Hamburg. Der Hamburger Wissenschaftler Moritz Drupp erklärt, warum der Betrag viel höher angesetzt werden sollte.
Mittlerweile ist jedes Land vom Klimawandel betroffen. Hitzewellen, Stürme oder der Verlust an Artenvielfalt verändern unsere Umwelt. Auch die sozialen und wirtschaftlichen Schäden sind enorm: Ernteausfälle, Waldbrände und Gesundheitsgefahren kommen uns teuer zu stehen. Wie viel Geld sollten wir heute in die Hand nehmen, um die Schäden von morgen abzumildern? Im Pariser Abkommen wurde festgelegt, den Temperaturanstieg auf unter zwei Grad zu begrenzen. Deutschland will bis 2050 klimaneutral sein. Wie lässt sich das erreichen? Als Umweltökonom am Klima-Exzellenzcluster CLICCS der Universität Hamburg analysiere ich verschiedene Maßnahmen, mit denen der Ausstoß von Treibhausgasen eingedämmt werden soll. Ein zentrales Mittel ist beispielsweise, für Treibhausgase eine Steuer zu erheben.
Bekommt das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) einen Preis, steigen die Produktionskosten, denn für die entstehenden Emissionen muss nun gezahlt werden. Die Folge: CO2-intensive Produkte werden teurer. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen tiefer in die Tasche greifen. Dementsprechend steigt die Nachfrage nach günstigeren, CO2-armen Gütern. Ebenso ist es im Transportsektor. Steigt der Benzinpreis, wird mehr in Elektromotoren investiert. Klimaschutz wird so wettbewerbsfähig.
Klimarechenmodell mit Wirtschaftsmodell verknüpft
Ab 2021 muss in Deutschland 25 Euro je Tonne CO2gezahlt werden, die bei der Verbrennung von Heiz- oder Kraftstoffen entsteht. Benzin kostet somit ab Januar etwa sieben Cent mehr pro Liter. Bis 2025 wird die Steuer schrittweise auf 55 Euro angehoben. Doch ist der Preis sinnvoll – und gerecht? Dahinter steht unter anderem die Frage, wie viel wir heute bereit sind zu bezahlen, um Klimaschäden in Zukunft zu vermeiden. Um das zu berechnen, habe ich zusammen mit einem internationalen Forschungsteam ein Klimarechenmodell mit einem Wirtschaftsmodell verknüpft.
Auf diese Weise kombinieren wir die in unserer Wirtschaft entstehenden Emissionen mit den dadurch hervorgerufenen Klimaveränderungen und Klimaschäden. Und eine weitere Komponente habe ich integriert: die Empfehlungen aus einer Befragung von 173 Expertinnen und Experten, die erforschen, wie viel wir heute für zukünftige Generationen investieren sollten.
Preise müssen deutlich angehoben werden
Unsere Ergebnisse zeigen, wie viele Treibhausgase wir vermeiden sollten, um ein optimales Wohlergehen für heutige und zukünftige Generationen zu erreichen. Am anschaulichsten lässt sich das in CO2-Preisen ausdrücken: Je höher der heutige CO2-Preis, desto mehr Emissionen sparen wir ein. Folglich sind auch die Klimaschäden geringer. Fest steht: Es gibt nicht den einen richtigen Preis, sondern verschiedene Klimapfade die wir beschreiten können – je nachdem wie viel Wert wir zukünftigen Generationen beimessen.
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Setzen wir hohe ethische Maßstäbe für die Welt unserer Kinder und Enkel an, sollte eine Tonne CO2 heute 180 Euro kosten. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass eine Tonne CO2 für Mensch und Umwelt Klimaschäden im Wert von circa 180 Euro verursacht. Diese Summe empfiehlt ebenfalls das Umweltbundesamt, und auch die Fridays-for-Future-Klimabewegung beruft sich auf diesen Preis. Folgen wir dem mittleren Klimapfad des Modells, sollte der Wert für eine Tonne CO2 bei knapp 100 Euro liegen. Beide Summen sind weit entfernt von den jetzt veranschlagten 25 Euro. Die Preise müssen also deutlich angehoben werden, um die Erde auch für nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten.
Moritz Drupp ist Juniorprofessor fürUmweltökonomie am Klima-Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS) der Universität Hamburg.