Hamburg. Der Überblick: Hoffnung auf Open-Air-Konzerte. Software führt zu Unklarheit bei Hamburg-Fällen. HVV-Busse umgerüstet. Kritik an Rabe.
Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen in Hamburg ist seit Sonntag um 14 gestiegen (am Vortag waren es neun neue Fälle). Diese Zahl ist laut Gesundheitsbehörde wegen einer Softwareanpassung aber nur vorläufig.
Mit 11,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern liegt Hamburg nach wie vor unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche, ab dem der Senat über erneute Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie beraten müsste.
In einer Zeitarbeitsfirma in Rotenburg (Wümme) häufen sich derweil Corona-Fälle. Busse im HVV öffnen wieder die vorderen Türen. Und Hamburgs Schulsenator Rabe muss sich neuer Kritik von Elternvertretern erwehren.
Lesen Sie hier alle Nachrichten zu Corona am Montag, 17. August:
- Rückkehrer missachtet Vorgabe – Sportteam in Quarantäne
- Corona-Ausbruch bei Zeitarbeitsfirma in Rotenburg
- Hamburgs Konzertveranstalter erhalten Finanzspritze
- Corona-Fälle in Hamburg: Unklarheit wegen Software
- HVV-Busse: Wieder mehr Platz für Fahrgäste
- Linda Zervakis hat endlich Ruhe im ÖPNV
- "Labil": Weil verschiebt Lockerungen in Niedersachsen
- Sonderschul-Eltern attackieren Senator Rabe
- Niedersachsen: Lehrer bei Corona-Verstößen straffrei
- Acht neue Corona-Fälle in Schleswig-Holstein
- Elbphilharmonie-Plaza: Deutlicher Besucherrückgang
- Altes Land bereitet sich auf "Corona"-Ernte vor
Interaktive Karte: Das Coronavirus in Deutschland und weltweit
Rückkehrer missachtet Corona-Vorgabe – Sportteam in Quarantäne
Ein junger Mann hat seiner Sportmannschaft im Landkreis Oldenburg mit einem Verstoß gegen die Corona-bedingte Quarantäne-Regelung einen Bärendienst erwiesen. Der Betroffene kam Anfang August aus einem Risikogebiet zurück und ging trotz 14-tägiger Quarantänepflicht schon nach sieben Tagen zum Training, wie der Landkreis am Montag mitteilte.
Einen Tag später habe dessen Bruder ein positives Testergebnis erhalten, worauf sich auch der junge Mann testen ließ – auch er wurde positiv getestet. Die Folge sei nun, dass die gesamte Sportmannschaft für 14 Tage in Quarantäne gesetzt worden sei. „Einzig der Quarantäne-Verstoß des jungen Mannes macht diese Maßnahme notwendig“, hieß es in einer Mitteilung. Details über Sportart und Ort macht der Kreis bewusst nicht.
"Dummes und verantwortungsloses Handeln"
„Mir fehlt dafür jegliches Verständnis. Eine Verbreitung des Virus wird durch solch ein dummes und verantwortungsloses Handeln mindestens fahrlässig unterstützt. Ich hoffe, dass es in der Mannschaft keine weiteren Infektionen gibt“, sagte Landrat Carsten Harings (parteilos). Das Gesundheitsamt wies erneut darauf hin, dass jeder Rückkehrer aus einem Risikogebiet in 14-tägige Quarantäne gehen müsse. Erst mit Vorlage eines negativen Testergebnisses könne diese vorzeitig verlassen werden.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
Rotenburg: Corona-Ausbruch bei Randstad
Im Landkreis Rotenburg (Wümme) sind seit vergangenem Mittwoch elf neue Corona-Infektionen registriert worden, darunter neun bei Beschäftigten der Zeitarbeitsfirma Randstad. Die Mitarbeiter des Personaldienstleisters wurden an verschiedenen Standorten an Logistikunternehmen vermittelt, wie der Landkreis am Montag mitteilte.
Die Infektionen seien nach bisherigen Erkenntnissen auf das private Umfeld zurückzuführen, sagte eine Sprecherin. Drei Wohnstandorte in den Gemeinden Gyhum und Sittensen seien vom Gesundheitsamt komplett unter Quarantäne gestellt worden.
Die Ermittlung der Infektionsketten durch das Gesundheitsamt erfolge in enger Kooperation mit Randstad. Zurzeit führe das Gesundheitsamt ein umfangreiches Kontaktpersonenmanagement durch und teste alle betroffenen Personen.
Insgesamt sind den Angaben zufolge derzeit im Kreis Rotenburg 108 Menschen – Kontaktpersonen und Reiserückkehrer – in Quarantäne. Die Zahl der Infizierten im Kreis liegt insgesamt bei 22.
Hamburg: 1,5 Millionen Euro für Open-Air-Gigs
Finanzspritze für Konzertveranstalter: Hamburgs Kulturbehörde stellt der Musikszene für die Organisation von Open-Air-Veranstaltungen 1,5 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung. Die Mittel sollen Hamburger Clubs und Veranstaltern dabei helfen, Live-Konzerte „Corona-gerecht“ und outdoor durchführen zu können.
Durch die Ergänzung zu den bisherigen Förderprogrammen werde laut Kultursenator Carsten Brosda (SPD) „hoffentlich ein gutes Stück schmerzlich vermisster Kultur endlich wieder live erlebbar“. Terry Krug, 1. Vorsitzende der Clubstiftung Hamburg, freut sich über ein „starkes Zeichen“ der Behörde: „Wenn schon nicht in den Clubs dann wenigstens an der frischen Luft Konzerte zu machen, hilft, die Skyline der Clublandschaft Hamburgs in Bewegung zu halten“, so Krug.
Gerald Steyr vom Clubkombinat Hamburg sagt: „So können wir uns noch auf einige Freiluft-Shows freuen und hoffen auf einen goldenen Oktober." Und Timotheus Wiesmann, Geschäftsführer IG Hamburger Musikwirtschaft, kommentiert: „Auch wenn die auf diese Weise bis Ende Oktober stattfindenden Konzerte nur einen Bruchteil der vorherigen Vielfalt des Musiklebens unserer Stadt darstellen können – jedes Konzert hilft dabei, das kulturelle und gesellschaftliche Leben wieder anzukurbeln und den Hamburger Musikbetrieben, ihren Mitarbeitern und den Künstlern wieder Perspektiven zu bieten.“
Gefördert werden Veranstaltungen, die bis zum 31. Oktober draußen stattfinden, mit bis zu 15.000 Euro. Die maximale Gesamtförderung ist auf 75.000 Euro pro Antragsteller begrenzt. Die Antragsunterlagen gibt es hier oder auf Anforderung per E-Mail an outdoor@clubstiftung.de.
Elbphilharmonie muss Testkonzerte absagen
Apropos Live-Musik: In der Vorbereitung auf den Re-Start der Konzertsaison hat die Elbphilharmonie am Montag einen kleinen Rückschlag hinnehmen müssen. Zwei Test-Konzerte wurden abgesagt – den Grund lesen Sie hier.
Nach Corona-Fälle: VfB Lübeck wieder im Training
Die Fußballer des Drittliga-Aufsteigers VfB Lübeck dürfen ab sofort wieder in den Trainings- und Spielbetrieb zurückkehren. Einer Mitteilung des Lübecker Gesundheitsamtes zufolge sind von dieser Erlaubnis nur die beiden vor einer Woche positiv getesteten Spieler ausgenommen.
Am Sonnabend (16.45 Uhr) trifft der VfB in Malente im Finale um den Pokal des schleswig-holsteinischen Fußball-Verbandes auf den Oberligisten SV Todesfelde. Ein Testspiel des VfB beim HSV hatte am vergangenen Freitag wegen der Corona-Fälle kurzfristig abgesagt werden müssen.
Hamburg: Ungenaue Corona-Zahl wegen Software
Die Zahl der registrierten Corona-Infizierten in Hamburg ist bis Montag um 14 gestiegen. Diese Zahl sei aber nur vorläufig, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich. Wegen einer Softwareanpassung seien vermutlich noch nicht alle Fälle vom Wochenende erfasst worden.
Seit Beginn der Pandemie Ende Februar wurden in Hamburg 5900 Menschen positiv auf das Virus getestet. Rund 5200 davon können nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen als genesen angesehen werden.
In Hamburger Krankenhäusern werden nach Angaben von Freitag 15 Menschen behandelt, neun von ihnen liegen auf Intensivstationen. Diese Zahl sei ein Indikator für die Schwere der Situation, sagte der Behördensprecher. Die Hamburger Kliniken seien weit von einer nicht mehr handhabbaren Situation entfernt.
Letzten Angaben des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf zufolge starben in Hamburg bisher 231 Menschen an Covid-19. Diese Zahl ist seit Wochen unverändert.
Hamburg liegt nach wie vor deutlich unter der Grenze von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, die neue Beschränkungen nach sich ziehen könnte. Gegenwärtig liege der Wert bei 11,8.
Zahl der Tests am Flughafen Hamburg wächst
Seit Inbetriebnahme des Testzentrums im "Terminal Tango" am Flughafen werden in Hamburg mehr Menschen auf das Sars-Cov-2-Virus getestet. In der ersten Augustwoche waren es rund 8500 pro Tag. Die Behörde geht davon aus, dass es inzwischen deutlich mehr sind.
Helfrich appellierte an Reiserückkehrer, auch nach einem negativen Testergebnis freiwillig eine volle Woche in häuslicher Quarantäne zu bleiben. Das Testergebnis zeige nur eine mögliche Virenbelastung zum Zeitpunkt des Abstrichs und sei von begrenzter Aussagekraft.
Nach Abendblatt-Informationen prüfen Sozialbehörde und Kassenärztliche Vereinigung angesichts der Masse der Mallorca-Rückkehrer am Flughafen eine Ausweitung des Testzentrums im „Terminal Tango“.
Meck-Pomm: Bußgeld für Bade-Touristen
Mecklenburg-Vorpommerns Polizei hat am Wochenende auswärtige Tagestouristen des Landes verwiesen. Am Badestrand des Dutzower Sees im Landkreis Nordwestmecklenburg, unmittelbar an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein gelegen, kontrollierten am Sonntag 30 Beamte die Badegäste, nachdem auf dem Parkplatz viele auswärtige Kennzeichen gesehen worden waren.
Elf der rund 100 Anwesenden waren nach Angaben der Polizei von außerhalb des Bundeslandes zum Baden gekommen. Sie seien aufgefordert worden, MV umgehend zu verlassen. Sie müssen nun mit einem Bußgeld rechnen, denn Mecklenburg-Vorpommern verbietet in seiner Corona-Landesverordnung den individuellen Tagestourismus.
HVV-Busse: Einstieg wieder vorne möglich
Der Umbau nahezu aller 1500 Linienbusse im HVV mit Schutzscheiben für die Fahrer ist abgeschlossen. Damit können Fahrgäste ab sofort in den meisten Bussen auch wieder vorne einsteigen. Lediglich in Modellen der Hersteller Solaris und Volvo müssen die ersten Türen noch geschlossen bleiben, da dort nach Hochbahn-Angaben ein anderes Scheibenmodell erforderlich sei.
In allen anderen Bussen verbessere sich der „Fahrgastfluss“ nun aber deutlich, preist das Unternehmen. Außerdem stünden Passagieren nun wieder mehr Steh- und Sitzplätze im vorderen Bereich zur Verfügung. Zusätzlicher Effekt: Durch das Öffnen aller Türen bei jedem Halt – auch bei eingeschalteter Klimaanlage – würden die Busse nun noch stärker durchlüftet.
Für die entspiegelten Trennscheiben, die zur Eindämmung des Coronavirus beitragen soll, investierten beide Unternehmen zusammen rund 1,5 Millionen Euro.
Auch in allen U- und S-Bahnen, die das technisch zulassen, werden
alle Türen automatisch an allen Haltestellen geöffnet. Ein HVV-Hygieneteam sorgt zudem im laufenden Betrieb für eine zusätzliche desinfizierende Reinigung von Fahrzeugen und Haltestellen. Die Einhaltung der Maskenpflicht wird von 750 Mitarbeitern kontrolliert.
Maskenpflicht: Linda Zervakis hat endlich Ruhe
Und das Corona-Konzept im Öffentlichen Nahverkehr sorgt auch bei Linda Zervakis für helle Freude. Denn seit der Maskenpflicht kann die „Tagesschau“-Sprecherin nach eigenem Bekunden noch unbehelligter in Bus und U-Bahn durch Hamburg fahren. „Jetzt mit Maske erkennen mich die meisten ohnehin nicht“, sagte die 45-Jährige dem Branchendienst „Teleschau“ in einem Interview.
„Wenn ich doch mal angesprochen werde, dann sind das ältere Damen, die mir mitfühlend mitteilen, dass ich um einiges müder als im Fernsehen aussehe, um dann lobend zu erwähnen, dass ich in der 'Tagesschau' immer so schön deutlich spreche. Vielen Dank!“ Zervakis fährt nach eigenen Worten nicht gern so viel Auto, deswegen sei sie viel mit Bussen und Bahnen unterwegs.
Ohnehin werde sie eher selten im Alltag erkannt, berichtet Zervakis. „Die Fernsehzuschauer kennen mich geschminkt und vielleicht im schwarzen Hosenanzug oder mit Blazer und glatt geföhntem Haar, aber nicht mit Jeans, Turnschuhen, Mütze und Zopf. Ich bin nicht die mit den Designer-Klamotten. Ich vergleiche meine Arbeitskleidung gerne mit dem weißen Kittel bei Ärzten: Ich erfülle eine professionelle Rolle, da ist Seriosität oberstes Gebot, da gehört die Uniform dazu.“
Niedersachsen verschiebt Corona-Lockerungen
Niedersachsens Landesregierung will die geplanten Lockerungen in der Coronavirus-Pandemie um mindestens zwei Wochen verschieben. Ursprünglich habe die nächste Stufe der Lockerungen zum 1. September in Kraft treten sollen, sagte Ministerpräsident Stephan Weil am Montag dem Sender Antenne Niedersachsen.
„Wir sind aber derzeit in einer labilen Situation“, erklärte der SPD-Politiker. Es werde genau beobachtet, wie sich die Infektionsrate in Niedersachsen entwickle. Die nächste Stufe werde daher „mindestens“ bis zum 14. September verschoben - je nach Lage werde es möglicherweise auch länger dauern. Die Zahl neuer Coronavirus-Infektionen steigt in Niedersachsen.
MV: Schule nach Corona-Schließung wieder geöffnet
Am Goethe-Gymnasium Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern hat nach zehntägiger Schließung wegen mehrerer Corona-Fälle unter Lehrern am Montag der Unterricht wieder begonnen. Es war am Freitag der ersten Schulwoche (7.8.) nach den Sommerferien vorsorglich geschlossen worden, was auch überregional für Aufsehen sorgte. In Mecklenburg-Vorpommern hatte als erstes Bundesland wieder die Schule begonnen.
Eine an Covid-19 erkrankte Lehrerin hatte in der letzten Ferienwoche, die zur Vorbereitung des neuen Schuljahres dient, zwei weitere Lehrer in der Schule im Landkreis Ludwigslust-Parchim angesteckt. Dies fiel auf, als am Ende der ersten Schulwoche alle 55 Lehrkräfte getestet wurden. 205 Schüler, die mit den infizierten Lehrern in den ersten Schultagen zu tun hatten, wurden unter Quarantäne gestellt und zweimal getestet. Nachdem alle Tests negativ ausgefallen waren, konnte der Schulbetrieb nun wieder starten. Am Goethe-Gymnasium in Ludwigslust lernen rund 800 Schüler.
Das Coronavirus ist seit dem Ende der Sommerferien in fünf Schulen Mecklenburg-Vorpommerns aufgetreten. Das Gymnasium war bislang die einzige, die komplett geschlossen wurde. In den anderen wurden nur die Kinder und Lehrer nach Hause geschickt, die Kontakt mit dem Infizierten hatten.
Kohorten-Prinzip an Sonderschulen "ausgehebelt"?
Die Elternvertreter der Hamburger Sonderschulen und Bildungszentren für Behinderte erheben im Zuge des wieder aufgenommenen Regelschulbetriebs schwere Vorwürfe gegen Senator Ties Rabe (SPD) und die Schulbehörde.
In einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme kritisiert der entsprechende Kreiselternrat (KER) ein "Aushebeln" des Kohortenprinzips an Sonderschulen, eine mangelnde Informationspolitik über die Corona-Regeln sowie unzureichenden Infektionsschutz in der Busbeförderung. Bei der auch für integrative Schulen essentiellen Schulweghilfe durch Kleinbusse gebe es keine Maskenpflicht, keine Abtrennung des Fahrerplatzes und keinen wie für HVV-Busse oder Taxen verpflichtenden ständigen Luftaustausch durch Klimaanlagen.
"Es ist für uns absolut inakzeptabel, dass der Schulsenator auf der Schulpflicht besteht, die Schulbehörde ein Schutzkonzept für die Regelschulen erarbeitet, aber die Sonderschulen und Schüler mit Behinderungen vergessen beziehungsweise allein gelassen werden", schreibt der KER. Ein Kohortenprinzip werde "nicht zuletzt durch das komplette Ignorieren von Schutzmaßnahmen in den Bussen ad
absurdum geführt".
Die Elternvertreter hätten die Behörde wiederholt auf die Missstände aufmerksam gemacht, seien aber in ihren Augen "bewusst ignoriert" worden. Dies sei "geradezu skandalös", so die KER-Vorstände Peggy Arkenberg und Tobias Joneit, die nun unter anderem eine rechtzeitige Mitsprache bei notwenigen Veränderungen des Schutzkonzeptes für Sonderschulen, integrative Schulen sowie Bildungszentren fordern.
SH: Corona-Konjunkturspritze für Freiwilligendienste
Mit seinem Corona-Konjukturprogramm hat Schleswig-Holstein zusätzlich zwei Millionen Euro für die Freiwilligendienste bereitgestellt. Damit wird die Zahl der Plätze einmalig für den Jahrgang 2020/21 um 165 erhöht, wie das Finanzministerium mitteilte. Mit 500.000 Euro für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) steige dort die Zahl der Plätze um 20 auf 200. Beim Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) gebe es mit bis zu 1,5 Millionen Euro ein Plus um 145 Plätze auf 1026.
„Um ökologisch klug und ökonomisch wirksam durch die Krise zu kommen, stellen wir mit dem Jamaika-Konjunkturprogramm zusätzliche Landesmittel zur Verfügung“, erläuterte Finanzministerin Monika Heinold (Grüne). „Dabei war es mir ein besonders Anliegen, dass wir auch die Plätze für die Freiwilligendienste bei uns im Land aufstocken.“ Das Land wolle jungen Menschen in schwierigen Zeiten eine Perspektive geben.
Im Juni hatte der Bund ein Corona-Konjunkturprogramm mit einem Umfang von 130 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Das Land gibt zur Umsetzung und Ergänzung 354 Millionen Euro an Landesmitteln dazu. Mit den zusätzlichen Plätzen für FÖJ und FSJ ergänzt das Land die im Bundesprogramm vorgesehene Ausbildungsinitiative.
Keine Strafen für Lehrer bei Corona-Verstößen
Lehrer in Niedersachsen müssen kein Bußgeld bei Verstößen gegen Corona-Auflagen befürchten. Es werde keinen Bußgeldkatalog der Landesregierung „unter Aufnahme des Schulbereiches“ geben, schrieb Kultus-Staatssekretärin Gaby Willamowius in einem Brief an die Lehrer im Land. Zuvor hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet.
„Wir wissen, dass Sie Ihre Aufgaben äußerst verantwortungsvoll wahrnehmen – das hat sich gerade in dieser schwierigen Zeit gezeigt“, schrieb sie. Die Landesregierung setze darauf, dass die Lehrer ihrer „Verantwortung zur Durchsetzung der notwendigen Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus auch weiterhin gerecht werden“.
Derzeit wird eine Neufassung des Bußgeldkataloges im Zusammenhang mit Niedersachsens Corona-Verordnung erarbeitet. Kürzlich hatte das Gesundheitsministerium eine Neufassung angekündigt, die für Maskenverstöße deutlich höhere Sanktionen vorsehe – wie auch in Nordrhein-Westfalen soll bei Verstößen in Bussen und Bahnen ein Bußgeld von 150 Euro kassiert werden. Bislang sah der Bußgeldkatalog für Maskenverweigerer in Niedersachsen 20 Euro Strafe vor, die konkrete Höhe liegt aber im Ermessen der örtlichen Behörden.
Acht neue Corona-Fälle in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein ist die Zahl der Corona-Infizierten innerhalb eines Tages um acht gestiegen. Wie die Landesregierung auf ihren Internetseiten mitteilte, wurden bisher – Stand Sonntagabend – insgesamt 3790 Corona-Fälle registriert.
Im Zusammenhang mit dem Coronavirus starben 158 Menschen, diese Zahl hat sich nicht erhöht. Im Krankenhaus werden 19 Corona-Patienten behandelt. Rund 3300 der seit Beginn der Pandemie in Schleswig-Holstein nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierten gelten laut Landesregierung inzwischen als genesen.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
Elbphilharmonie-Rolltreppe so leer wie nie
Die Besucherzahlen auf der Plaza der Elbphilharmonie sind coronabedingt deutlich zurückgegangen. Vom Tag der Wiedereröffnung am 25. Mai bis zum 12. August kamen 311.048 Besucher, wie ein Sprecher der Elbphilharmonie mitteilte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es mit 895.944 fast dreimal so viele.
In den geringeren Besucherzahlen wirke sich zum einen die allgemeine und überall spürbare Situation im Tourismus aus, sagte der Sprecher. Zum anderen werde über das Besuchermanagement sichergestellt, dass sich wegen der Abstandsregelung deutlich weniger Menschen gleichzeitig auf der Plaza aufhalten, als dies vor der Corona-Krise der Fall war.
Die Elbphilharmonie empfiehlt, den Besuch online zu reservieren. Allerdings sei auch der Spontanbesuch weiterhin möglich. Besucher berichten, dass die Gratis-Karten an der Kasse teilweise ohne Schlange zu bekommen seien. Selbst auf der berühmten Röhren-Rolltreppe sei es zu manchen Zeiten leer. In den Aufzügen sowie im Shop gelten Sicherheitsabstand und Maskenpflicht.
Die Plaza in 37 Meter Höhe über der Elbe war wegen Corona knapp zehn Wochen lang geschlossen.
Homeoffice: Positives Feedback im Norden
Laut einer Umfrage des Norddeutschen Unternehmensverbands AGA unter 3500 Groß- und Außenhandels- sowie Dienstleistungsfirmen in Niedersachsen zeigen sich nicht nur etliche Mitarbeiter, sondern auch Unternehmer insgesamt zufrieden mit der Nutzung von Homeoffice-Regelungen.
84 Prozent der Teilnehmer betonten, dass nun ein „positiver Digitalisierungsschub“ einsetze, den es ohne die Corona-Krise so wahrscheinlich nicht gegeben hätte. 82 Prozent der befragten Unternehmer sind zudem überzeugt, dass sich Beruf und Familie ihrer Angestellten durch mobile Arbeit besser vereinbaren lassen. Die allgemeine Zufriedenheit der Beschäftigten halten 63 Prozent für höher als bei herkömmlicher Büropräsenz. Und 42 Prozent spüren generell eine zunehmende Effizienz durch die digitalen Verfahren.
Andererseits sei es ein beträchtliches Manko, dass der direkte persönliche Austausch fehle (95 Prozent der Befragten). Und je 71 Prozent erklärten, die Aufarbeitung von Konflikten, die Abstimmung und die Ablenkung der Mitarbeiter zu Hause stellten Probleme dar.
Für kleine Firmen sei es zudem oft nicht so einfach, konkreten Nutzen aus Homeoffice-Modellen zu ziehen. Viele von ihnen wollten nach Corona auf das Vorkrisen-Niveau beim mobilen Arbeiten zurückkehren, hieß es. Anders bei Großunternehmen: Diese dürften das aktuelle Niveau häufig beibehalten oder sogar ausbauen, schätzt der Verband.
Continental will mehr Videokonferenzen
Ein Beispiel ist etwa der hannoversche Autozulieferer Continental. Dessen Chef Elmar Degenhart hatte im Juni gesagt: „Wir glauben, dass in den nächsten Jahren wesentlich weniger geflogen wird und sich mehr über Videokonferenzen bewerkstelligen lässt.“
Der Homeoffice-Trend sei eine positive Entwicklung der Corona-Zeit, in der Digitalisierung geschäftlicher Prozesse stecke „das größte Produktivitätspotenzial der Industrie“ in den nächsten Jahren.
Der Vorsitzende des Dax-Konzerns betonte, dabei müsse man aber das richtige Maß finden: „Der persönliche Kontakt darf nicht unterschätzt werden.“
Altes Land: Fingerspitzengefühl bei Apfelernte
Die Apfelernte in Niedersachsen wird in diesem Jahr spürbar von der Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt sein. „Es ist eine angespannte, ungewohnte Situation“, sagt Obstbauer Ulrich Buchterkirch. Natürlich gebe es die Angst vor einem Infektionsfall und den daraus folgenden Konsequenzen, sagte der Vorsitzende der Fachgruppe Obstbau beim niedersächsischen Landvolk. Trotz Viruskrise rechnet Buchterkirch mit einer durchschnittlichen Ernte.
Niedersachsens bekanntestes Obstbaugebiet ist das Alte Land an der Niederelbe. Es gilt als das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet in Deutschland. Die Äpfel werden etwa sieben Wochen lang von Anfang September bis Ende Oktober geerntet. Derzeit wird nicht damit gerechnet, dass die Erntehelfer, von denen ein Großteil aus Polen kommt, Probleme bei der Einreise haben werden. Außerdem gebe es nach der Ernte von Erdbeeren und Spargel auch schon Erfahrung im Umgang mit den Einschränkungen durch das Virus, sagte Buchterkirch.
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Zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben seien Konzepte entwickelt worden, die Kontakte auf ein Minimum reduzieren sollen. „Es werden kleine Arbeitsgruppen gebildet, die gemeinsam arbeiten“, sagt der Obstbauer. Das werde sicher nicht einfach und erfordere von allen Beteiligten Fingerspitzengefühl. „Es wäre schlimm, wenn die Ernte nicht eingebracht werden könnte“, betont Buchterkirch.
Coronavirus: Das müssen Sie über Fachbegriffe wissen
- Coronavirus: Eine Klasse von Viren, zu denen der neuartige Erreger gehört
- Sars-CoV-2: Die genaue Bezeichnung des Virus, das sich von China aus verbreitet
- Covid-19: Die Erkrankung, die das Virus auslöst