Hamburg. Was Tierärzte den Betroffenen raten – auch für den Fall, dass Hundebesitzer sich in Quarantäne begeben müssen.
Die Zahl der Hamburger, die sich in Quarantäne begeben müssen, wächst. Wenn sie zugleich Tierbesitzer sind, kommt eine weitere Sorge dazu: Was wird in dieser Zeit aus Hund und Katze? Immerhin leben in der Stadt mehr als 80.000 Hunde und schätzungsweise 120.000 Katzen.
Wenn Herrchen oder Frauchen in Quarantäne sind, rät der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Professor Thomas C. Mettenleiter, zu Social Distancing. „Es sollte unbedingt auf allgemeine Hygieneregeln wie Händewaschen vor und nach Kontakt mit den Tieren geachtet werden.“ Ein zu enger Kontakt wie sich durch das Gesicht schlecken zu lassen oder „sein Gesicht im Fell eines Tieres zu vergraben“, sollte vermieden werden, sagt der Biologe und Virologe dem Abendblatt. „Dabei besteht ein Infektionsrisiko für die Tiere, nicht andersherum für den Menschen.“
Geringe Corona-Fallzahl bei Katzen
Dass sich auch nicht infizierte Haustierbesitzer für den Ernstfall wappnen sollten, dazu rät die Schenefelder Tierärztin Christina Bertram. Sie ist Landesvorsitzende des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte (bpt). „Gerade Hundebesitzer sollten sich einen Plan B zurechtlegen“, so ihr Rat. Denn für den Quarantäne- und Erkrankungsfall müsste geklärt sein, wer mit dem Hund Gassi geht. So könnten Nachbarn helfen. „Das bedeutet kurz und knapp: „Haustür auf, Hund raus, Tür zu“, um Ansteckungen zu vermeiden. Katzenbesitzer sollen ihre Tiere am besten zu Hause lassen, um auch in diesem Fall Übertragungswege auszuschließen.
Die Hamburger Tierärztin Brit Martens vom Rahlstedter Kleintierzentrum am Merkurring wird derzeit häufiger danach gefragt, ob sich Katzen mit dem neuartigen Coronavirus infizieren können. „Ja“, sagt sie, „Studien zeigen die Infektion von Katzen, aber die Fallzahl ist sehr gering.“
Vor allem Hunde und Katzen haben Risiko, sich anzustecken
Mehrere wissenschaftliche Studien hatten sich in den vergangenen Monaten mit diesem Thema beschäftigt. Vor allem Katzen und Hunde hätten ein „gewisses Risiko“, sich bei ihren Besitzern anzustecken, heißt es in einer empirischen Erhebung. Ein wissenschaftliches Team aus Liverpool, Hongkong sowie von den Medizinischen Fakultäten in Italien bestätigten diese Annahme jetzt mithilfe einer großen Stichprobe von Haustieren.
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Wie es beim Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesinstitut für Tiergesundheit heißt, ist eine Ansteckung bei einigen Tierarten nicht auszuschließen. „Bisher erwiesen sich Hunde, Katzen, Kaninchen, Goldhamster und Frettchen als empfänglich für Sars-CoV-2. Meerschweinchen ließen sich nicht mit dem Virus infizieren“, betont die Biologin Elke Reinking, Sprecherin des Instituts mit Sitz auf der Ostseeinsel Riems. Allerdings bedeutet eine mögliche Infektion von Haustieren nicht automatisch, dass sich das Virus in den Tieren vermehren kann.
Tierbesitzer, die mit dem Coronavirus infiziert sind, sollten noch stärker auf Hygiene achten
Tierbesitzer, die mit dem Coronavirus infiziert sind, sollten nach Ansicht von Experten allerdings stärker als sonst auf Hygiene achten. Mit Sars-CoV-2 infizierte Personen, insbesondere diejenigen mit Krankheitssymptomen, können große Virusmengen über Nase und Mund ausscheiden. „Daher sollten sie gerade beim Kontakt zu ihren Haustieren besonders auf Hygiene achten, die Tiere nicht anhusten oder anniesen“, sagt Elke Reinking, Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts. Die Katze zu streicheln sei sicher möglich, ergänzt Tierärztin Christina Bertram. „Aber abknutschen sollte man sie nicht.“
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Ähnlich wie bei Menschen verlaufen nach Aussagen von Professor Mettenleiter viele Corona-Infektionen bei Tieren ohne Symptome. Es könne aber auch zu Atemwegserkrankungen kommen – für Katzenbesitzer sei das nicht von einem normalen Katzenschnupfen zu unterscheiden. Auf natürlichem Weg infizierte Tiere seien nach bisherigen Erkenntnissen noch nicht an der Erkrankung gestorben, betont er. Haustiere, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, müssen den Behörden gemeldet werden, heißt es beim Bundeslandwirtschaftsministerium. Es bestehe für Haustierhalter aber keine Pflicht, ihre Tiere testen zu lassen.
Tierarztpraxen in Hamburg gegen Corona gerüstet
Mit dem Beginn der Pandemie haben die Hamburger Tierarztpraxen ihren Hygieneaufwand noch einmal erhöht. Neben regelmäßigem Lüften und zusätzlichen Desinfektionen – darunter sind auch die Kartenlesegeräte – gehört dazu, dass nur eine begrenzte Zahl von Haustierhaltern im Wartezimmer gestattet ist. In der Rahlstedter Kleintierpraxis seien es maximal vier Personen, sagt Tierärztin Martens.
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Jeder Besucher müsse sich vorher die Hände desinfizieren. „Insgesamt hat sich der Aufwand bei der Hygiene um ein Vielfaches erhöht.“ Christina Bertram, Vorsitzende der praktizierenden Tierärzte in Hamburg, berichtet davon, dass inzwischen „einige Tierärzte“ die zusätzlichen Desinfektionsmaßnahmen als „Verbrauchsmaterial“ in Rechnung stellten.
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