Hamburg. Am Mittwoch ist für den Hamburger Rechtsmediziner Schluss. Sein Nachfolger war bereits an aufsehenerregenden Obduktionen dabei.
Der Leiter des Hamburger Instituts für Rechtsmedizin, Klaus Püschel (68), geht am Mittwoch in den Ruhestand. Nachfolger soll laut „bild.de“ der Leipziger Privatdozent Benjamin Ondruschka werden. Dieser war etwa an der Obduktion des im Jahr 2011 gefundenen Säuglings Max Winter beteiligt, der kurz nach seiner Geburt getötet und in einem Altkleidercontainer in Schwarzenberg geworfen wurde. Ein Fall, der weitere Babyleichen mit sich brachte.
Püschel, der das Hamburger Institut für Rechtsmedizin seit 1991 leitet, gehört zu den bekanntesten Rechtsmedizinern Deutschlands. Er war an zahlreichen aufsehenerregenden Untersuchungen im In- und Ausland beteiligt. Zu Anfang seiner Karriere 1987 obduzierte Püschel mit Kollegen die Leiche des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, der in einem Genfer Hotelzimmer tot gefunden worden war. Püschel bekräftigte mehrfach, dass sich der CDU-Politiker das Leben nahm und nicht ermordet wurde.
Püschel für Obduktion der Corona-Toten
Nach dem Völkermord an den Tutsi 1994 in Ruanda half Püschel seit 2005 bei der Aufklärung der Verbrechen. Daraus entstanden enge Beziehungen zwischen dem Hamburger Institut und jungen Rechtsmedizinern in dem ostafrikanischen Land.
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Im vergangenen März begann der Professor entgegen dem anfänglichen Rat des Robert Koch-Instituts, die an Corona gestorbenen Patienten zu obduzieren. Püschel und sein Team klären bei jedem Toten mit Corona-Viren, ob die Infektion todesursächlich war. „Wenn wir die Toten genauer ansehen, lernen wir für das Leben“, begründete Püschel sein Vorgehen. Aufgrund der genauen Untersuchungen weicht die offizielle Zahl der Corona-Opfer in Hamburg von der Angabe des RKI ab.
Ans Aufhören denkt Klaus Püschel übrigens nicht. Vom 1. Oktober an ist er Seniorprofessor am UKE, will zu Themen wie Archäologie und Anthropologie arbeiten. Darüber hinaus haben den Experten Anfragen für Aktivitäten im Ausland erreicht, beispielsweise aus Uganda sowie aus Ruanda, wo er seit Langem unter anderem an der rechtsmedizinischen und humanitären Aufarbeitung des Genozids an den Tutsi aus dem Jahr 1994 beteiligt ist.
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