Hamburg. Hansestadt vermeldet 31 neue Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19. Wann beginnen Impfungen in Alten- und Pflegeheimen?

Die Corona-Lage in Hamburg bleibt angespannt, aber mit dem voraussichtlichen Beginn der Impfungen unmittelbar nach Weihnachten rückt das Licht am Ende des Tunnels näher.

Am Sonntag wurde mit 309 Neuinfektionen der höchste Sonntagswert seit Beginn der Pandemie vermeldet. Das waren 36 Fälle mehr als am vergangenen Sonntag und 24 mehr als am 8. November, dem bisherigen Höchststand (285). Da auch am Sonnabend mit 525 Neuinfektionen ein sehr hoher Wert verzeichnet wurde (Vorwoche: 515), stieg die Inzidenz (Anzahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen) seit Freitag von 156,4 auf 158,9.

Der Sonnabend-Wert ist in der Regel immer deutlich höher als der am Sonntag, da sich werktags mehr Menschen testen lassen. Von dem eigentlichen Ziel des Lockdowns, die Inzidenz wieder unter die kritische Marke 50 zu drücken, entfernt sich Hamburg also weiter, steht aber besser da als viele andere Bundesländer. Bundesweit liegt die Inzidenz bei 192, in Sachsen sogar bei über 400.

Stark steigende Zahl der Todesfälle bereitet den Behörden große Sorge

Die größte Sorge bereitet den Behörden dabei nach wie vor die hohe Auslastung der Kliniken und in deren Folge die stark steigende Zahl der Todesfälle. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind in Hamburg am Wochenende weitere 31 Menschen an oder mit einer Corona-Infektion gestorben – damit erhöhte sich die Zahl auf 545. Die Zahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken wird über das Wochenende nicht aktualisiert und daher unverändert mit 485 angegeben. 104 von ihnen müssen intensivmedizinisch betreut werden.

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Trotz zahlreicher Neuinfektionen auch bei jüngeren Menschen ist das Durchschnittsalter der in Hamburg an Corona gestorbenen Patienten nicht gesunken. „Die verstorbenen Personen sind im Median 82 Jahre alt“, sagte der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin am UKE, Prof. Benjamin Ondruschka. Das Institut habe bislang bei 452 Toten eindeutig eine Covid-19-Erkrankung als Todesursache festgestellt. Der älteste untersuchte Todesfall sei eine 100 Jahre alte Person gewesen. Die meisten Sterbefälle gebe es in der Altersgruppe der 80- bis 90-Jährigen. Es seien deutlich mehr Männer als Frauen an der Virusinfektion gestorben.

In der zweiten Welle hätten sich zwar vor allem auch zahlreiche Menschen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren mit dem Coronavirus angesteckt. Im Alter unter 50 seien aber seit Beginn der Pandemie in Hamburg bisher nur vier Männer und drei Frauen gestorben, sagte Ondruschka. Der Rechtsmediziner schließt daraus, dass sich die medizinische Behandlung der Patienten verbessert hat, auch dank der Erkenntnisse aus den Obduktionen. Entzündungshemmer wie Dexamethason oder blutverdünnende Medikamente seien hilfreich. Anfangs seien viele Covid-19-Patienten an Blutgerinnseln und Embolien gestorben, das komme jetzt seltener vor.

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Hamburg steht in den Startlöchern für die Corona-Impfungen

Die allermeisten Verstorbenen hätten Vorerkrankungen gehabt. Zum charakteristischen Risikoprofil gehören nach Angaben des Rechtsmediziners Herz- und Gefäßerkrankungen, Diabetes und Übergewicht. Es sei allerdings nicht ungewöhnlich, dass Menschen im Alter zwischen 80 und 90 Jahren derartige Vorerkrankungen hätten. Damit seien sie aber „nicht gleich dem Tode geweiht“. Die zum Tod führende Erkrankung habe in den untersuchten Fällen mit der Corona-Infektion begonnen. Nur in Einzelfällen seien jüngere Menschen mit nur gering ausgeprägten Vorerkrankungen an Covid-19 gestorben. Das seien aber Ausnahmen, betonte Ondruschka.

Im Vergleich zu den höheren Todeszahlen des Robert-Koch-Instituts zeigten die Untersuchungen in seinem Institut, dass gut fünf Prozent der Corona-Toten tatsächlich aus anderen Gründen gestorben seien, etwa an Herzinfarkten, Hirnblutungen oder einer Lebererkrankung infolge von Alkoholmissbrauch. In diesem Fall spricht man davon, dass sie „mit“ Corona gestorben sind, aber nicht „an“ dem Virus. Die Hamburger Untersuchungen seien in Europa und nach seiner Kenntnis auch weltweit einzigartig. „In dieser Gründlichkeit passiert das nirgendwo anders als in Hamburg“, sagte Ondruschka, der das Institut für Rechtsmedizin seit dem 1. Oktober leitet.

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Unterdessen steht die Stadt in den Startlöchern für die Corona-Impfungen. Erwartet wird, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur den Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer an diesem Montag als ersten zulassen wird. Wenige Tage später würden vermutlich die ersten 12.000 bis 15.000 Impfdosen in Hamburg eintreffen. Da dieses Vakzin zweimal innerhalb von drei Wochen gespritzt werden muss, würde die erste Lieferung für 6000 bis 7500 Menschen reichen. Eine weitere Charge werde eher innerhalb von Tagen als von Wochen erwartet, heißt es aus Behördenkreisen.

Das Corona-Impfzentrum in den Messehallen ist aufgebaut und startklar.
Das Corona-Impfzentrum in den Messehallen ist aufgebaut und startklar. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

27. Dezember gilt als frühestmöglicher Starttermin für Impfungen

Wie berichtet, sollen im ersten Schritt vor allem Bewohner und Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen geimpft werden, da sie als besonders gefährdet gelten (85 Prozent der Corona-Toten sind älter als 70 Jahre). Da diesen Personen in der Mehrzahl nicht zugemutet werden kann, ins zentrale Impfzen­trum der Stadt in den Messehallen zu kommen, werden sie von mobilen Impfteams in den Heimen aufgesucht.

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    An welchem Tag die Impfungen beginnen, steht noch nicht exakt fest. Einige Heimbetreiber hatten in den Informationsschreiben an die Bewohner bereits den 23. Dezember genannt. Doch das gilt in Behördenkreisen als nicht realistisch. Nach der Zulassung müsse das Bundesgesundheitsministerium erst noch eine Verordnung erlassen, das Paul-Ehrlich-Institut Chargenproben entnehmen und in den Heimen eine gewisse Impf-Struktur aufgebaut werden.

    Denn vermutlich werde man nicht „mit der Spritze in der Hand“ von Zimmer zu Zimmer gehen, sondern Bewohner und Mitarbeiter in einem zentralen Raum impfen. Damit gilt Sonntag, der 27. Dezember, als frühestmöglicher Starttermin. Die Sozialbehörde legt sich dabei nur auf einen Termin „zwischen Weihnachten und Neujahr“ fest.​