Hamburg. Open-Air-Konzert mit Rockmusik in der Tatenberger Bucht. Bürgerinitiative will den Anschluss an den Gezeitenstrom verhindern.
Die Protestaktionen gegen einen möglichen Anschluss der Dove Elbe an den Gezeitenstrom gehen weiter. Nach dem Bootskorso zu den Landungsbrücken am vergangenen Sonnabend plant nunmehr der Bergedorfer Hafen Verein für den 12. August ein kostenloses Open-Air-Konzert mit Rockmusik in der Tatenberger Bucht (ab 18 Uhr). Die Veranstaltung kann auf dem Wasserweg – also per Boot – besucht werden.
Mit diesen und weiteren Aktionen der Bürgerinitiative „Dove Elbe retten“ wehren sich Anwohner, Wassersportler, Firmen und Organisationen dagegen, dass die bislang tidefreie Dove Elbe wieder durch Ebbe und Flut geprägt wird. Die Flutung des Gewässers wird derzeit in einer Machbarkeitsstudie des Forums Tide Elbe ausgelotet (das Abendblatt berichtete).
Verbesserung des Sedimentmanagements in der Unterelbe ist das Ziel
Hintergrund für die Studien und Gutachten ist das Ziel, eine Verbesserung des Sedimentmanagements in der Unterelbe zu erreichen. Sedimente und Schwebstoffe sind natürliche Bestandteile in Gewässern und bestehen aus Sand sowie organischen Bestandteilen wie Algen. Umweltverbände weisen darauf hin, dass die Vertiefung der Elbfahrrinne und der Hamburger Hafenbecken die Ursache für die drastische Zunahme der Sedimentmengen in der Tideelbe sind. Wird die Elbe weiter ausgebaggert, verändern sich auch die Wasserstände. Lag der Tidehub nach Angaben des WWF Deutschland vor 150 Jahren noch bei 1,40 Meter, beträgt er heute mehr als das Doppelte.
Bei Flut drückt das Wasser schneller und stärker stromaufwärts, spült Sedimente und Schlick aus der Nordsee in den Fluss und seine Nebenarme. „Bei Ebbe dagegen fließt es langsamer und sinkt stärker, eingetragenes Material wird nicht mehr abtransportiert“, betont ein WWF-Experte. Die Menge, die mit der sogenannten Unterhaltungsbaggerung aus der Fahrrinne entfernt wird, ist in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gestiegen. Umfasste sie in der Unterelbe im Jahr 1965 noch fünf Millionen Kubikmeter, so waren es im Jahr 2016 bereits rund 27 Millionen Kubikmeter.
Experten prüfen weitere Varianten
Im Hamburger Hafen liegt das Volumen bei jährlich rund zehn bis elf Millionen Kubikmeter. Zwei Drittel davon werden vor der Insel Neßsand verklappt. Weiterer Schlick wird in die Nordsee gekippt (bei Tonne E 3,30 Kilometer nordwestlich von Scharhörn auf schleswig-holsteinischem Gebiet). Außerdem dienen Flächen in Francop und Moorfleet (Feldhofe) als Schlickdeponie. Bis zum Jahr 2025 soll die Halde Feldhofe auf eine Höhe von 38 Meter wachsen.
Bedrohtes Hamburger Paradies – die Dove-Elbe
Bedrohtes Hamburger Paradies – die Dove-Elbe
Die Hamburg Port Authority ( HPA) setzt beim Sedimentmanagement einerseits auf die notwendigen Wassertiefen für die Schifffahrt, erkennt aber andererseits die berechtigten Interessen von Naturschutz, Fischerei und Tourismus an. Neben dem regelmäßigen Ausbaggern und der Landentsorgung von schadstoffhaltigem Schlick hat der Strombau eine wichtige Funktion. So könnten beispielsweise Flachwassergebiete Schlick aufnehmen. Zudem gibt es Pläne, das Baggergut aus der Unterelbe in einer ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Nordsee, gut 370 Kilometer vor der deutschen Küste, zu entsorgen. Ein solches Projekt wäre frühestens in fünf bis zehn Jahren realisierbar.
Was noch alles möglich wäre, prüfen derzeit Experten im Auftrag des Forums Tide Elbe, das an die Umweltbehörde angebunden ist. Im Mittelpunkt der Analysen stehen neben der Flutung der Dove Elbe weitere Varianten. Dazu zählen die Vergrößerung des Tidevolumens durch die Anbindung des Billwerder Kiesteiches an den Tidekanal, die Öffnung der Borsteler Binnenelbe im Süden von Hanskalbsand über ein Tidesperrwerk und die Schaffung von Tideflächen in der Haseldorfer Marsch. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Dove Elbe werden im Frühherbst vorgestellt.