Hamburg. Perspektive für Kultur- und Gastronomieszene: Verfahren könnte sicherstellen, dass nur Nicht-Infizierte Veranstaltung besuchen.

Die Idee entstand Anfang Juli nach einer schlaflosen Nacht bei der Lektüre des Abendblatts. „Man muss sich jeden Bereich anschauen und nie pauschal sagen, das und das geht gar nicht“, appellierte Prof. Jonas Schmidt-Chanasit, Wissenschaftler des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin und lobte das Hygiene-Konzept des Schmidts Tivoli. Als der Unternehmer Axel Strehlitz (u. a. Udo-Lindenberg-Museum Panik City, Klubhaus St. Pauli), das Interview las, schrieb er dem Top-Virologen eine Mail und fragte, ob man sich mal auf eine Tasse Kaffee treffen könne.

Inzwischen ist aus diesem Termin eine Vision gereift, die der durch die Pandemie so gebeutelte Kultur- und Gastronomieszene wieder eine Perspektive bieten könnte. Mit Corona-Tests sowie einer eigens entwickelten neuen App wollen Strehlitz und der IT-Spezialist Heiko Fuchs dafür sorgen, dass man ohne Abstandsgebote und Maske an Veranstaltungen teilnehmen kann. Vergleichbar mit Reisen aus Risikogebieten könnte man sich für 24 bis 36 Stunden quasi „freitesten“ lassen. Dafür soll ein Test-Container auf dem Spielbudenplatz aufgebaut werden.

Strehlitz will über sogenannte Pooling-Verfahren den Preis auf unter 30 Euro drücken

„Für uns steht die Sicherheit an oberster Stelle“, sagt Strehlitz. Deshalb setzt er in seinem Konzept auf die bekannten PCR-Tests. Bei diesem Test wird ein Nasen-Rachen-Abstrich oder nur ein Rachen-Abstrich gemacht. PCR gilt nach wie vor als Goldstandard unter den Testverfahren. Aber der Test ist teuer: Am Hamburger Flughafen werden 59 Euro berechnet, soll es schnell gehen (innerhalb von sechs Stunden) werden sogar 139 Euro fällig.

Strehlitz will über sogenannte Pooling-Verfahren den Preis auf unter 30 Euro drücken. Dabei werden bis zu zwölf Proben gemeinsam analysiert. Fällt der Gruppentest negativ aus, kann man sich den Material- und Zeitaufwand für Einzeltests sparen. Gibt es ein positives Ergebnis, wird jede einzelne Probe analysiert. Ein solches Verfahren gab es im Blutspende-Wesen in den 1990er-Jahren beim Aufkommen von Aids.

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Ergänzt werden soll dieses Verfahren mit einem Schnelltest, aber als Antigentest. Diese Verfahren sollen künftig in Alten- und Pflegeheimen zum Einsatz kommen. Dabei wird die Probe auf einen Teststreifen gegeben und binnen 15 Minuten analysiert. Kritiker wenden ein, dass Infizierte mit milden oder symptomfreien Verläufen (geringe Viruslast) nicht zuverlässig erkannt werden.

Kombiniert werden soll das Verfahren mit einer neuen App

Mit der Kombination aus beiden Verfahren soll genau diese Trefferquote untersucht werden – in der Hoffnung, dass mittelfristig das deutlich günstigere Antigen-Schnelltestverfahren genügt. Doch unabhängig vom Verfahren bleibt das Pro­blem der Entnahme. Diese muss tief genug im Rachenraum erfolgen, was viele als sehr unangenehm empfinden. „Deshalb wird bei uns, wenn das Verfahren denn genehmigt wird, nur medizinisches Fachpersonal für die Abstriche zuständig sein“, sagt Strehlitz.

Kombiniert werden soll das Verfahren mit einer neuen App. In Kombination mit dem Personalausweis soll verhindert werden, dass sich Leute unter Fake-Namen zu den Veranstaltungen schmuggeln. Jetzt liegt der Ball bei der Gesundheitsbehörde. Auf Anfrage teilt eine Sprecherin mit: „Es gab dazu ein Gespräch. Ergänzende Unterlagen wurden eingereicht und werden derzeit in der Behörde geprüft.“ Strehlitz ist bewusst, dass die rapide wachsenden Infektionszahlen ein Pro­blem darstellen: „Dennoch brauchen wir neue Ideen für unsere Branche. Mit Verboten allein kommen wir nicht weiter. Allein ich habe Verantwortung für 100 Mitarbeiter.“