Hamburg. Der Tag im Überblick: Stormarn verschärft Corona-Regeln, Dithmarschen mit Rekordwert. Wartezeiten bei Arztruf Hamburg.
Nachdem Hamburg am Montag die 50er-Inzidenzmarke überschritten und am Dienstag mit 204 Corona-Neuinfektionen einen neuen Höchstwert der letzten Monate gemeldet hatte, blieb die Zahl auch am Mittwoch mit 201 neu gemeldeten Corona-Fälle ähnlich hoch. Der Inzidenzwert in Hamburg beträgt nun 58,9.
Die aktuellen Entwicklungen zur Covid-19-Pandemie im Norden lesen Sie in unserem täglichen Corona-Newsblog.
Bürgermeister Tschentscher machte in der Landespressekonferenz am Dienstag wegen der hohen Corona-Infektionszahlen wenig Hoffnung auf den Winterdom. Gleiches gelte für den Fischmarkt, der am Sonntag zum ersten Mal wieder stattfinden soll, sowie für die Weihnachtsmärkte in Hamburg.
Lesen Sie hier die Corona-News für Hamburg und Norddeutschland am Mittwoch, 21. Oktober:
- Stormarn führt Sperrstunde und erweiterte Maskenpflicht ein
- Senat legt Corona-Doppelhaushalt über 35,7 Milliarden Euro vor
- HVV rechnet 2020 mit Viertelmilliarde weniger Einnahmen
- Erneut mehr als 200 Corona-Neuinfektionen in Hamburg
- Westhagemann: Neue Bedingungen für Corona-Hilfe
- Stegner: Aus für Beherbergungsverbot im Norden
- Olympiastützpunkt: Corona-Fall im Schwimmkader
- GdP: Mühe bei Durchsetzung der Corona-Regeln
- 116 117: Erneut Wartezeiten bei Arztruf Hamburg
Corona in Hamburg, Deutschland und weltweit – die interaktive Karte
Hamburg stellt Gagenfonds für Musiker bereit
Musiker und DJs aus der Hansestadt können von Donnerstag an Hilfen aus dem Hamburger Gagenfonds beantragen. Die Stadt hat 500 000 Euro zum Ausgleich von zu geringen oder fehlenden Gagen zur Verfügung gestellt, wie die Kulturbehörde am Mittwoch mitteilte. „Der Hamburger Gagenfonds schafft für die stark betroffene Musikszene den Anreiz, weiterhin Konzerte und Streams mit Gagenzahlung zu veranstalten, ihren Beruf auszuüben und ermöglicht die (Wieder-)Aufnahme von Aktivitäten mit innovativen Ansätzen“, sagte Andrea Rothaug, Geschäftsführerin des Vereins RockCity Hamburg, einer Mitteilung zufolge. Der Antrag und die Förderrichtlinien finden sich unter www.rockcity.de/gagenfonds.
Stormarn reißt erste Corona-Grenze – Sperrstunde eingeführt
Nach einem sprunghaften Anstieg der Zahlen hat der Kreis Stormarn verschärfte Corona-Regeln verhängt: Ab sofort und vorläufig bis zum 2. November gelten eine Maskenpflicht auch unter freiem Himmel, wo "Menschen länger und dichter zusammenkommen". Zudem wurde eine Sperrstunde für die Gastronomie erlassen, die von 23 Uhr bis 6 Uhr gilt. Wo Stormarner künftig auch draußen eine Maske tragen müssen.
Auch der Kreis Pinneberg nähert sich dem ersten Grenzwert von 35 bei der Sieben-Tage-Inzidenz zusehends an: Landrat appelliert an Bürger, Kontakte zu reduzieren. Im Kreis Dithmarschen ist der Corona-Inzidenzwert auf 39,79 weiter gestiegen und damit der aktuell höchste in Schleswig-Holstein. Es habe zehn neue nachgewiesene Infektionen gegeben, sagte eine Kreissprecherin am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Noch im Laufe des Tages sollte eine Allgemeinverfügung des Kreises mit verschärften Corona-Schutzmaßnahmen bekannt gegeben werden.
Senat legt Corona-Doppelhaushalt über 35,7 Milliarden Euro vor
Hamburgs rot-grüner Senat hat nach dreitägigen Beratungen den Doppelhaushalt für die Jahre 2021 und 2022 mit Gesamtausgaben in Höhe von 35,7 Milliarden Euro vorgelegt. Im kommenden Jahr seien Ausgaben von 18,1 Milliarden vorgesehen, im Jahr danach seien es 17,6 Milliarden Euro. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte am Mittwoch, es werde ausdrücklich nicht gegen die Corona-Krise angespart, vielmehr würden die Schwerpunkte des Regierungsprogramms wie der Klimaplan konsequent weiter umgesetzt.
„Das ist nicht leicht, denn die Corona-Krise hat viele Folgen, unter anderem einen starken Rückgang der Steuereinnahmen“, sagte Tschentscher. Das wirke sich in diesem, aber auch im nächsten Jahr dramatisch aus. Es werde einige Jahre dauern, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht sei. Um die anstehenden Ausgaben bewältigen zu können, plane der Senat im kommenden Jahr eine Kreditaufnahme über 2,43 Milliarden Euro, im Jahr 2022 sollen es noch einmal 1,67 Milliarden Euro sein.
Lesen Sie auch: Senat will Corona-Krise mit 4,1 Milliarden bekämpfen
Ohne Maske im Bio-Markt: Reichsbürger greift Polizisten an
In einem hannoverschen Bio-Markt weigerte sich am Dienstagnachmittag ein 44-Jähriger aus Schleswig-Holstein, eine Maske zu tragen. Seinen Ausweis und eine Kopie eines "zweifelhaften Gesundheitszeugnisses" wollte er der gerufenen Bundespolizei nicht aushändigen.
Weil er Widerstand leistete, mussten die Beamten den "amtsbekannten Reichsbürger", so die Bundespolizeiinspektion Hannover, mit zur Wache nehmen. Dort griff er einen Beamten an und trat ihm gegen den Oberschenkel. Ermittlungsverfahren wurden gegen den Mann eingeleitet. Die Gesundheitsbehörde prüft darüber hinaus, ob eine Ordnungswidrigkeit nach dem Infektionsschutzgesetz vorliegt.
HVV rechnet 2020 mit einer Viertelmilliarde weniger Einnahmen
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) erwartet in diesem Jahr rund eine Viertelmilliarde weniger Einnahmen als zunächst gedacht. Die Einnahmeausfälle im öffentlichen Nahverkehr gebe es wegen der Corona-Krise nicht nur in Hamburg, teilte die Verkehrsbehörde am Mittwoch mit.
„Der Bund hat für diese Situation zusätzliche Gelder in Höhe von 2,5 Milliarden Euro bundesweit bereit gestellt, mit denen die ÖPNV-Unternehmen unterstützt werden.“ Die Mindereinnahmen müssten also nicht ausschließlich durch Hamburger Steuermittel bezahlt werden.
Coronavirus: Erneut mehr als 200 Neuinfektionen in Hamburg
Die Hamburger Gesundheitsbehörde meldete am Mittwoch 201 Corona-Neuinfektionen (Dienstag: 204). Damit liegt die Gesamtzahl der Menschen in der Hansestadt, die seit Beginn der Pandemie an Covid-19 erkrankt sind, nun bei 10.406. Mit den neuen Corona-Zahlen steigt der Inzidenzwert von 55,4 am Vortag auf 58,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kündigte am Dienstag an, sollte dieser Wert auch am Mittwoch über 50 liegen, werde der Senat über weitere Einschränkungen beraten. Gestiegen ist auch die Zahl der Corona-Patienten: 72 Menschen mit Covid-19 werden derzeit in Hamburger Krankenhäusern behandelt und damit eine Person mehr als am Dienstag. 25 von ihnen liegen auf Intensivstationen (am Vortag waren es 20), 18 Patienten kommen aus Hamburg. Die Zahl der laut Hamburger Rechtsmedizin an Corona gestorbenen Menschen liegt unverändert bei 241. Als geheilt gelten den Angaben nach 7900 Personen.
Osnabrück kratzt an kritischem Corona-Wert
Die Stadt Osnabrück steht kurz davor, den kritischen Wert von 50 Corona-Neuninfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen zu überschreiten. Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes von Mittwoch (Stand 9 Uhr) lag der Wert der kreisfreien Stadt Osnabrück bei 49. Im Landkreis sind es 46,1 Fälle pro 100.000 Einwohner.
Der Eigenstatistik von Stadt und Landkreis zufolge hat die Stadt den Grenzwert bereits überschritten. Demzufolge lag die Stadt bereits am Mittwoch bei einem 7-Tage-Inzidenzwert von 55,3, der Landkreis bei 52,2. Die Unterschiede in den Werten erklären sich durch unterschiedliche Zählzeiträume der registrierten Infektionen.
Westhagemann: Bedingungen für Corona-Hilfe angepasst
Seit Mittwoch können Anträge auf "Überbrückungshilfe 2" im Zusammenhang mit der Corona-Krise für den Zeitraum September bis Dezember 2020 gestellt werden, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit. ""Die Erfahrung der ersten Tranche hat zu einer Anpassung der Rahmenbedingungen geführt", sagt Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos).
Unternehmen werde mit der übearbeiteten Regelung weiterhin die Möglichkeit gegeben, "die Krise zu meistern und die Folgen der wirtschaftlichen Probleme zu bewältigen", zitiert die Wirtschaftsbehörde den Senator auf Twitter weiter.
Stegner fordert Aus für Beherbergungsverbot im Norden
Auch nach Ansicht des SPD-Fraktionschefs Ralf Stegner sollte Schleswig-Holstein das sogenannte Beherbergungsverbot für Touristen aus Corona-Hotspots kippen. „Der Ministerpräsident sollte dringend darüber nachdenken, das Beherbergungsverbot zurückzuziehen, bevor es die Gerichte tun“, sagte Stegner am Mittwoch. „In der derzeitigen Phase ist es wichtig, klare, einfache, nachvollziehbare und wirksame Maßnahmen zu haben.“ Die unterschiedlichen Beherbergungsverbote erfüllten keine dieser Bedingungen.
Am Vortag hatte sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Christopher Vogt dafür ausgesprochen, die Regelung aufzuheben. Er reagierte damit auf Entscheidungen von Verwaltungsgerichten, zuletzt am Dienstag in Mecklenburg-Vorpommern.
Alle Krankenhäuser an Seenplatte mit Besuchsverbot
Zum Schutz vor dem Coronavirus haben nun alle acht Krankenhäuser im bundesweit größten Landkreis – der Mecklenburgischen Seenplatte – Besuchsverbote ausgesprochen. Damit sollen vor allem Patienten vor Infektionen bewahrt und der Klinikbetrieb weiter gewährleistet werden, wie Sprecher mehrerer Kliniken am Mittwoch erklärten.
Die Krankenhäuser liegen in Neubrandenburg, Malchin, Altentreptow, Neustrelitz, Demmin, zwei Häuser in Waren an der Müritz und ein Haus in Röbel. Der dünn besiedelte Großkreis ist mit rund 5500 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie das Saarland und sechsmal so groß wie Berlin.
Schwimmkader meldet ersten Corona-Fall am Olympiastützpunkt
Am Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein (OSP) in Dulsberg gibt es den ersten Corona-Fall. Ein Mitglied des Bundeskaders im Schwimmen wurde positiv getestet und muss sich für 14 Tage in Quarantäne begeben. Leichte Symptome wie Schnupfen, Kopfschmerzen und Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns liegen vor, sind aber bereits am Abklingen.
Dank des Hygienekonzepts am OSP konnten die Kontakte lückenlos nachverfolgt werden. Weitere Mitglieder der Trainingsgruppe von Bundesstützpunktcoach Veith Sieber müssen sich als K1-Kontakte vorsorglich in Quarantäne begeben, sind aber allesamt symptomfrei. Alle Trainer können weiterarbeiten, da stets ausreichend Abstand zu der infizierten Person vorlag.
Polizei-Gewerkschaft: Mühe bei Durchsetzung der Corona-Regeln
Die Durchsetzung der Corona-Regeln bereitet der Hamburger Polizei nach Gewerkschaftsangaben große Mühe. Nach den Erfahrungen des vergangenen Wochenendes sieht die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine schwieriger werdende Lage. „Anordnungen der Polizei zur Durchsetzung von Corona-Regeln werden mit hohem Aggressionspotenzial beantwortet“, erklärte der stellvertretende Landesvorsitzende der GdP, Lars Osburg, am Dienstag. Er beklagte ein bundesweites Regelchaos.
Die Hamburger Polizei hatte am vergangenen Wochenende die Einhaltung der neu eingeführten Sperrstunde ab 23 Uhr kontrolliert und nach eigenen Angaben fast 150 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
116 117: Erneut Wartezeiten bei Arztruf Hamburg
Der Arztruf Hamburg unter der Telefonnummer 116 117 ist zurzeit teilweise überlastet und es kommt zu Wartezeiten. Das liege daran, dass eine Reihe der Beschäftigten in der Telefonzentrale erkrankt sind, berichtete der "NDR".
Besonders an Montagen sei die Zahl der Anrufer (etwa 5000 Personen) sehr hoch, an anderen Wochentagen sei die Rufnummer mit etwa 3000 Anrufern pro Tag besser zu erreichen.
Hier gilt eine Maskenpflicht in Hamburg:
111 neue Corona-Fälle in Schleswig-Holstein registriert
In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der gemeldeten Corona-Infizierten um weitere 111 Fälle erhöht. Seit Beginn der Pandemie im Norden haben sich damit bislang 5988 Menschen nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 angesteckt, wie die Landesregierung mit Stand Dienstagabend mitteilte. Am Vortag waren 163 Neuinfektionen gemeldet worden. Als Genesen gelten nach Schätzung des Robert Koch-Instituts rund 5000 Menschen.
Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Virus Sars-CoV-2 in Schleswig-Holstein gestorben sind, blieb weiter bei 163. In Krankenhäusern werden den Angaben zufolge wie am Vortag 31 Corona-Patienten behandelt.
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Hamburger Senat will Doppelhaushalt 2020/21 vorstellen
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) wollen am Mittwoch den Doppelhaushalt der Hansestadt für die Jahre 2021 und 2022 präsentieren. Seit Montag befindet sich der rot-grüne Senat in einer Klausur, um über die Finanzplanung für die beiden kommenden Jahre zu beraten. Das Volumen der Haushalte soll bei etwa 18 Milliarden Euro pro Jahr liegen.
Geprägt werden die Beratungen von der gegenwärtigen Corona-Pandemie und den Folgen: „Wir können uns in die Haushaltskrise nicht noch zusätzlich hineinsparen“, sagte Tschentscher am Dienstag in der Landespressekonferenz. Gesucht werden Ansätze, um die Konjunktur für die Nach-Corona-Zeit anzukurbeln. Schwerpunkte könnten dabei die Bereiche Bildung und Mobilität, aber auch der Klimaschutz sein.
Tschentscher: Dom wegen Coronazahlen sehr unwahrscheinlich:
Seelsorge-Telefon für Corona-Betroffene wird gut angenommen
Eine speziell eingerichtete Telefonseelsorge der christlichen Kirchen für Menschen, die besonders unter der Corona-Krise leiden, ist in den vergangenen eineinhalb Wochen häufig genutzt worden. „Die Nachfrage ist ganz gut“, sagte die Projektleiterin Anita Christians-Albrecht von der Landeskirche Hannover.
Es habe Fragen aus allen Lebensbereichen und sowohl von jungen als auch von alten Menschen gegeben. „Es gibt psychisch Kranke die anrufen und jetzt in der Corona-Zeit viel weniger Möglichkeiten haben ihre Sorgen zu besprechen. Das Angebot endet vorerst am Mittwoch. Bei weiter steigenden Fallzahlen kann sich das Seelsorger-Team allerdings vorstellen, die Aktion im November und Dezember erneut anzubieten.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
Gesundheitsämter sollen Hilfe von anderen Behörden bekommen
Die Landesregierung will einem Medienbericht zufolge Beamte aus anderen Häusern zusammenziehen, um die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten zu unterstützen. Nötigenfalls sollen sie demnach sogar zur Amtshilfe verpflichtet werden.
Das Innen- und das Sozialministerium seien vom Kabinett beauftragt worden, ein personelles Verstärkungskonzept für alle Gesundheitsämter in Niedersachsen vorzulegen, erklärte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) laut „Neuer Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Dazu gehört auch, aus anderen Behörden des Landes weitere Kapazitäten zusammenzuziehen, um die Gesundheitsämter vorübergehend zu unterstützen.“
Video: "Das ist Legendenbildung": Tschentscher verärgert über Frage