Hamburg. Der langfristigen Erhaltung der Ruine – Wahrzeichen des liberalen Judentums – steht damit nichts mehr im Wege.
Es ist die zweite gute Nachricht für die Juden in Hamburg in dieser Woche: Nach der finanziellen Unterstützung für den Jüdischen Friedhof in Ohlsdorf (Abendblatt berichtete) gab die Hansestadt mitten in den Feierlichkeiten zum Chanukkafest am Freitag bekannt: Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen hat ein Teilgrundstück mit dem ehemaligen Israelitischen Tempel in der Poolstraße erworben. Der langfristigen Erhaltung der Ruine – Wahrzeichen des liberalen Judentums – steht damit nichts mehr im Wege. Der bisherige Eigentümer wollte das Gelände nach seinen bisherigen Plänen verkaufen, damit dort Wohnungen gebaut werden.
„Mit dem Erwerb des Grundstücks ist dieses bedeutende Denkmal endlich dauerhaft gesichert“, sagt Kultursenator Carsten Brosda. Der Hamburger Tempelverein mit seinem 1844 errichteten Sakralbau gilt als Wurzel des liberalen Judentums, zu dem sich heute etwa 1,7 der weltweit 14 Millionen Juden zugehörig fühlen. Das Tempelgebäude wurde im Zweiten Weltkrieg durch eine Fliegerbombe teilweise zerstört und steht seit vielen Jahren unter Denkmalschutz.
Historisch erinnert das Fest an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 165 vor Christus
Dass es nun eine Grundinstandsetzung geben kann, dürfte viele Juden freuen. Historisch erinnert das Fest an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 165 vor Christus. Die Überlieferung gründet in einem göttlichen Wunder: Das Öl im Tempel reichte für das Licht nur noch einen Tag. Doch durch das Ölwunder konnte es acht Tage lang brennen, bis neues Öl hergestellt war. Daran erinnern die acht Lichter des Chanukka-Leuchters.
Wie Philipp Strichar, Erster Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, dem Abendblatt sagte, sei Chanukka traditionell ein Fest, an dem die Gemeinde zusammenkomme, um gemeinsam die Kerzen anzuzünden. „Dieses Jahr geht das aber nur virtuell“, sagt er. „Ansonsten spielt sich Chanukka diesmal innerhalb der Familien ab.“ Das sei vor allem für die Alleinstehenden aktuell besonders schwer. „Aber dadurch, das wir alle – auch wenn jeder für sich – auf dieselbe Art und Weise acht Tage lang jeden Tag eine Kerze mehr anzündet, fühlen wir uns miteinander verbunden.“ Traditionell werden zu Chanukka in Öl ausgebackene Speisen gegessen, wie Sufganiot (Berliner/Krapfen) und Latkes (Kartoffelpuffer). Zudem bekommen die Kinder Geschenke. Das Lichterfest wird bis zum 18. Dezember gefeiert.