Hamburg. Exklusiv: Halbjahresstatistik der Polizei. Zahl schwer verletzter Radfahrer und Senioren steigt. Fußgänger häufig unachtsam.

Die Unfallzahlen sind in Hamburg im ersten Halbjahr 2020 deutlich zurückgegangen – weil es aufgrund der Corona-Krise auf den Straßen weniger Verkehr gab. Insgesamt wurden nach Auskunft der Polizei von Januar bis Juni dieses Jahres 27.778 Unfälle registriert – fast 17 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Jahres 2019.

Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden sank von 3482 auf 2917, was einem Rückgang von gut 16 Prozent entspricht.

Erfreulich ist auch die Abnahme bei der Zahl der Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren. Diese sank um 20 Prozent auf 242, in 218 Fällen wurden Kinder verletzt. Die Zahl aller bei Unfällen verletzten Menschen in Hamburg ging um 19 Prozent auf 3576 zurück, die Zahl der Leichtverletzten sank um 20 Prozent auf 3229 und die der Schwerverletzten um vier Prozent auf 340.

Trotz des phasenweise deutlich reduzierten Verkehrsaufkommens zählte die Polizei im ersten Halbjahr noch acht Verkehrstote in Hamburg – im ersten Halbjahr 2019 waren es allerdings sogar 14 gewesen.

Zahl der schwerverletzten Radfahrer gestiegen

Unter den Getöteten waren weder in den ersten sechs Monaten dieses noch des vergangenen Jahres Kinder. Die Zahl der schwer verletzten Kinder lag zwischen Januar und Juni 2020 bei 32 – ein minimaler Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als die Polizei 33 bei Unfällen schwer verletzte Kinder registrierte.

Etwas anders als beim deutlich zurückgegangenen Autoverkehr sah es zuletzt bei den Radfahrern aus. Zwar ging die Zahl der Unfälle mit Radfahrern um fast sieben Prozent auf 1549 zurück. Allerdings stieg die Zahl der schwer verletzten Radfahrer um acht Prozent von 96 auf 104. Zwei Radfahrer wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres getötet – ebenso wie im Vorjahreszeitraum.

Die Zahl der bei Unfällen leicht verletzten Radfahrer sank dagegen von 1090 auf genau 1000. Die Polizei geht davon aus, dass Fahrräder in der Coronakrise häufiger genutzt werden, da viele Hamburger die öffentlichen Verkehrsmittel meiden. „Bei genauer Betrachtung ist erkennbar, dass der Anstieg der schwer verletzten Radfahrenden in erster Linie Senioren betraf“, so die Analyse der Polizei.

Unschöne Entwicklung auch bei Unfällen mit Senioren

Tatsächlich verzeichnet die Statistik auch bei den Senioren ab 65 Jahren eine unschöne Entwicklung: Die Zahl der bei Unfällen schwer Verletzten stieg in dieser Altersgruppe von 60 auf 68. Getötet wurden im ersten Halbjahr 2020 zwei Senioren, im Vorjahreszeitraum waren es drei. Bei den leicht verletzten Senioren verzeichnete die Polizeistatistik dafür einen deutlichen Rückgang – um 23 Prozent auf jetzt 302 Fälle.

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Die geringere Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel hat sich auch auf den Fußgängerverkehr ausgewirkt. „Wie auch im vergangen Jahr waren die Fußgänger in den häufigsten Fällen Hauptverursacher durch unachtsames falsches Überqueren der Fahrbahn, häufig an Stellen, an denen kein Queren vorgesehen ist, sowie Rotlichtmissachtung“, so die Analyse der Polizei.

Gleichwohl ging auch die Zahl der bei Unfällen verletzten Fußgänger um 13 Prozent deutlich auf jetzt 453 zurück. Weniger Unfälle zählte die Polizei auch bei den jungen Erwachsen zwischen 18 und 24 Jahren. Hier sank die Zahl um rund 16 Prozent auf 4462, die der Verletzten sogar um 17 Prozent auf 447 Personen.

Polizei will Fahrradstaffel weiter ausbauen

Um dem wachsenden Radverkehr gerecht zu werden, will die Polizei nach eigener Aussage die Fahrradstaffel weiter ausbauen und 2021 eine zusätzliche Fahrradstaffel im Hamburger Osten (Verkehrsdirektion Ost) einrichten. Dabei soll auch verstärkt gegen Zweite-Reihe-Parker sowie Rad- und Gehweg-Parker vorgegangen werden.

„Die Sicherheit der Radfahrer steht weiterhin im Mittelpunkt unserer Arbeit“, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün dem Abendblatt. „Durch den Ausbau der Fahrradstaffeln und die Kollegen der Lokalen Präsenz werden wir die Maßnahmen zur konsequenten Ahndung von Parken auf Radverkehrsanlagen und Zweite-Reihe-Parken intensivieren.“

Dass die Unfallzahlen in fast allen Bereichen rückläufig seien, hänge „sicherlich auch mit der Coronazeit zusammen“, so Levgrün. „Wir werden unsere Bemühungen in der Verkehrssicherheit weiterhin verstärken. In zahlreichen Präventionseinsätzen werden außerdem alle Verkehrsteilnehmer für ein rücksichtsvolles miteinander sensibilisiert.“