Vom 11. bis zum 13. September können überall in der Stadt denkmalgeschützte Orte besichtigt werden. Was es zu beachten gilt.

Seit Jahren ist er ein Muss für alle, die sich für die Kultur unserer Stadt interessieren, denn er bietet lebendige Geschichte, Architektur und vieles mehr. Der Tag des offenen Denkmals besteht genau genommen aus einem ganzen Wochenende: Vom 11. bis zum 13. September haben alle Hamburgerinnen und Hamburger (und auch Besucher von auswärts) die Möglichkeit, überall in der Stadt denkmalgeschützte Orte zu besichtigen – und zwar solche, die jeder zu kennen meint und auch völlig unbekannte.

Unter anderem sind dann Chilehaus, Thalia Theater, die Hauptkirchen St. Michaelis, St. Jacobi und St. Petri und die Börse für den Blick hinter die Kulissen geöffnet. Das Besondere: Dank der themenbezogenen Führungen vor Ort eröffnen sich ganz neue Blicke auf diese öffentlichen Gebäude.

Das gilt auch für Parks und Plätze – vom Ohlsdorfer Friedhof bis zu Stadt- und Jenischpark. Mehr als 100 Denkmäler öffnen sich für die Besucher. Erstmals im Programm mit dabei sind unter anderem das Hanseviertel, der Ottenser Werkhof an der Gaußstraße, das Wandsbeker Husarendenkmal („Der Meldereiter“), Haus Ladiges in Nienstedten und Lagerhaus G am Kleinen Grasbrook.

Diesjähriges Motto: Denkmal als Chance

Der Denkmaltag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Denkmal als Chance“. Die Veranstalter verstehen darunter nicht zuletzt die Möglichkeit neuer Begegnungen nach der langen Zeit des Corona-Lockdowns. Entsprechend gibt es diesmal auch viele Freiluftbesichtigungen und Radtouren.

So wird’s gemacht

  • In diesem Jahr wurde das Programm für den Tag des offenen Denkmals an die Gegebenheiten der Corona-Pandemie angepasst. Aus diesem Grund bietet es auch zahlreiche Freiluftbesichtigungen und Radtouren.
  • Wegen der Corona-Krise sind dieses Jahr für alle Präsenzveranstaltungen Anmeldungen erforderlich. Das gesamte Programm inklusive einiger Nachmeldungen und Aktualisierungen finden Sie unter www.denkmalstiftung.de/denkmaltag.
  • Die AHA-Regeln sind einzuhalten, Anmeldungen mitzubringen.
  • Von zu Hause aus besteht die Möglichkeit, über das digitale Programm teilzunehmen. Es wird laufend aktualisiert und steht vom 11. September ab 12 Uhr online.

„Jedes Denkmal bietet die Chance, etwas von Leben und ästhetischen Vorstellungen früherer Generationen zu erfahren und zu lernen“, sagt Irina von
Jagow, Geschäftsführerin der Stiftung Denkmalpflege. „Auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit bieten Baudenkmäler die Chance, die wertvolle ,graue Materie‘ weiter zu nutzen, anstatt sie in immer kürzeren Abschreibungszeiträumen zu vernichten.“

In diesem Jahr fällt der Denkmaltag mit einem Jubiläum zusammen: Anfang Dezember 1920 wurde Hamburgs erstes Denkmalschutzgesetz verabschiedet und die Denkmalpflege als Landesaufgabe festgeschrieben. Zum 1. Januar 1921 trat das Gesetz in Kraft. Zu verdanken war das auch bürgerschaftlichem Engagement: Mitte des 19. Jahrhunderts waren der Verein für Hamburgische Geschichte und der Vorläufer des heutigen Architekten- und Ingenieurvereins gegründet worden, die sich unermüdlich mit der Sichtung und Sicherung der Hamburger Altertümer beschäftigten.

Die Schilleroper

Die Schilleroper bietet seit Jahren ein Bild des Verfalls.
Die Schilleroper bietet seit Jahren ein Bild des Verfalls. © Andreas Laible | Andreas Laible

Die Schilleroper ist das letzte noch erhaltene Zirkusgebäude aus dem 19. Jahrhundert, das komplett in der damals neuen und spektakulären Stahlskelett-Bauweise errichtet wurde. Es steht für die Hochzeit der Vergnügungskultur des Fin de Siècle und wurde unter anderem als Zirkus, Theater und Oper genutzt. Bereits seit 1939 überwiegend leer stehend, droht dem Gebäude schon seit längerer Zeit der Abriss, obwohl es bereits seit 2012 unter Denkmalschutz steht. Obwohl viele Hamburger für sie kämpfen, ist ihr Erhalt nach wie vor nicht gesichert. Die Schilleroper-Initiative setzt sich für den Erhalt der Rotunde ein und ist mit Infoständen vor Ort.

Am Sonnabend, 12.9., ist eine Führung (nur von außen) möglich. Eine Anmeldung unterinfo@st-pauli-archiv.de ist unbedingt erforderlich.

Frühere Viktoria-Kaserne

Von 1878 bis 1883 baute das Land Preußen eine große Kasernenanlage aus Ziegel im Rundbogenstil, von der heute fast nur noch das Mannschaftsgebäude mit dem Turmpaar im Stil einer Bastion steht. Das Ensemble im Herzen von Altona hat eine bewegte Nutzungsgeschichte – unter anderem war sie Polizeipräsidium und Haftanstalt. Im Jahr 2015 kaufte die Genossenschaft fux eG das Denkmal und saniert es. Die Anlage firmiert heute als „ein selbst verwalteter Ort für Kunst, Bildung und Produktion“.

Am Sonntag, 13. September, besteht von 15.30 bis 18.30 Uhr die Möglichkeit, die Ausstellung „Intermezzi. Zivilisierung Wilhelminischer Backsteine und preußischer Brutalität“ zu besuchen.

Das Alte Krematorium

Ein architektonisches Highlight: das Alte Krematorium
Ein architektonisches Highlight: das Alte Krematorium © Thorsten Ahlf

Das in den Jahren 1890/91 vom privaten „Hamburg-Altonaer Verein für Feuerbestattung“ errichtete Bauwerk (Architekt: Ernst Paul Dorn) ist das älteste modernen Typs in ganz Deutschland. Der Zentralbau ist von romantischen Bauten Oberitaliens inspiriert. Ein Turm im Stil eines toskanischen Campaniles verdeckt den Schornstein.

Nachdem das Krematorium in den 1950er-Jahren beinahe abgerissen worden wäre, wurde es 1981 unter Denkmalschutz gestellt. Nach einer zeitweisen Nutzung als Restaurant und längerem Leerstand wird der Bau seit dem Jahr 2009 von der Flachsland Zukunftsschulen GmbH genutzt. Das Alte Krematorium kann am Denkmaltag online besichtigt werden.

Die Wasserkunst auf der Elbinsel Kaltehofe

Meisterwerk: die Wasserkunst der Insel Kaltehofe
Meisterwerk: die Wasserkunst der Insel Kaltehofe © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Die Filtrationsanlage Kaltehofe, ein Entwurf des Oberingenieurs Franz An­dreas Meyer, versorgte von 1893 an (ein Jahr nach der verheerenden Choleraepidemie) Hamburg mit sauberem Elbwasser. Von 1964 an erfolgte die Versorgung mit Grundwasser. Bereits seit den frühen 1990er-Jahren war das Gelände weitgehend sich selbst überlassen und durfte nicht betreten werden.

Seit 2011 ist die Elbinsel ein Natur-, Kultur- und Industriedenkmal. Ein Natur-Erlebnispfad führt entlang der ehemaligen Langsam-Sandfiltrationsanlage und ihrer Schieberhäuschen. Die Führung widmet sich der Entwicklung zum Erlebnisraum. Die Anlage ist am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen mit begrenzter Teilnehmerzahl gibt es am Sonntag um 12 und 14 Uhr. Anmeldung unter: info@wasserkunst

Das Goßlerhaus im Goßlerpark

Traumhafte Villa in Traumlage: das  Goßlerhaus
Traumhafte Villa in Traumlage: das Goßlerhaus © Andreas Laible

90 erwarb der englische Kaufmann John Blacker das Gelände und ließ einen weitläufigen Landschaftsgarten anlegen. Das Landhaus wurde dann 1794/1795 nach Plänen von C. F. Hansen auf einer Anhöhe errichtet. Der verputzte Fachwerkbau mit eingezogenen Kolonnaden und Tempelfront wurde 1897 aufgestockt. Nach einigen Besitzerwechseln erwarb der Kaufmann J. H. Goßler das Anwesen. Im Jahr 1901 abgebrannt, wurde der Bau in Stein rekonstruiert.

Nach aufwendiger Renovierung wird das Haus heute vom Hamburger Konservatorium genutzt. Das Haus ist am Denkmaltag am Sonnabend von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Um 17 Uhr gibt es ein Konzert (Matthias Weber spielt Beethoven). Veranstalter sind das Konservatorium und der Förderkreis Historisches Blankenese. Infos unter: hamburger-konservatorium.de

Oberhafen-Kantine

Relikt der großen Hafenzeit: die Oberhafen-Kantine
Relikt der großen Hafenzeit: die Oberhafen-Kantine © Klaus Bodig

Die Oberhafen-Kantine wurde 1923 bis 1925 nach einem Entwurf von Willy Wegner erbaut. Sie gilt als das letzte noch erhaltene Beispiel für expressionistische Gebrauchsarchitektur im Hamburger Hafen. Kantinen und Klappen dienten früher der Versorgung der Arbeiter. Bemerkenswert ist das Staffelgeschoss, das wie ein Türmchen auf dem eingeschossigen Gebäude sitzt. Besonders dekorativ sind die Fenster mit Dreiecksbögen.

Führungen gibt es am Sonnabend um 12, 13.30 und 16 Uhr. eine Anmeldung (bis 9.9.) unter Telefon: 040- 32 80 99 84 ist erforderlich. Der Kantinenbetrieb ist geöffnet am Sonnabend von 12 bis 18 und am Sonntag von 12 bis 17 Uhr (telef. Vorbestellung).