Hamburg. Die Bewohner der Unterkunft am Bargkoppelweg sind seit drei Wochen in Quarantäne. Sie haben Angst vor Corona .
Die eingezäunte Außenfläche, auf der sich die Bewohner der Unterkunft am Bargkoppelweg 60 bewegen dürfen, ist etwa 100 Meter lang und zweieinhalb Meter breit. Seit mehr als drei Wochen dürfen die 163 Geflüchteten das Gelände nicht verlassen. Wenn jemand von außen an den Zaun tritt, versammeln sich auf der anderen Seite schnell mehrere, die ihrem Unmut freien Lauf lassen.
„Wir verstehen das nicht“, sagt der 28-jährige O. aus Nigeria. „Wir mussten alle zwei Corona-Tests machen, alle waren negativ. Trotzdem stehen wir immer noch unter Quarantäne.“ Wie berichtet, wächst in dem Standort der Zentralen Erstaufnahme die Sorge, sich dort jetzt trotzdem mit Corona zu infizieren. Sechs positive Fälle wurden bei einer Nachtestung am vergangenen Freitag entdeckt – und die Quarantäne für die Bewohner verlängert.
Lesen Sie auch:
So etwas komme bei Gemeinschaftsunterkünften „immer mal wieder“ vor
So etwas komme bei Gemeinschaftsunterkünften „immer mal wieder“ vor, lasse sich aus Infektionsschutzgründen aber „leider nicht verhindern“, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Dienstag auf der Landespressekonferenz. Und Innensenator Andy Grote (SPD) ergänzte: „Wir wollen natürlich niemanden dort länger als nötig in Quarantäne halten. Das Vorgehen erfolgt in enger Abstimmung und auf Entscheidung des örtlichen Gesundheitsamtes.“
Warum die Bewohner nicht schon längst in ihre frühere Unterkunft am Bargkoppelstieg, die nach einem Corona-Ausbruch geräumt und desinfiziert worden war, zurückgebracht wurden – diese Frage kann man im zuständigen Einwohner-Zentralamt nicht beantworten. Auch dafür, so eine Sprecherin, sei das Gesundheitsamt verantwortlich.
Situation ist psychisch belastend
In dem für rund 350 Bewohner ausgelegten Standort schlafen die Geflüchteten mit vier bis acht Personen in einem Raum. Ihnen fehle medizinisches Personal, auch psychisch sei die Situation sehr belastend, klagt O. „Wir wissen nicht, wann wir hier rauskommen, niemand redet mit uns.“ Insbesondere Frauen und Kinder litten unter der Situation, ergänzt die 32-jährige A. aus Ghana, die ein sechs Wochen altes Baby hat. Sie lebe mit drei anderen Müttern und deren Babys in einem Zimmer. Und sie habe Angst. „Wir haben keine Möglichkeit, uns vor Corona zu schützen. Es gibt keine Masken und kein Desinfektionsmittel.“ Neben der Angst um die Gesundheit ihres Babys macht sich die stillende Mutter auch Sorgen, es nicht satt zu bekommen. „Es gibt nur wenig zu essen.“
Das Einwohner-Zentralamt betont, dass auch am Bargkoppelweg 60 das bestehende Hygienekonzept angewandt werde. Den Bewohnern stehe jederzeit ausreichend Desinfektionsmittel zur Verfügung. Auch habe jeder zwei Stoffmasken erhalten.