Hamburg. In Gremien und mit einem eigenen Verein setzte sich Reinhard Wolf für die Viermastbark ein. Jetzt ist er endlich am Ziel.

20 Jahre lang hat sich Reinhard Wolf für die Rückkehr der „Peking“ nach Hamburg engagiert – in der Geschäftsführung der Handelskammer und der von ihm mit aus der Taufe gehobenen Stiftung Hamburg Maritim, als Gründer des Vereins „Freunde der Viermastbark Peking“ und als Verfechter der Idee, dass Hamburg ein Hafenmuseum und dieses den ehemaligen Frachtsegler als Leuchtturmprojekt braucht.

Rückkehr der "Peking": Ein Herzenswunsch von Reinhard Wolf

Als der 69-Jährige am Montag die „Peking“ die Elbe heraufkommen sah, ging für ihn ein Herzenswunsch in Erfüllung.

„Es war schon ein bewegender Moment, sie nach ihrer Rückkehr aus New York im Dockschiff ankommen zu sehen“, sagt er über den Julitag 2017, als die „Peking“ vor ihrer Restaurierung in Wewelsfleth eine Stippvisite in Brunsbüttel machte. „Sie jetzt für immer hier zu haben, ist eine große Freude.“

Engagement für historische Schiffe

Wolf, der auf St. Pauli aufgewachsen ist, hat sich erstmals 1989 für ein historisches Schiffe engagiert. Über seine Arbeit in der Handelskammer kaufte er damals das 1908 in Steinwerder gebaute Dampfschiff „Schaarhörn“ und ließ das Wrack im Rahmen eines Jugend-Beschäftigungsprogramms sanieren.

2001 gründete er mit Joachim Kaiser (der jetzt die Restaurierung der „Peking“ leitete) die Stiftung Hamburg Maritim. „Unser Ziel war es, das maritime Hamburger Erbe zu bewahren und möglichst von jedem den Hamburger Hafen prägenden Schiffstyp ein Exemplar zu sichern, zu restaurieren und als Museumsschiff zu erhalten“, erklärt Wolf.

Die Stiftung sollte dabei Eigentümer und eine Art Dachverband sein, den Betrieb der Schiffe jeweils ein Freundesverein übernehmen.

Von der "Schaarhörn" über den Lotsenschoner bis zur "Peking"

Der „Schaarhörn“ folgten der Lotsenschoner „Nr 5 Elbe“, der Schlepper „Fairplay VIII“, der Stückgutfrachter „Bleichen“ und viele andere Schiffe. Nur ein Hamburger Rahsegler fehlte noch – und da kommt die „Peking“ ins Spiel.

„Niemand, der ein maritimes Herz hat, kommt umhin, sich für dieses Schiff zu begeistern“, so Wolf. Von den ehemaligen „P-Linern“ der Reederei Laeisz sei sie der der historisch wertvollste. Anders als der „Passat“ blieben der „Peking“ Maschine, Elektrizität, Treibstofftanks und andere Modernisierungen erspart.

Kaiser und Wolf besuchten die "Peking" in New York

2002 fuhren Kaiser und er das erste Mal nach New York, um die „Peking“ im Southstreet Seaport Museum zu besuchen. Sie bekundeten ihr Kaufinteresse – und konnten den zunächst genannten Kaufpreis von acht auf 2,8 Millionen Dollar runterhandeln.

Dann begann eine jahrelange emotionale Achterbahn für Wolf. „2006 verfassten wir zu unseren Kaufabsichten einen ,Letter of Intent’“, erinnert er sich. Doch im Southpark Seaport Museum gab es Widerstände und das Verfahren ruhte – bis das Museum 2007 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und die Verhandlungen wieder aufnahm.

Konzept für Kauf, Restaurierung und Museumschiff-Betrieb

„Wir stellten klar, dass wir nur die Rückführung zahlen würden“, erinnert sich Wolf, der dann ein Konzept für den Kauf, die Restaurierung und den Betrieb als Museumsschiff entwickelte und Zusagen über fünf Millionen Euro an Spenden eintrieb.

Informationen zur "Peking":

  • Schiffstyp: Frachtsegler
  • Länge über alles: 115 Meter / Breite 14,40 Meter / Tiefgang max. 7,24 Meter
  • Takelagetyp: Viermastbark
  • Masthöhe: 62 Meter (über Kiel) / 51 Meter (über Deck) / 54 Meter (über Wasserlinie)
  • Segelfläche: 4100 m²
  • Geschwindigkeit: max. 17 Knoten (31 km/h)
  • Besatzung: 31 Mann plus 43 Seeoffiziersanwärter
  • Indienststellung: 16. Mai 1911
  • Heimathafen: Hamburg
  • Bauwerft: Blohm & Voss

Nachdem der Kauf wegen großer Zweifel innerhalb der Stiftung zu scheitern drohte, trat er 2011 dort aus und setzte sich fortan mit dem Verein „Freunde der Viermastbark Peking“ für die Rückholung des Schiffes ein.

Spender zogen fünf Millionen Euro zurück

Alles sah gut aus – dann zogen die Spender 2015 plötzlich ihre zugesagten fünf Millionen zurück. Tief enttäuscht wandte er sich an den ehemaligen Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs, der daraufhin die Bundesmittel für Kauf und Restaurierung eintrieb.

Auf den Anblick der „Peking“ an ihrem Liegeplatz vor dem Hafenmuseum Hamburg ist Wolf schon höchst gespannt. „Dann liegt das technisch am weitesten entwickelte segelnde Frachtschiff neben der ,MS Bleichen´, dem am weitesten entwickelten konventionellen Stückgutfrachter, bevor die Container die Schifffahrt veränderten. Das gibt es sonst nirgendwo auf der Welt“.