Hamburg. Hamburgs Erzbischof hat sich an die Bischofskongregation gewandt: Der Vatikan solle entscheiden, ob er weiter im Amt bleiben darf.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße will den Vatikan über seine Zukunft entscheiden lassen. Er habe die Bischofskongregation in Rom über die derzeitige Debatte über seine Person informiert, teilte das Erzbistum Hamburg am Freitag mit. Es gelte jetzt, das derzeit in Arbeit befindliche neue Gutachten zum Umgang des Erzbistums Köln mit Missbrauchsvorwürfen abzuwarten. Es soll im März veröffentlicht werden. „Auf meine Bitte hin soll Rom prüfen, ob die dann vorliegenden Untersuchungsergebnisse Auswirkungen auf mein Amt als Erzbischof in Hamburg haben“, erklärte Hesse. Er war früher Personalchef im Erzbistum Köln.
„Ich habe mich heute schriftlich an den Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Quellet, gewandt und ihm die Situation geschildert“, so Heße weiter. Er habe versichert, dass er niemals an der Vertuschung von Missbrauchsfällen beteiligt gewesen sei. „Die seit Monaten öffentlich geführte Debatte über meine Zeit in Köln belastet nicht nur mich persönlich, sondern auch die Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum“, räumte er ein.
Kölner Kardinal wollte Gutachten zu Missbrauch plötzlich nicht mehr veröffentlichen
„Aus Sorge um das Erzbistum Hamburg sehe ich es daher als meine Pflicht an, die römischen Stellen sowohl über die aktuelle Situation als auch über die im März vorliegenden Untersuchungsergebnisse aus Köln zu unterrichten. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich nicht Richter in eigener Sache sein kann, sondern die Instanz um Prüfung bitte, die mich in mein Amt als Erzbischof eingesetzt hat.“
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte zunächst ein Gutachten bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl in Auftrag gegeben. Mittlerweile hat er sich jedoch dazu entschlossen, dieses Gutachten wegen rechtlicher Bedenken nicht zu veröffentlichen. Stattdessen hat er eine neue Untersuchung bei einem Kölner Strafrechtler in Auftrag gegeben.