Hamburg. Stadt plant neues Wasserrettungszentrum. Bürgerinitiative mit prominenten Unterstützern spricht von einem „fürchterlichen Teil“.

An der Außenalster schlagen derzeit die Wellen hoch. Eine Bürgerinitiative wehrt sich mit Plakaten, einer Petition im Internet und weiteren Aktionen gegen einen Neubau – das seit Langem geplante „Wasserrettungszen­trum“ an der Alster in unmittelbarer Nähe der Wasserschutzpolizei-Wache.

Die Bauarbeiten sollen im November beginnen. Dort, an der Alten Rabenstraße / Harvestehuder Weg, werden künf­tig Mitarbeiter der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) und bei Bedarf Einsatzkräfte der Feuerwehr arbeiten. Eigentlich ein erstrebenswertes Ziel, schließlich weist die DLRG in ihrer Statistik jährlich rund 300 Einsätze auf der Außenalster aus. Dazu kommen die Notfalleinsätze von Feuerwehr und Polizei. Doch Anwohner und Unterstützer kritisieren, dass der Neubau in Gestalt eines Kubus das historische Alster-Ensemble in seiner Ästhetik zerstöre. Außerdem sei das neue Gebäude, das unmittelbar an der 1926 gebauten Wache entstehen soll, überflüssig.

Auch Dirigent Justus Frantz gegen den Neubau

Christoph Marloh von der Bürgerinitiative Alte Wache Rabenstraße sagt: „Angesichts der funktionierenden Public-Private-Partnership Wasserrettung auf der Außenalster und wegen der fehlenden Überwachung zum nördlichen Teil der Alster hin halten wir den Neubau für überflüssig.“ Prominente Hamburger zählen zu seinem Unterstützerkreis. So lässt sich Justus Frantz, Pianist, Dirigent und Initiator des Schleswig Holstein Musikfestivals, mit den Worten zitieren: „Architektur kann die Seele beflügeln und uns durch Harmonie und Schönheit erfreuen. Der geplante Kubus aber ist dissonant und erreicht das Gegenteil.“

Der geplante Kubus sorgt für Widerstand.
Der geplante Kubus sorgt für Widerstand. © Kramer-Architekten

Frantz wünscht sich vielmehr, dass das Ensemble Alstervorland in der jetzigen Form erhalten bleibt. Und Bodo Windeknecht, Inhaber von „Bodos Bootssteg“, spricht gar von einem „fürchterlichen Teil“, das keiner brauche. Es gebe zudem genug Rettungskapazitäten bei den Bootsverleihern, den Segelclubs, der Feuerwehr und bei der Wasserschutzpolizei. „Der Neubau ist überflüssig – dazu ist hier auch keiner gefragt worden.“

Gesamtkosten von knapp einer Million Euro

Seit 2016 stehen in der Bürgerschaft die Zeichen auf „Grün“ für das „Wasserrettungszentrum an der Alster“. Es sei deshalb notwendig, um die Sicherheit zu erhöhen und den Rettungsablauf im Gefahrenfall zu optimieren, heißt es in der Senatsdrucksache. Das vom Büro Kramer-Architekten entworfene Haus soll auf dem stadteigenen Flurstück 2336 in direkter Nachbarschaft zur Außenstelle Alster des Wasserschutzpolizeikommissariats 2 gebaut werden. Das bisherige Gebäude der Wasserschutzpolizei bleibt dagegen unverändert bestehen, die Funktionalität werde durch den Neubau nicht beeinträchtigt, heißt es. Beide Gebäude werden durch einen Keller verbunden.

Die mit Planungen beauftragte Sprinkenhof GmbH kalkuliert mit Gesamtkosten von knapp einer Million Euro. Gemäß der Bauauflagen wird in den Neubau ein barrierefreies, öffentliches WC integriert. „Die Fassadengestaltung des geplanten Neubaus greift den Ziegelstein des Bestandsbaus auf und interpretiert diesen neu“, heißt es in der Baubeschreibung. Wie Lars Vieten, Sprecher der Sprinkenhof GmbH, dem Abendblatt sagte, werden die bauvorbereitenden Maßnahmen und die Baustelleneinrichtung im September beginnen. „Der eigentliche Baubeginn wird dann mit der Pfahlgründung im November erfolgen.“

Bauherr verspricht ein „ruhiges Erscheinungsbild“

Unmut bei der Bürgerinitiative löst darüber hinaus die vorgesehene Auslastung des 100 Quadratmeter großen Neubaus aus. So heißt es in einer Antwort des Senats auf ein Ersuchen der Bürgerschaft, dass zunächst eine durchgängige personelle Besetzung mit ehrenamtlichem Personal an den Wochenenden in der Zeit vom 1. Mai bis 30. September vorgesehen sei. „Der Millionen-Kubus wird zu 96 Prozent leer stehen“, ärgert sich Christoph Marloh. Weder DLRG noch Feuerwehr hätten einen von der Stadt als „Wasserrettungszentrum“ deklarierten Neubau gefordert. Der Bezirk Eimsbüttel und die Stadt verfolgten „ohne Bedarfsanalyse und unter Verstoß gegen bestehendes Planungsrecht“ dieses Projekt. Stattdessen entstehe ein „nichtfinanzieller Schaden durch die optische Zerstörung des Ensembles um den Alsteranleger Alte Rabenstraße durch eine unangemessene kubistische Architektur mit einem überdimensionierten Baukörper“, so Marloh.

Auf Abendblatt-Anfrage zu diesem Projekt verwies ein Sprecher der Innenbehörde auf die bereits erstellte Senatsdrucksache. Darin habe sich der Senat umfangreich zum Wassersportzentrum eingelassen, betonte er. Ein Sprecher des Bezirksamtes Eimsbüttel verwies darüber hinaus an die Sprinkenhof GmbH als zuständigen Bauherrn. Das Unternehmen will mit dem Bau einen Beitrag zur Wasserrettung leisten und betont, dass beide Gebäude am Ende ein „ruhiges Gesamterscheinungsbild“ bieten werden.