Hamburg. Der Hamburger Senat ändert die Regeln während der Pandemie. Die wohl wichtigste Anpassung betrifft den Amateursport.
Bürgermeister Peter Tschentscher und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (beide SPD) schätzen das Corona-Infektionsgeschehen in Hamburg als „stabil“ ein. Daher hat der rot-grüne Senat am Dienstag eine Reihe von Lockerungen beschlossen, die alle vom 1. September an gelten.
Die wohl wichtigste betrifft den Amateursport: Der Trainings- und Wettkampfbetrieb für Mannschaftssportarten ist dann wieder mit bis zu 30 Aktiven (bislang zehn) zulässig, in Hallen ebenso wie im Freien. Damit kann etwa der Fußballbetrieb wieder in vollem Umfang aufgenommen werden. Für Individualsportarten gelten die Auflagen wie ein Mindestabstand von 1,5 Metern im Freien und 2,5 Metern in geschlossenen Räumen weiter.
Corona-Lockerungen: Hotels dürfen wieder Büffetts anbieten
In Hotels und Restaurants sind künftig wieder Büfetts mit Selbstbedienung erlaubt. Auch dabei orientiere man sich an den Nachbarländern, sagte Leonhard. Hoteliers hatten immer wieder den hohen Aufwand beklagt, vor allem das Frühstück individuell servieren zu müssen, statt einfach ein Büfett aufbauen zu können.
Gekippt wird auch die Zehn-Quadratmeter-Regel: Im Einzelhandel und bei Veranstaltungen ohne feste Sitzplätze in geschlossenen Räumen gilt künftig keine Mindestfläche mehr pro Person. Auch Wellness-Anlagen mit Saunen, Dampfbädern und Whirlpools dürfen nun wieder öffnen – im Gegensatz zu Einrichtungen des Prostitutionsgewerbes. Großveranstaltungen mit mehr als 14.000 Personen bleiben ebenso untersagt. Die Verordnung gilt vorerst bis zum 30. November.
Kinder dürfen auch mit Schnupfen in die Grundschulen
Die Regel, dass bei Kindern ein einfacher Schnupfen kein Grund ist, zu Hause bleiben zu müssen, gilt ab September wie bereits in Kitas und Vorschulen auch für Grundschulen – nicht jedoch für weiterführende Schulen ab Klasse fünf. Hochschulen dürfen verstärkt zum Präsenzbetrieb zurückkehren.
„Wir sind in einer stabilen, aber nicht unproblematischen Lage“, sagte Bürgermeister Tschentscher. Er verwies darauf, dass die Zahl der Neu-Infektionen zum Ferienende hin zwar erwartungsgemäß gestiegen, dann aber wieder gesunken sei und sich nun auf einem beherrschbaren Niveau eingependelt habe.
Am Dienstag kamen 27 Neu-Infektionen hinzu – das entsprach dem Niveau der Vortage. Auch an den Schulen sei die Lage nach fast drei Wochen Regelbetrieb unauffällig, so Tschentscher, der als oberstes Ziel ausgab: „Das Infektionsgeschehen darf sich nicht beschleunigen.“
Möglicher Saisonstart im Hamburger Amateurfußball
Ein möglicher Saisonstart des Hamburger Amateurfußballs zeichnet sich nun angesichts der am Dienstag verkündeten Lockerungen für Mitte September ab. „Die Zahl 30 bezieht sich nur auf die unmittelbar am Wettkampf beteiligten Aktiven auf dem Feld. Alle anderen wie zum Beispiel die Trainer können unter Wahrung der Abstandsregeln am Rand stehen. So wollen wir wieder einen guten Trainings- und Spielbetrieb gewährleisten“, sagte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD).
Diese Bestimmung gilt für alle Mannschaftssportarten im Freien und in der Halle. Der Wettkampfsport wäre damit in allen Spielklassen und Sportarten wieder freigegeben. Der bisherige Rahmen für alle übrigen Sportarten mit den entsprechenden Auflagen gilt dagegen unverändert. Bei Fitness- oder Yogakursen mit mehr als zehn Personen müssen demnach weiter die bekannten Abstandsregeln eingehalten werden.
So dürfen Saunen in Hamburg wieder öffnen
Auch Saunen dürfen im nächsten Monat wieder öffnen, wenn Hygienekonzepte vorliegen und nachverfolgt werden kann, wer wann mit wem schwitzt. Maximal zehn Personen dürfen das abhängig von der Größe der Sauna gemeinsam tun. Die Nutzung von Umkleideräumen oder Duschen ist mit Rücksicht auf die geltenden Kontakt- und Hygieneregeln auch künftig eingeschränkt möglich.
Interaktive Karte: Das Coronavirus in Deutschland und weltweit
„Ich freue mich, dass wir uns im Senat darauf verständigt haben, den Trainings- und Wettkampfbetrieb für Mannschaftssportarten wieder möglich zu machen. Uns war es wichtig, dass unsere Amateurmannschaften keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber Mannschaften anderer Bundesländer haben“, sagte Sportsenator Andy Grote (SPD).
Wer trägt die Zusatzkosten?
Der Hamburger Fußballverband (HFV) hätte sich diese Freigabe indes eher gewünscht, „parallel zu den benachbarten Bundesländern“, sagte HFV-Sprecher Carsten Byernetzki. Ein Termin für den Start der Staffeln müsse nun gefunden werden. „Eine Arbeitsgruppe wird in Abstimmung mit dem HFV-Präsidium zeitnah die weitere Planung vornehmen“, sagte Byernetzki.
Geklärt werden müssen aber auch Fragen, wer die coronabedingten Zusatzkosten der Clubs übernimmt und wie viele Zuschauer zu den Spielen zugelassen werden. Der Norddeutsche Fußball-Verband bestätigte den Start der zweigeteilten Regionalliga Nord am 4. September.
Die neuen Lockerungen im Überblick:
- Hotels und Gaststätten in Hamburg dürfen Essen wieder in Büffetform anbieten
- Die Regel, dass sich in einem Geschäft nur eine Person pro zehn Quadratmeter aufhalten darf, wird aufgehoben
- Mannschaftssportarten wie Handball, Fußball, Basketball sind wieder erlaubt, wenn an einem Spiel maximal 30 Personen beteiligt sind – Trainer und Betreuer zählen nicht mit
- Saunen, Dampfbäder und Whirlpools dürfen wieder betrieben werden
- An den Hochschulen sind Präsenzseminare wieder möglich
- Grundschulkinder dürfen am Unterricht auch teilnehmen, wenn sie unter einem Schnupfen leiden
- Tagespflegeeinrichtungen dürfen wieder öffnen