Hamburg. Ein sechsstöckiger Komplex mit fast 400 Betten soll die europaweite medizinische Spitzenposition des UKE ausbauen.

Sechs Stockwerke, drei Tiefgeschosse, 388 Betten, größere Patientenzimmer, neun Operationssäle, vier davon „Hybrid-OPs“ mit modernster Technik: Auf einer Fläche von 72.000 Quadratmetern entsteht auf dem Gelände des Universitätsklinikums Eppendorf bis zum Jahr 2023 ein neues Herz- und Gefäßzentrum, das die europaweite Spitzenposition des UKE in der Patientenversorgung, aber auch in der Forschung und Lehre stärken und weltweit ausbauen soll.

„Das ist ein großer Tag für das UKE, aber auch für die Stadt Hamburg“, sagte Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin (Grüne), bei der Grundsteinlegung für den Neubau, den die Stadt mit 200 Millionen Euro fördert.

UKE plant nach dem Herz- und Gefäßzentrum weitere acht Neubauten

Katharina Fegebank, auch Kuratoriumsvorsitzende des UKE, betonte, dass das Projekt trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie „voll im Zeit- und Finanzplan“ liege. „In dieser neuen Normalität haben Baustellen für mich insofern auch immer etwas Beruhigendes“, so die Senatorin, „zeigen sie doch, dass es vorangeht.“ Und zwar nach Wünschen des UKE-Vorstands ganz weit nach oben: Von einem „großen Wurf“ sprach Professor Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender.

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Das neue Herz- und Gefäßzen­trum ist nach der bereits erfolgreich eröffneten Kinderklinik der zweite Schritt des „Zukunftsplans 2050“, der insgesamt zehn Neu- und Erweiterungsbauten vorsieht, darunter unter anderem ein neues onkologisches und ein neues diagnostisches Zentrum. „Dieses Konzept, das sich unserer Meinung nach in Europa sehen lassen kann, ist eine Riesenchance, um dem medizinischen Fortschritt ein bauliches Zuhause zu geben.“

Bereits bei seinem Amtsantritt im Januar vor fünf Jahren habe er diese „Aufbruchstimmung“ gespürt, die sich nun gewissermaßen in Stein manifestiere. „Mit diesem Neubau schaffen wir die optimalen Voraussetzungen, um unsere Patienten mit den Möglichkeiten modernster Herz- und Gefäßmedizin und Pflege zu versorgen und ihnen den Raum zu geben, den sie zur Genesung benötigen“, so Göke.

"Viel Technik, aber auch ganz viel Herz"

Was wird in dem Neubau zu finden sein? „Viele Räume, viel Technik, aber auch ganz viel Herz“, verspricht Professor Dr. Stefan Blankenberg, Ärztlicher Leiter des universitären Herz- und Gefäßzentrums, das aktuell über 270 Betten verfügt und jedes Jahr 10.000 Patienten stationär und mehr als 18.000 Menschen ambulant versorgt.

Man wisse, dass die Zahl der Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiter steigen werde. „Das sind mittlerweile Volkskrankheiten. In unserem neuen Zentrum werden wir von der Prävention bis hin zur Transplantation die Patienten perfekt beraten und therapieren können.“ Alleinstellungsmerkmale des Herz- und Gefäßzentrums innerhalb der Metropolregion sind nach Angaben des UKE Herz-, Lungen- und kombinierte Herz-Lungen-Transplantationen sowie die Herzchirurgie für angeborene Herzfehler, inklusive der Kinder- und Frühgeborenenherzchirurgie.

UKE verspricht ein "Zentrum der Sonderklasse"

So soll es im Herzzentrum aussehen.
So soll es im Herzzentrum aussehen. © UKE | UKE / Marcelo Hernandez

Von einem „Zentrum der Sonderklasse“, das an den Universitätskliniken seinesgleichen suche, sprach Professor Dr. Dr. Hermann Reichenspurner, stellvertretender Ärztlicher Leiter des Herz- und Gefäßzentrums. Statt bisher zwei wird es künftig vier Säle als „Hybrid-OPs“ geben, in denen verstärkt interdisziplinär gearbeitet wird, also Kardiologen, Herzchirurgen, Kinderherzmediziner und Gefäßspezialisten Patienten gemeinsam mit einer Kombination aus Kathetereingriff und Operation behandeln. Gerade beispielsweise für Kinder mit angeborenem Herzfehler seien diese hybriden Operationssäle von „großer Bedeutung“, so die Mediziner.

Trotz aller Technik werde jedoch auch in dem Neubau gelten: „Wir behandeln keine Krankheiten, wir behandeln Menschen – und zwar im Team“, sagte Hermann Reichenspurner. Mit Blick zu Senatorin Fegebank forderte Reichenspurner, die Politik müsse die Arbeit der Pflegekräfte aufwerten. „Ich weiß die Zweite Bürgermeisterin an unserer Seite. Denn was in der Pflege Tag und Nacht geleistet wird, ist enorm – und zwar nicht nur in diesen Zeiten. Ohne dieses Umfeld wären wir Ärzte oft aufgeschmissen.“

Sechs Stockwerke, drei Tiefgeschosse, 460 Stellplätze

Geplant hat den Neubau das Münchner Architekturbüro Nickl & Partner, das bereits das UKE-Hauptgebäude entworfen hat. Das Gebäude wird über sechs Obergeschosse und drei Untergeschosse, unter anderem mit einer Tiefgarage und 460 Stellplätzen, verfügen. In dem zweigeschossigen Eingangsbereich finden Patienten und Besucher ein Bistro, außerdem sollen dort unter anderem die Ambulanzen, die Abteilungen für Funktionsdiagnostik und jene für bildgebende Diagnostik untergebracht sein. Auch die insgesamt neun Herzkatheterlabore und zahlreichen Untersuchungsräume befinden sich im Erdgeschoss.

In der ersten Etage sind die Operationssäle und ein Teil der Intensivstationen – zwei für Erwachsene und eine speziell für Kinder – vorgesehen. Im zweiten Obergeschoss folgen zwei weitere Intensivstationen für Erwachsene, die Kinderherzstation sowie eine Überwachungsstation für Transplantations- und Kunstherzpatienten. Auf den nächsten beiden Etagen sollen sich sechs Normalstationen und zwei Stationen für „Wahlleistungspatienten“ befinden. In einem weiteren Obergeschoss ist die Studienzen­trale mit Lehr- und Seminarräumen vorgesehen sowie eine Dialyseeinheit.

„Wir freuen uns schon jetzt auf dieses universitäre Herzzentrum, das eines der modernsten sein wird“, sagte Senatorin Fegebank.