Hamburg. Frauen verdienen 20 Prozent weniger, bleiben häufiger zu Hause und stellen 88 Prozent der Alleinerziehenden.

Für Katharina Fegebank ist das auch ein Stück weit frustrierend: Seit Jahren kämpft der rot-grüne Senat und hier zuvorderst die für Gleichstellung zuständige grüne Wissenschaftssenatorin, für mehr Gleichberechtigung. Doch die entscheidenden Parameter sind wie festgenagelt: Nach wie vor verdienen Frauen in Hamburg im Durchschnitt rund 20 Prozent weniger als Männer, bleiben deutlich häufiger zu Hause und entscheiden sich viel seltener für die gut bezahlten technischen Berufe. Auch der Anteil der Frauen unter den Alleinerziehenden ist mit 88 Prozent nahezu unverändert.

Diese Daten gehen aus dem neuen „Gleichstellungsmonitor“ hervor, den Fegebank am Freitag vorgestellt hat. „Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Wandel und nachhaltig veränderte Rollen von Männern und Frauen, in dem Männer und Frauen endlich die Sorge für Kinder, aber auch pflegebedürftige Angehörige wirklich teilen“, sagte die Senatorin und betonte: „Das ist kein abstraktes Gefühl, sondern wissenschaftlich belegter Fakt.“

Von wegen Gleichstellung – Fegebank: "Können das so nicht akzeptieren"

Dass Frauen weniger verdienten als Männer, gleichzeitig aber den Löwenanteil an unbezahlter Familienarbeit leisteten und auch noch deutlich stärker von Altersarmut betroffen seien, „können wir nicht akzeptieren“, so Fegebank. „Zwar haben sich einige Zahlen verbessert, aber die Ergebnisse zeigen, dass wir weiterhin von einer geschlechtergerechten Welt weit entfernt sind.“

Die Verbesserungen betreffen vor allem den Kita-Bereich: So ist der Anteil der betreuten Kleinkinder bis drei Jahre von rund 25 Prozent im Jahr 2009 auf mehr als 45 Prozent im Jahr 2019 gestiegen. Und: Der Anteil der männlichen Mitarbeiter in Kitas ist in diesem Zeitraum von neun auf 13 Prozent gestiegen – das ist bundesweit Spitze. Fegebank wertete es als Fortschritt, dass sich mehr Männer für soziale Berufe begeistern und „überkommene Rollenstereotype“ sich zumindest in diesem Bereich etwas auflösen.

Deutlich weniger Mütter als Väter gehen arbeiten

Allerdings hat das auch eine Kehrseite: Denn trotz des kräftig ausgeweiteten Angebots an Kinderbetreuung gehen immer noch deutlich weniger Mütter arbeiten als Väter: 2018 waren 89,7 Prozent aller Väter in Hamburg erwerbstätig, aber nur 71,4 Prozent aller Mütter. 25,8 Prozent der Mütter galten als Nichterwerbspersonen – das bedeutet, sie könnten theoretisch arbeiten, tun es aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht. Unter den Vätern gilt das nur für 7,0 Prozent. Offiziell arbeitslos gemeldet sind hingegen nur 2,8 Prozent der Mütter, aber 3,3 Prozent der Väter.

Immerhin ist die Entwicklung positiv: 2008 waren laut Gleichstellungsmonitor nur 63 Prozent der Mütter erwerbstätig und 86 Prozent der Väter. Die klassische Rollenverteilung zeigt sich auch beim Thema Ausbildung: So ist der Bereich „Naturwissenschaft, Geographie und Informatik“ eine Männerdomäne, nur 12,4 Prozent der Auszubildenden sind dort Frauen. Im Bereich „Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung“ waren 2018 dagegen knapp 86 Prozent der Auszubildenden weiblich.

Dobusch: "Trendwende noch nicht geschafft"

Bei den gleichstellungspolitischen Sprecherinnen in der Bürgerschaft sorgte der Bericht für Sorgenfalten: „Die Zahlen, die uns jetzt präsentiert werden, sind beunruhigend und machen deutlich, dass eine Trendwende noch längst nicht geschafft ist“, sagte Gabriele Dobusch (SPD). „Frauen stehen im Vergleich zu Männern zu oft hinten an. Tradierte Rollenverteilungen und Rollenbilder spielen in Hamburg dabei anscheinend eine bemerkenswert wichtige Rolle. Das ist ein Anlass zur Sorge, denn es ist zu befürchten, dass sich diese Muster durch die Corona-Pandemie vertiefen.“

Mareike Engels (Grüne) fordert Verbesserungen, die auch Müttern helfen: „Dazu brauchen wir politische Veränderungen im Bund, darunter eine Reform des Elterngeldes, die Abschaffung des Ehegattensplittings, flexible Vollzeit und ein wirksames Entgeltgleichheitsgesetz.“