Hamburg. Immer mehr Minderjährige greifen zu der Droge. Prof. Rainer Thomasius warnt vor psychischer Abhängigkeit und Organversagen.
Prof. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Suchtbereichs beim UKE, zählt zu Deutschlands führenden medizinische Experten bei Drogen.
Herr Prof. Thomasius, Ecstasy sorgte in den 1990er-Jahren für Schlagzeilen als Aufputschdroge in der Techno-Szene. Offenbar greifen inzwischen zunehmend Minderjährige zu dieser Droge.
Prof. Rainer Thomasius Das ist leider richtig. Wir beobachten diese Entwicklung mit großer Sorge. Denn für Minderjährige ist Ecstasy noch gefährlicher. Sie wiegen in der Regel weniger, haben weniger Körperwasser, daher wirkt bei ihnen die Droge noch stärker. Hinzu kommt, dass sich der Anteil des Amphetaminderivats MDMA in den Pillen erhöht hat. In den 1990er-Jahren lag dieser Gehalt bei 60 bis 90 Milligramm. Die Pillen, die jetzt europaweit nach Drogenfunden analysiert werden, haben einen Gehalt zwischen 120 bis 180 Milligramm. Und viele konsumieren die Droge inzwischen als Pulver oder in kristalliner Form, also als durchsichtige Körnchen. In der Szene wird dann als besonders reine Droge geworben. In Wahrheit ist dieser Konsum noch riskanter.
Wieso greifen mehr Minderjährige zu dieser Droge?
Das ist eine gute Frage, auf die wir noch keine abschließende Antwort haben. Auffällig ist allerdings, dass besonders oft minderjährige Mädchen betroffen sind. Die Vermutung liegt nahe, dass sie mit diesem Konsum eine besondere Nähe zu drei, vier Jahre älteren Freunden erreichen wollen.
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Welchen Effekt hat Ecstasy ?
Die Droge wirkt für wenige Stunden hochgradig stimulierend. Im Gehirn werden große Mengen des Glückshormons Serotonin ausgeschüttet. Bewegungsdrang und Energie werden gesteigert, Schmerzen, Hunger- und Durstgefühl werden unterdrückt. Ecstasy mindert die Distanz zu anderen Menschen.
Warum ist diese Droge so gefährlich?
Es geht nicht nur so sehr um die körperliche Abhängigkeit, da sind andere Drogen noch gefährlicher. Aber Ecstasy kann psychisch abhängig machen. Die Gefahren für den Körper sind vielfältig. Gefürchtet ist besonders der Temperaturanstieg, Ecstasy kann die Körpertemperatur auf 43 Grad erhöhen. Das Blut kann verklumpen, der Blutdruck kann so ansteigen, dass ein womöglich unerkanntes Aneurysma, also eine Aussackung einer Arterie, platzt. Es besteht auch die Gefahr eines Organversagens, zum Beispiel der Nieren, das zum Tod führen kann. Es gibt auch Konsumenten, die epileptische Anfälle erleiden und sich dann bei einem Sturz gegen eine Tischkante oder einen Heizkörper schwer verletzen.