Hamburg. Julia-Niharika Sen über den Umzug ins moderne Studio und ihren „Nebenjob“ bei der 20-Uhr-„Tagesschau“ als Nachfolgerin von Jan Hofer.

Eine giftige Altlast und ein prominenter Neurentner: Der Norddeutsche Rundfunk nutzt das Corona-Jahr 2020, um sich neu einzurichten und mal ordentlich durchzulüften. An diesem Montag wird im „Hamburg Journal“ ein neues Möbelstück zu sehen sein, das an das moderne Pult im „Heute Journal“ des ZDF erinnert. NDR-Moderatorin Julia-Niharika Sen zeigt sich von nun an vor und an dem Tisch, der einer gebogenen Rutsche ähnelt. Die Stell- und Sitzprobe mit der Journalistin hat das neue Möbel im Studio in Hamburg-Lokstedt bereits makellos überstanden.

Es soll sich einfügen in ein neues Design und neue Technik in den Räumlichkeiten des „Hamburg Journals“, die recht lange einer Komplettrenovierung geharrt hatten. Von Montag an wird es zwei zeitgemäße LED-Wände geben. Sie sollen dem Stadtmagazin einen moderneren Anstrich geben, eine aufgepeppte Kulisse, eine frische Anmutung. Julia-Niharika Sen sagte dem Abendblatt: „Bei der Moderation können wir nicht mehr nur inhaltlich, sondern auch bildlich schon im Studio aus besonderer Per­spektive auf ein Thema schauen und haben außerdem die Möglichkeit mit Grafiken auch komplexe Fakten zu ,sortieren‘ und besonders anschaulich zu machen.“

Hamburg-Journal im NDR: Gute TV-Quoten

Wer gesehen hat, wie etwa die CNN-Moderatoren das Präsidentschaftsrennen zwischen Donald Trump und Joe Biden um die einzelnen US-Bundesstaaten und innerhalb der Schlüssel-Staaten wie Georgia grafisch an ihrer „magic wall“ erklärt haben, der wünschte sich solche interaktiven Elemente auch für das ergraute Lieblings-TV-Magazin der Hamburger. Am vergangenen Sonnabend schalteten 140.000 Zuschauer das „Hamburg Journal“ ein, Marktanteil 25,8 Prozent. Das heißt: Jeder vierte Fernsehzuschauer an Alster und Elbe sah zu.

Das neu gestaltete Hamburg-Journal des NDR im Studio in Lokstedt mit Moderatorin Julia-Niharika Sen.
Das neu gestaltete Hamburg-Journal des NDR im Studio in Lokstedt mit Moderatorin Julia-Niharika Sen. © NDR/Arman Ahmadi | Unbekannt

Auch die Regie wird nach NDR-Angaben „automatisiert“, es gehe darum, die Zusammenarbeit zwischen der Redaktion und der Produktion noch enger zu gestalten. In dem neuen Studio sollen auch die Nachrichtensendungen von NDR Info ihr Zuhause haben.

Redaktion von NDR 90,3 soll nach Lokstedt ziehen

Sie erwarte, dass die Zuschauer begeistert sein werden, sagte Julia Sen. „Denn ab Montag zieht eine neue räumliche Leichtigkeit ins Studio. Wir stehen nicht mehr hinter einem schweren Tisch, sondern viel freier im Studio. Und die weiteren NDR-Pläne verheißen zumindest eine weitere Neumöblierung. So soll die Redaktion von NDR 90,3 in wenigen Jahren von der Rothenbaumchaussee nach Lokstedt ziehen, die Onliner ebenso. Sie sollen alle im in der Planung befindlichen Haus 24 zusammengefasst werden.

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„Das Landesfunkhaus Hamburg geht konsequent und kostenbewusst in eine crossmediale Zukunft“, sagte NDR-Intendant Joachim Knuth. Mit „kostenbewusst“ ist der Einsparbetrag von 300 Millionen Euro gemeint, den der NDR innerhalb von vier Jahren aufbringen muss. Da klingt es fast wie ein Segen, dass das weithin sichtbare NDR-Hochhaus in Lokstedt als asbestverseucht identifiziert wurde und alle Mitarbeiter es verlassen mussten. Es soll abgerissen werden, was teuer werden dürfte.

Jens Riewa und Ulf Ansorge wie Ernie und Bert?

Überhaupt wird sich der NDR auf dem Immobilienmarkt tummeln. Gebäude in Harvestehude sollen veräußert werden. Das macht der Teilumzug nach Lokstedt möglich. Die Gesichter im „Hamburg Journal“ werden bleiben, sich aber neu orientieren. So rückt Jens Riewa zum Chefsprecher der „Tagesschau“ auf. Jan Hofer wird am 14. Dezember seine letzte „Hauptausgabe“ um 20 Uhr sprechen und dann Pensionär. Werden Riewa und Ulf Ansorge in ihrer ureigenen Art weiterhin wie Ernie und Bert das „Hamburg Journal“ als Moderator und Nachrichtensprecher gestalten?

Auch Julia Sen wechselt in einem „Doppelpack“ und in Teilzeit zur 20-Uhr-„Tagesschau“: „Es ist wirklich eine große Ehre, diese herausragende Nachrichtensendung präsentieren zu dürfen! Aber die Lücke, die Jan Hofer nach mehr als 30 Jahren hinterlässt, ist riesengroß. Deshalb starte ich im ,Tagesschau‘-Team um den neuen Chefsprecher Jens Riewa auch nicht allein, sondern auch Constantin Schreiber wird ab Januar mit mir neu dabei sein. Und ich freue mich, dass wir quasi im Doppelpack starten.“

Neue Optik, ein Bogentisch, etwas Personalkarussell – werden sich die Zuschauer des „Hamburg Journals“ erst einmal zurechtfinden müssen? Immerhin Johannes Brahms bleibt. An der Anfangsmelodie in c-Moll ändert sich kein Ton.

„Hamburg Journal“: 19.30 Uhr, NDR