Hamburg. Nach dem Feuer gleicht das Nobelrestaurant einem Rohbau. Das plant der Gastronom nun nach dem Millionenschaden.
Ausnahmezustand habe zur Mittagszeit geherrscht. Das Restaurant und die Terrasse seien voll besetzt gewesen. Das Geschäft in seinem Henriks an der Tesdorpfstraße lief bestens am 2. Juni, erinnert sich Claas-Henrik Anklam. Doch kurze Zeit später, kam es zu einem folgenschweren Vorfall, auf die der Gastronom gerne verzichtet hätte.
Eine Fritteuse in der Showküche im Gastraum, die einen Tag vorher repariert wurde, fing Feuer. Wenige Minuten später kam die Feuerwehr, löschte den Brand, ein Fenster zerbrach wegen der Hitze.
Löschpulver zerstörte sämtliche Geräte
Der 44-Jährige wurde gegen 15.30 Uhr von einem Mitarbeiter angerufen. „Ich war gerade mit meiner Tochter im Auto auf dem Weg zum Tennisprobetraining.“ Doch daraus wurde nichts. Das Kind wurde nach Hause gebracht und Anklam machte sich von unterwegs aus schon mal ein Bild von der Lage.
„Das Restaurant ist kameraüberwacht, deshalb konnte ich über mein Handy einen Blick reinwerfen und sah da nur Rauch.“ Er fuhr zurück in sein Nobellokal, das zu den Gastrohotspots der Stadt gehört. „Ich habe gedacht, wir machen ordentlich sauber und können wieder öffnen. Aber dann stellten wir fest, dass durch das Löschpulver sämtliche Geräte in der Küche nicht mehr zu gebrauchen waren und der Brandgeruch ging auch nicht einfach durch Lüften weg.“
Neue Showküche kommt auf ein Podest
Der Brand ist zweieinhalb Monate her. Das Henriks gleicht einem Rohbau. Die Küche ist komplett ausgebaut, sämtliche Möbel und die 88 Kuppelleuchten wurden aufwendig gereinigt und lagern eingeschweißt in einer Halle. Die Decken wurden herausgerissen, überall hängen Kabel und sind Lüftungsschächte zu sehen. Das Parkett und die Spiegelwände sind abgeklebt.
Für die neue Showküche wird gerade ein Podest gebaut. Mitten auf der Baustelle steht Anklam beim exklusiven Ortstermin mit dem Abendblatt. „Das was hier passiert ist, ist ein Albtraum. Wenn ich meine Frau nicht an meiner Seite hätte, würde ich manchmal wirklich verzweifeln.“ Eigentlich wollte der Gastronom Mitte August wieder öffnen. Doch daraus wurde nichts, jetzt ist Anfang Oktober geplant.
Den Schaden schätzt Anklam auf drei bis vier Millionen Euro
Der gebürtige Hannoveraner redet Klartext: „Wenn man den gesamten Schaden inklusive der Umsatzeinbußen zusammen rechnet, dann liegen wir irgendwo zwischen drei und vier Millionen Euro.“ Anklam hat eine sogenannte Inhaltsversicherung, die für einen Großteil des Schadens aufkommt. Er hat noch eine Betriebsausfallversicherung, die auch die Gehälter der rund 40 Angestellten übernimmt. „Uns war wichtig, dass unsere Mitarbeiter an Bord bleiben und das ist uns zum Glück auch gelungen.“
Inzwischen hat Anklam auf der Terrasse Platz genommen und nimmt einen Schluck Espresso. „Das wichtigste ist für mich, dass keine Menschen bei dem Brand verletzt wurden. Dafür bin ich dankbar.“ Während im Restaurant die Handwerker das Kommando übernommen haben, machen Anklam und sein Team Caterings für Firmen und Privatleute. Das kleine Henriks im Uzwei in der Kaisergalerie ist geöffnet und die Kantine von SAP, die auch in dem Gebäude an der Tesdorpfstraße ist, macht Anklam weiter.
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Wegen Wasserschades musste eine Küche angemietet werden
Aber auch seine große Küche ist momentan ein Rohbau, „hier musste wegen eines Wasserschadens alles rausgerissen werden.“ Das Essen für Caterings und für die Kantine wird in einer angemieteten Küche zubereitet. „Aus jeder Situation muss man das beste machen. Erst mussten wir wegen Corona fast zwei Monate schließen, aber haben mit unserem Außer-Haus-Geschäft und Lieferservice zumindest ein wenig Umsatz gemacht. Seit dem 13. März hatten wir wieder auf, zuvor noch die Corona-Pause für eine Renovierung des Restaurants genutzt und dann kam der Brand.“
Vor sieben Jahren im April hatte Anklam das Henriks eröffnet, eigentlich sollte der Geburtstag gefeiert werden – aber zu diesem Zeitpunkt war das Restaurant wegen Corona geschlossen. Das Henriks ist der Treffpunkt der Hamburger Gesellschaft. Unternehmer und Mäzen Ian Karan gehört zu den Stammgästen, Sportler und Wirtschaftsgrößen kehren hier ein. Sängerin Vicky Leandros schaut gerne vorbei. Bevor Anklam das Henriks eröffnete, hatte er mit Partnern das Szenelokal Tarantella in der Spielbank betrieben.
Restaurant startet vermutlich mit Ente und Rotkohl
Seine Familie und seine Mitarbeiter haben dem Gastronomen in dieser schwierigen Zeit Kraft gegeben, aber auch die vielen Stammgäste. Anklam hat Blumensträuße bekommen, viele E-Mails und Anrufe. „Es ist wirklich rührend, welchen Anteil die Gäste nehmen.“
In den nächsten Tagen soll die Lüftungsdecke eingezogen werden. Danach wird die neue Showküche eingebaut, inklusive einem High-End Grill für die Steaks. Im September wird mit dem Einbau des Mobiliars begonnen. Das Lokal hat 120 Sitzplätze plus Terrasse. Anklam wird sich mit seinem Küchenchef zusammensetzen und an der Herbst- und Winterspeisekarte arbeiten. Der Gastronom muss lächeln. „Der Sommer ist vorbei, wenn wir wieder öffnen. Dann starten wir direkt mit Ente und Rotkohl.“