wurden 485 Covid-19-Patienten behandelt, darunter 367 Hamburger und 118 Menschen aus anderen Bundesländern. 104 Patienten mussten auf Intensivstationen betreut werden: 84 Hamburger und 20 Auswärtige. Alle diese Zahlen sind unverändert, da sie über das Wochenende nicht aktualisiert werden. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind 547 Hamburger mit oder an Corona verstorben – zwei mehr als am Sonntag.

Corona: Diese Testverfahren gibt es:

  • PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
  • PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
  • Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
  • Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
  • Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft