Hamburg. Im Rahmen des Projekts „Ohlsdorf 2050“ sollen Teile des Friedhofs zu Parkflächen werden. Jetzt liegt ein genauer Plan vor.
Der Friedhof Ohlsdorf ist mit seinen fast 400 Hektar der größte Parkfriedhof der Welt – und soll in den kommenden Jahrzehnten immer mehr zum Park und immer weniger zum Friedhof werden. „Ohlsdorf 2050“ heißt das Projekt, in dem vor mittlerweile sechs Jahren damit begonnen wurde, den Friedhof umzuplanen. Erarbeitet wurde das Konzept von der Umweltbehörde, dem Friedhof selbst und dem Bezirk Hamburg-Nord. Auch Bürger konnten ihre Ideen einbringen.
Die Vorgabe: Bestattungen sollten sich künftig auf drei Bereiche konzentrieren. Die anderen Gräberflächen sollen nach und nach umgestaltet werden: in parkähnliche „Mitmachräume“, Aufenthaltsbereiche, sogenannten Gebrauchsrasen, Grün- und Schmuckanlagen, aber auch großzügige Obstwiesen, Parkwälder und andere Naturareale.
Friedhof Ohlsdorf: Umbau kostet fast 100 Millionen Euro
Das alles hat seinen Preis – annähernd 100 Millionen Euro. Das geht aus einer Senatsmitteilung an die Bürgerschaft hervor, über die zuerst der NDR berichtet hat. Allein 30 Millionen Euro netto werden für Investitionen in den Landschaftsbau veranschlagt. Hinzu kommen Kosten für die Sanierung der Siele in Höhe von 14 Millionen Euro netto.
Weitere 37 Millionen Euro plus Mehrwertsteuer sind für die Sanierung der Straßen fällig – die allerdings nicht Teil des Projekts „Ohlsdorf 2050“ ist. In einer ersten Schätzung war 2009 hierfür noch von 12,61 Millionen Euro ausgegangen worden. Die Verdreifachung wird damit begründet, dass sich der bauliche Zustand der Straßen inzwischen noch einmal verschlechtert habe, die Baukosten allgemein gestiegen seien und ein Inflationsausgleich von 15 Prozent eingepreist sei. Zudem sei so kalkuliert worden, dass die Kosten nicht durch ungeplante Widrigkeiten nachträglich nach oben korrigiert werden müssten – in Hamburg hat man da bekanntlich schlechte Erfahrungen gemacht.
Mehr Parkfläche, weniger Pflegekosten
Langfristig würden sich die Investitionen in die bald 150 Jahre alte Anlage aber auszahlen, heißt es in der Mitteilung. So werde nicht nur der Anteil des öffentlichen Grüns gesteigert: von derzeit 200 auf 237 Hektar. Auch könnten die Kosten für die Pflege erheblich reduziert werden, weil sich die Bestattungen auf weniger Bereiche konzentrierten. Schon jetzt reichen die Gebühren nicht aus, um die Kosten zu decken.
„Je stärker und schneller die Konzentration gelingt, umso schneller lassen sich ehemalige Bestattungsflächen in eine extensive, kostengünstigere Parkfäche überführen“, schreibt der Hamburger Senat. Die jetzige Infrastruktur des Friedhofs Ohlsdorf sei nicht mehr erforderlich, etwa was die Vielzahl der Wege betrifft.
Der Bedarf an neuen Grabflächen ist schon seit Jahrzehnten rückläufig. Die Gründe sind vielschichtig.
- Wegen des demografischen Wandels ist die Zahl der Sterbefälle in Hamburg von mehr als 21.400 im Jahr 1991 auf zuletzt gut 17.400 im Jahr 2019 zurückgegangen.
- Der Anteil der Sargbestattungen ist von einst 40 auf knapp 25 Prozent zurückgegangen, dafür nehmen die platzsparenden Urnenbeisetzungen entsprechend zu.
- Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Bestattung außerhalb traditioneller Friedhöfe, etwa in Friedwäldern oder auf See.
- Zudem gibt es einen Trend zu anonymen Bestattungen, bei denen die Pflegekosten für das Grab ganz entfallen.
Ohlsdorf will weitere Kapellen umwidmen
Alternative Arten der Bestattung will auch der Friedhof Ohlsdorf künftig ermöglichen. So sollen Teile der geplanten Parkfläche als „Ruhewald im Wartestand“ deklariert werden, der später einmal als Friedhofswald genutzt werden kann.
Auch von „neuen Impulsräumen“ und „neuen Kraftzentren mit Werkstattcharakter“ ist in dem Konzept die Rede. Hier sollen „öffentlichkeitsorientierte Angebote“ gemacht werden, „die zum Charakter des Friedhofs passen sollen und die Bezüge zwischen Stadtgesellschaft und Friedhof weiter ausbauen“.
Schon jetzt zählt der Friedhof mehr als 1,2 Millionen Besucher im Jahr – Tendenz steigend. Die Kapelle 1 ist bereits zu einer Tagungsstätte umgebaut worden. Auch die außer Betrieb genommenen Kapellen 3 und 6 sollen dauerhaft umgewidmet werden – hier setzt die Stadt darauf, dass der Bund die Hälfte der Umbaukosten übernimmt.