Poppenbüttel. Denkmalgeschützte Anlage im schlimmen Zustand. Pächter der Gastronomie und CDU fordern von der Stadt jetzt schnelle Abhilfe.
Als Niklaus Kaiser von Rosenburg 2016 die geschichtsträchtige Mellingburger Schleuse im Alstertal übernommen hat, war die gleichnamige Schleusenanlage am Fuß des traditionsreichen Ausflugslokals schon arg sanierungsbedürftig. Die Wehranlage in Poppenbüttel ist unübersehbar in einem desolaten Zustand.
Die Holzkonstruktion ist vom permanenten Kontakt mit dem Wasser brüchig und verwittert, etliche Teile sind schon abgestürzt. „Ich habe damals nachgefragt, was mit der Schleuse geschieht. Es hieß, es solle Gelder geben“, sagt Kaiser von Rosenburg, Geschäftsführender Gesellschafter der Baseler Hof GmbH & Co. KG, die das Stadthotel an der Esplanade und das Anwesen im Alstertal betreibt.
Jetzt sei das Jahr 2020 fast zu Ende, und passiert sei immer noch nichts. „Wir warten seit 2016 auf einen Ortstermin für die Vorstellung der Pläne, aber es zieht sich und zieht sich." Unterstützung bekommt der Gastronom von der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Wandsbek.
CDU: Schleuse als wichtiges Kulturgut fürs Alstertal muss erhalten bleiben
Die CDU-Fraktion hat im Regionalausschuss Alstertal den Antrag gestellt, die Mellingburger Schleuse zügig zu sanieren und für die Zukunft zu erhalten. Wolfgang Kühl von der CDU-Alstertal sagt: „Viele Spaziergänger im Alstertal beobachten mit Schrecken den Verfall der Holzbauteile dieser historischen Wehranlage. Die letzte Sanierung erfolgte vor mehr als 20 Jahren, das ist viel zu lange her. Eine Modernisierung wird seit 2015 von der Stadt immer wieder angekündigt, aber es passiert nichts."
So dürfe man nicht mit der Historie und Tradition umgehen. „Die Mellingburger Schleuse als wichtiges Kulturgut für das Alstertal muss unbedingt erhalten bleiben.“ Innerhalb von drei Jahren habe sich die Substanz stark verschlechtert, hat Kaiser von Rosenburg beobachtet, „in drei Jahren ist keine Substanz mehr da“. Die Schleusentore seien marode, die Klappen, die über Rollen bewegt wurden, gar nicht mehr vorhanden.
Restaurant an der Schleuse ist das älteste Gasthaus Hamburgs
Die Mellingburger Schleuse gibt es an dieser Stelle und in dieser Bauart bereits seit 1529. Das Doppelwehr mit dem knapp 80 Meter langen Schleusenbecken ist ein Kulturdenkmal. Das bis heute erhaltene Restaurant mit Hotel wurde 1717 als Krog eröffnet und versorgte die Treidelschiffer auf dem Alsterlauf. Über die Jahre entstand ein umfangreicher Gebäudekomplex mit inzwischen 47 Hotelzimmern. „Es ist das älteste Gasthaus Hamburgs“, sagt Kaiser von Rosenburg.
Und weil die Zahl der Spaziergänger auf dem Alsterwanderweg im Pandemiejahr noch deutlich gewachsen ist, wie er festgestellt hat, bietet er auch während des Lockdowns Speisen zum Mitnehmen an. Den neu gebauten Wintergarten könne er ja leider nicht nutzen. Vom Vorplatz des Anwesens blickt man auf die Schleusenanlage und auf Absperrgitter. Die obere Schleusenbrücke ist wegen Baufälligkeit bereits seit Längerem für Fußgänger gesperrt – ebenso wie ein Weg den Hang hinauf zum Mellingburgredder. Die Befestigung des Pfades und auch das Holzgeländer sind abgerutscht.
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Wolfgang Kühl kritisiert, die Stadt baue zwar Fischtreppen, aber die Ausschreibung für die Schleuse sollte dringend vorgezogen werden, fordert er. Laut einer Kleinen Senatsanfrage der CDU von 2017 sollte die Sanierung in den Entwurf des Arbeitsprogramms „Stadtgrün“ beim zuständigen Bezirksamt aufgenommen werden. Doch dort setzte man offenbar andere Prioritäten, wie der immer noch gesperrte Weg beweist.
Und offenbar kommt Bewegung in die Sache: „Das Bezirksamt Wandsbek hat sich der Situation an der Mellingburger Schleuse bereits angenommen und betreibt die denkmalgerechte Sanierung in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer. Die Planung, die die Sanierung bzw. Erneuerung der Brücken mit einbezieht, wurde aufgenommen und soll im dritten Quartal 2021 in die Ausschreibung der Bauleistungen münden, sodass mit einem Beginn der Baumaßnahmen Anfang 2022 gerechnet wird“, sagte Claudia Petschallies, Sprecherin des Bezirks Wandsbek.
"Mellingburger Schleuse ist ein magischer Ort. Das gibt es nur einmal.“
Parallel werde geplant, die Schleuse über den das Schleusenbauwerk umlaufenden Graben fischdurchgängig zu gestalten. Die dafür erforderlichen Arbeiten sollten im Anschluss an die Bauwerkssanierung erfolgen. Niklaus Kaiser von Rosenburg bezeichnet die Mellingburger Schleuse als „magischen Ort. Das gibt es nur einmal.“ Die Chance, so etwas zum Leben zu erwecken, sei einmalig gewesen, die habe er 2016 nicht verstreichen lassen können.
Doch mit dem gastronomischen Betrieb habe er genug zu tun. Um das Denkmal am Wasser müsse sich nun dringend die Stadt kümmern.