Hamburg. Der Konzern setzt bei der Kontrolle des Mund-Nasen-Schutzes auf Deeskalation. Aber für Verweigerer kann die Fahrt schnell enden.

Als Rouven Hennig und Matthias Lange in den Wagen Nr. 12 des ICE eintreten, rutschen mehrere Masken sofort ein paar Zentimeter nach oben. Die gelben Westen mit der Aufschrift „DB Sicherheit“ verleihen genügend Autorität, um Fahrgäste zu überzeugen, ihre Masken wie vorgeschrieben über Mund und Nase zu schieben.

Hennig und Lange gehören zum Präventionsteam der Bahn. Der Konzern hatte diese Mitarbeiter eingestellt, um ihren Kunden mehr Sicherheit in den Zügen zu vermitteln. Zudem schärfen sie Kindern und Jugendlichen in Schulen ein, im Bahnverkehr aufzupassen, also etwa auf keinen Fall ein heruntergefallenes Handy aus dem Gleisbett zu holen.

Mehr Corona-Präventionsteams in Zügen der Deutschen Bahn

In den Zeiten der Pandemie sind Hennig und Lange nun allerdings vor allem damit beschäftigt, Fahrgäste an die Maskenpflicht zu erinnern. An diesem Dienstagmorgen steigen sie am Hamburger Hauptbahnhof in den ICE 787 in Richtung München. Unmittelbar nach der Durchsage von Zugchef Lars Bellmann, der auf den vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz hinweist, gehen die beiden von Wagen zu Wagen.

Der Konzern schickt derzeit solche Teams jeden Tag durch 60 Fernzüge. Diese Zahl will die Bahn in den nächsten Tagen weiter steigern, vom 1. September an soll in 120 Zügen die Maskenpflicht durch diese Präventionsteams kontrolliert werden.

Die Devise heißt Deeskalation

An diesem Morgen läuft alles glatt. Fast alle Fahrgäste tragen den Schutz korrekt. Wer nach dem Kaffeetrinken vergisst, die Maske wieder korrekt überzustreifen, wird freundlich erinnert. Eine Frau lamentiert zwar über Masken, doziert über das „sogenannte Virus“. Doch auf eine Diskussion um die Corona-Gefahr lassen sich Hennig und Lange gar nicht erst ein, ihnen reicht es, dass die Dame die Maske zwar widerwillig, aber eben doch korrekt trägt.

Die Devise heißt: Deeskalation. In Stoffbeuteln tragen die Mitarbeiter Einwegmasken, die sie an Fahrgäste verschenken, die ihren Schutz vergessen haben. Insgesamt will die Bahn 300.000 dieser eingeschweißten Modelle kostenlos abgeben. Auch Fahrgäste, deren mitgebrachte Einwegmaske auf einer längeren Zugfahrt durch die Feuchtigkeit unbrauchbar wird, dürfen sich auf Nachfrage über Gratis-Ersatz freuen.

Körperliche Auseinandersetzungen sind Einzelfälle

Zugchef Lars Bellmann begrüßt den entspannten Kurs seiner Kollegen. Mit Streit sei schließlich niemandem gedient. Wenn kein Mitarbeiter aus dem Sicherheitsteam im Einsatz ist, müssen seine Kollegen und er auf die Maskenpflicht hinweisen. Bislang sei auf seinen Fahrten noch kein Konflikt eskaliert: „Wer partout die Maske nicht aufsetzen will, weiß, dass seine Reise am nächsten Bahnhof enden kann. Das hat bei mir noch keiner riskiert.“

Zuständig wären dann Beamte der Bundespolizei, die jüngst einen renitenten Fahrgast in Göttingen aus dem Zug holten. Der stark erkältete junge Mann war zuvor von anderen Fahrgästen und von den Zugbegleitern mehrfach vergebens ermahnt worden, sich eine Maske überzustreifen. Der Mann verließ den Zug ohne Widerstand, er muss auch kein Bußgeld zahlen. In Bussen, Bahnen und auf Bahnsteigen im HVV-Gebiet werden künftig 40 Euro fällig, wenn man keine Maske trägt oder sie nicht korrekt über Mund und Nase zieht.

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Glücklicherweise sind körperliche Auseinandersetzungen Einzelfälle. Aber es gibt sie: In einem Zug zwischen Offenburg und Straßburg trat am Montag ein Fahrgast einen Zugbegleiter, der ihn auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Der Täter konnte entkommen, jetzt werden Videoaufzeichnungen ausgewertet.

Die Bahn-Gewerkschaft GDL plädiert dafür, dass die Personalien von Maskenverweigerern aufgenommen werden. Dem „Spiegel“ sagte Vorstand Christian Deckert: „Letztendlich passiert da nichts. Der Fahrgast steigt einfach in den nächsten Zug wieder ein.“