Hamburg. Können die Massenveranstaltungen corona-gerecht durchgeführt werden? Was Politik und Schausteller sagen.
Die Weihnachtsmärkte in der Stadt ziehen nicht nur die Besucher aus dem Umland an, sondern sind auch für viele Touristen Anlass, ein paar Tage im Advent nach Hamburg zu kommen. Eigentlich sollte Ende November das bunte Treiben mit Glühwein- und Feuerzangenbowle, Eierpunsch und Lumumba, Bratwurstbuden und Schmalzgebackenen wieder starten. Doch wegen Corona wird in diesem Jahr vieles anders sein. Haben Weihnachtsmärkte, auf denen sich bislang Menschenmassen drängten, überhaupt eine Chance?
Im exklusiven Abendblatt-Gespräch kündigte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf an: „Es wird von der Infektionsentwicklung abhängen, ob es Weihnachtsmärkte geben kann. Sicher ist, dass wir in Hamburg keine Weihnachtsmärkte in gewohnter Form haben werden. Wenn, muss die Zahl der Stände auf den Flächen deutlich reduziert oder die Flächen vergrößert werden. Es muss natürlich dafür Sorge getragen werden, dass die Besucheranzahl eine Höchstgrenze nicht überschreitet und Abstand gehalten wird.“
Abstände wie in den Restaurants
Der Mindestabstand lasse es auch nicht zu, dass die Besucher eng beim Glühwein zusammenstehen, es müssten stattdessen Abstände wie in den Restaurants eingehalten werden, sagte Kienscherf weiter. Der einflussreiche SPD-Politiker macht deutlich. „Wir wissen um die Tradition der Weihnachtsmärkte und die wirtschaftlichen Notwendigkeiten von Betrieben, aber es geht hier in erster Linie um die Gesundheit der Menschen. Und in Zeiten von Corona kann es eben kein Glühweintrinken in Gruppen geben.“
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Seit Wochen wird hinter den Kulissen über dieses brisante Thema diskutiert. Generell sind für die Genehmigung der Weihnachtsmärkte die Bezirke zuständig. Nach Abendblatt-Informationen hat der Bezirk Mitte bereits ein Corona-Sicherheitskonzept ausgearbeitet. Im Innenstadt-Bezirk besteht ein großes Interesse daran, dass die Weihnachtsmärkte stattfinden. Aber es gibt offensichtlich Differenzen mit anderen Bezirken. Dem Vernehmen nach soll am heutigen Dienstag am Rande der Senatssitzung besprochen werden, wie und unter welchen Auflagen Weihnachtsmärkte genehmigt werden.
Weihnachtsmärkte gehören für die Schausteller zu ihren wichtigsten Einnahmequellen
Die Weihnachtsmärkte gehören für die Schausteller zu ihren wichtigsten Einnahmequellen. Durch den Ausfall sämtlicher Straßen- und Volksfeste und des Frühjahrs- und des Sommerdoms ist diese Branche schwer getroffen. Deshalb steht für Robert Kirchhecker, Präsident des Schaustellerverbandes Hamburg von 1884 e.V. fest: „Die Schausteller brauchen die Weihnachtsmärkte, um nach diesem Jahr mit hohen Umsatzeinbußen, zumindest in der Weihnachtszeit noch ein wenig Geld zu verdienen. Natürlich tun wir alles, um die Corona-Auflagen einzuhalten.“
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Kirchhecker ist auch Betreiber der Weihnachtsmärkte auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz und an der Spitalerstraße. „Wir haben bereits unsere auf Corona angepassten Konzepte bei der Stadt abgegeben. Es wird etwa ein Drittel weniger Stände geben, um mehr Platz zu haben. Für den Glühweinausschank werden wir abgetrennte Bereiche schaffen, in denen sich die Gäste auch registrieren müssen, wie bei einem Restaurantbesuch.“
Roncalli will den Rathausmarkt auch in diesem Jahr bespielen
In den Startlöchern stehen auch die Macher des Roncalli-Weihnachtsmarktes auf dem Rathausmarkt, der seit gut zwei Jahrzehnten zu den Hot-Spots gehört. „Wir haben der Stadt ein Sicherheits- und Hygienekonzept vorgelegt, wie unser Weihnachtsmarkt unter Einhaltung der Corona-Auflagen veranstaltet werden kann. Wir haben ein großes Interesse daran, den Rathausmarkt auch in diesem Jahr zu bespielen“, sagte Roncalli-Sprecherin Heide Mombächer dem Abendblatt.
Die Flächen für Weihnachtsmärkte sind begehrt und werden von den Bezirken meist über mehrere Jahre vergeben. In der Innenstadt konnten sich Hamburger und Gäste bislang unter anderem am Gänsemarkt, auf dem Jungfernstieg, auf der Fleetinsel und am Gerhart-Hauptmann-Platz zu Glühwein und anderen wärmenden Getränken treffen. Wenn die Weihnachtsmärkte zugelassen werden, dann dürfte diese Regelung für alle bisherigen Standorte gelten.
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In Kürze wird der Senat darüber entscheiden, ob der Winterdom auf dem Heiligengeistfeld vom 6. November bis zum 6. Dezember veranstaltet werden darf. Es gab bereits mehrere Gesprächsrunden in der Wirtschaftsbehörde. Das Ziel aller Beteiligten ist es nach Abendblatt-Informationen, die Veranstaltung auch hier mit einem speziellen Sicherheitskonzept und deutlich weniger Besuchern zu ermöglichen.