Hamburg. Teilnehmer tragen keine Masken, Abstandsregeln werden verletzt. Umstrittener Arzt Bodo Schiffmann diskutiert mit Polizisten.
Die wenigsten trugen Masken, die Abstandsregeln wurden nicht eingehalten, die Polizei machte klare Ansagen: Am Hamburger Jungfernstieg ist am Mittwoch eine Demonstration von Corona-Leugnern der sogenannten "Querdenker"-Bewegung eskaliert.
Unter den Teilnehmern war auch der Arzt Bodo Schiffmann. Er war am Dienstag in Mecklenburg-Vorpommern zunächst des Landes verwiesen worden, durfte später aber doch noch einreisen.
Hamburg: Demo von Corona-Leugnern am Jungfernstieg
"In der Spitze nahmen etwa 650 Teilnehmer teil, von denen viele die vorgeschriebenen Abstände zueinander nicht einhielten und keine Mund-Nasen-Bedeckung trugen", so Polizeisprecherin Nina Kaluza.
Die Hamburger Polizei drohte daher mit Durchsagen über die Lautsprecheranlage eines Wasserwerfers mehrmals mit der Auflösung der Demonstration, wenn die Hygieneregeln nicht eingehalten würden. Die Beamten gingen außerdem zwischen die Demonstranten, machten auf die Maskenpflicht aufmerksam und verhängten Bußgelder: bis zu 150 Euro.
46 Personen ohne Maske von Versammlung ausgeschlossen
"Im Verlauf des Einsatzes wurden von Polizeibeamten 46 Personen ohne Mund-Nasen-Bedeckung von der Versammlung ausgeschlossen und Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen sie eingeleitet", teilte Kaluza mit.
Im Verlauf der Demonstration wurden die Reihen dann lichter, Teilnehmer setzten zum Teil ihre Masken auf. Viele skandierten "Schließt euch an!" als Aufforderung, die Corona-Leugner zu unterstützen. Eine Handvoll linker Gegendemonstranten war vor Ort. Gegen 16 Uhr wurde die Demonstration durch den Veranstalter beendet und löste sich auf.
Das Verwaltungsgericht Schwerin hatte zuvor die Entscheidung der Polizei aufgehoben, Schiffmann die Einreise zu verweigern. Das Land Mecklenburg-Vorpommern erlaubt derzeit Einreisen nur "aus gewichtigem Grund", das Gericht sah die Teilnahme an einer Demonstration als hinreichend an, um ihn nicht das Landes verweisen zu dürfen.
Polizei mit Großaufgebot bei Corona-Demo in Hamburg
Die Hamburger Polizei wies darauf hin, dass sie das Versammlungsrecht der Teilnehmer der Corona-Demonstration in Hamburg sichern, gleichzeitig aber auf die Einhaltung der erteilten Auflagen zur Genehmigung der Demonstration achten werde.
Kurz nach dem geplanten Beginn der Kundgebung waren etwa 250 Teilnehmer vor Ort. Masken trug kaum jemand, hieß es zunächst. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch Wasserwerfer warteten in der Nähe der Europapassage.
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Bodo Schiffmann diskutierte länger mit den eingesetzten Hamburger Beamten – es ging unter anderem darum, dass sich die meisten Teilnehmer weigerten, die vorgeschriebenen Masken zu tragen. Am Jungfernstieg war ein Bus geparkt, der offenbar zur Querdenker-Bewegung gehört. Dort wurden mehrere Reden gehalten.
HNO-Arzt Bodo Schiffmann sendet via Youtube
HNO-Arzt Bodo Schiffmann, der sich selbst als Schwindelexperte bezeichnet und nach eigenen Angaben eine Schwindelambulanz in Sinsheim (Kraichgau) betreibt, gehört der Querdenker-Bewegung an. Hunderttausende haben seinen Youtube-Kanal abnonniert.
Über diesen veröffentlicht er Videos, in denen er die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung als unverhältnismäßig kritisiert. Er fordert ein Ende der Maskenpflicht und des Lockdowns. Zudem ist er als Redner auf zahlreichen Protestveranstaltungen unter anderem auch in Hamburg in Erscheinung getreten.
Correctiv: Schiffmann verglich Maßnahmen mit Ermächtigungsgesetz
Laut dem Rechercheteam Correctiv schrecke Schiffmann nicht vor fragwürdigen Vergleichen zurück. Bereits Anfang Mai soll er demnach die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie mit dem Ermächtigungsgesetz („Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“) verglichen haben, auf das Adolf Hitler 1933 seine Diktatur aufbaute.
Schiffmann ist laut "Rhein-Neckar-Zeitung" ausgebildeter Rettungssanitäter und wurde mehrfach in jährlich veröffentlichten Ärzterankings gelistet und ausgezeichnet.