Hamburg. Wieder zweistellige Zahl an Neuinfektionen in Hamburg. Alkoholverkauf in Schanze eingeschränkt. Newsblog für Sonntag.
Tausende vor allem junge Menschen haben in Hamburg auch in der Nacht zum Sonntag trotz der Corona-Einschränkungen die Party-Hochburgen auf St. Pauli und im Schanzenviertel aufgesucht – und ohne die Abstandsregeln einzuhalten gefeiert. Teilweise musste die Polizei den Zugang zur Großen Freiheit wegen Überfüllung sperren.
Auch die Zahl der Neuinfektionen gibt seit einigen Tagen Anlass zu Besorgnis. In Hamburg wurden am Sonntag 19 neue Corona-Infektionen nachgewiesen. Es ist die vierte zweistellige Zahl an Neuinfektionen nacheinander seit einigen Wochen.
Lesen Sie hier alle Nachrichten zu Corona am Sonntag, den 26. Juli:
- Hamburg plant Infektpraxen speziell für Kinder
- Alkoholverkauf in Schanze eingeschränkt
- 19 neue Corona-Fälle in Hamburg
- Sieben neue Corona-Fälle in Schleswig-Holstein
- Corona in Hamburg: So war die Nacht auf dem Kiez
- Hamburgs „härteste Kneipe“ beendet Corona-Zwangspause
- Minister Garg demonstriert für Liebe ohne Corona-Grenzen
Hamburg plant Infektpraxen speziell für Kinder
Viele Kinderärzte rechnen damit, dass Eltern in der zweiten Jahreshälfte schon bei einem Schnupfen abklären wollen, ob sich ihr Kind mit dem Coronavirus infiziert hat. In Hamburg bereiten sich Kinderärzte deshalb derzeit auf einen möglichen Ansturm vor. Sollten die Corona-Fallzahlen wieder deutlich steigen, sollen sich nach Informationen von "NDR 90,3" spezialisierte Arzt-Praxen um erkrankte Kinder kümmern.
Demnach sollen sich alle kleinen Patienten, die das Coronavirus oder eine andere ansteckende Krankheit haben, in sogenannten Infektpraxen melden. Damit würden Kinderärzte den Plan übernehmen, den die Hamburger Kassenärzte schon in der Hochphase der Corona-Krise entwickelt hatten.
"Wir haben versucht, ein Konzept zu erarbeiten, was uns im Moment tragfähig erscheint", sagte Stefan Renz vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Hamburg. gegenüber "NDR90,3". Man wolle versuchen, sowohl den Verwaltungsaufwand in den Praxen als auch die Fallzahlen so gering wie möglich zu halten.
Alkoholverkauf in Schanze eingeschränkt
In der Nacht zum Sonntag mussten Polizei und Bezirksämter in den Hamburger Ausgehvierteln auf St. Pauli und in der Schanze wieder coronabedingt einschreiten. Im Schanzenviertel seien am Freitag und Sonnabend wegen des dichten Andrangs feierlustiger Besucher in vier Fällen Außer-Haus-Verkaufsverbote für Alkohol ausgesprochen worden – drei durch die Polizei, eines durch das Bezirksamt Altona, sagte Polizeisprecherin Evi Theodoridou am Sonntag.
Auf St. Pauli wurde die Große Freiheit wegen des hohen Besucherandrangs gleich mehrfach von der Polizei abgesperrt, weil Abstand halten im Gedränge nicht mehr möglich gewesen sei. Bereits in den frühen Abendstunden seien rund 22.000 Besucher auf St. Pauli gewesen, sagte Theodoridou dem Abendblatt. "Um die Besucherströme zu entzerren, wurde die Große Freiheit wiederholt temporär gesperrt." In drei Clubs habe es Beanstandungen gegeben.
Insgesamt sei es an den Hotspots der Partyszene in der Nacht zum Sonntag noch voller gewesen als in der Nacht zuvor, so Theodoridou. Sowohl in der Schanze als auch auf St. Pauli hätten Polizisten und Mitarbeiter der Bezirksämter die Menschen immer wieder auf die Einhaltung der geltenden Corona-Regeln hingewiesen. „Grundsätzlich kann man sagen, dass die Besucher verständnisvoll reagiert und sich kooperativ gezeigt haben“, so Theodoridou.
19 neue Corona-Fälle in Hamburg
In Hamburg sind seit Sonnabend 19 neue Corona-Infektionen nachgewiesen worden. "Trotz 19 neuer Fälle steigt die Gesamtzahl nur auf 5321 Fälle", teilte die Behörde am Sonntag mit. Der Grund: Ein Fall mit Meldedatum 21. Juli wurde gelöscht. "Somit ergibt sich ein Plus von 18 Fällen, sodass die Gesamtzahl bei 5321 liegt." Rund 5000 davon können nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) inzwischen aber als genesen angesehen werden.
Es ist die vierte zweistellige Zahl an Neuinfektionen nacheinander seit einigen Wochen:
- Sonntag: 19 Fälle
- Sonnabend: 13 neue Fälle
- Freitag: 16 neue Fälle
- Donnerstag: 24 neue Fälle
In der zurückliegenden Woche gab es nach Angaben der Behörde insgesamt 83 Neuinfektionen. Das sind 4,6 pro 100.000 Einwohner. Das Infektionsgeschehen liegt in Hamburg damit nach wie vor weit unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen, ab dem der Senat über erneute Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie beraten müsste.
Das Coronavirus in Deutschland und weltweit:
Schleswig-Holstein: 19 neue Corona-Fälle am Wochenende
In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der offiziell erfassten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus zuletzt innerhalb eines Tages um sieben Fälle auf 3318 erhöht. Wie die Landesregierung auf ihrer Homepage mit Stand Sonnabendabend berichtet, blieb die Zahl der im Zusammenhang mit dem Virus Gestorbenen unverändert bei 155.
Insgesamt wurden am Freitag und Sonnabend 19 neue Fälle gemeldet, am Wochenende zuvor waren es 15. Rund 3100 der seit Beginn der Pandemie nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 Infizierten gelten inzwischen als genesen. In Krankenhäusern wurden zuletzt sieben an Covid-19 Erkrankte behandelt.
Corona in Hamburg: So war die Nacht auf dem Kiez
Tausende Menschen haben in der Nacht zum Sonntag auf dem Kiez und im Schanzenviertel auf der Straße gefeiert und die Corona–Regeln ignoriert: die Abstandsregel wurde häufig nicht eingehalten. Besucher mit Mundschutz waren nur selten zu sehen.
Teilweise musste die Polizei den Zugang zur Großen Freiheit wegen Überfüllung sperren. Auf der Partymeile kontrollierten Beamte zudem einen Club. Die Stadt hatte darauf verzichtet, das angekündigte Verkaufsverbot für Alkohol bereits an diesem Wochenende zu verhängen. Laut "NDR 90,3" gab es auf dem Schulterblatt das erste Ausschankverbot um kurz vor 22 Uhr.
Coronavirus – die Bilder zur Krise:
Hamburgs „härteste Kneipe“ beendet Corona-Zwangspause
Hamburgs „härteste Kneipe“, der Elbschlosskeller auf St. Pauli, hat nach gut viermonatiger Corona-Zwangspause wieder geöffnet. „Es ist so weit! Wir haben geöffnet …“, schrieb Wirt Daniel Schmidt auf Facebook. Die Kiezkneipe am Hamburger Berg war vor der Pandemie nie geschlossen, stand ihren Gästen 70 Jahre rund um die Uhr zur Verfügung. Wirt Schmidt musste deshalb Mitte März erst einmal ein neues Schloss einbauen lassen, da der Schlüssel für das alte, nie genutzte Schloss nicht mehr aufzufinden war.
Entsprechend den Corona-Auflagen dürfen nicht mehr als 40 Gäste gleichzeitig in der Kneipe sein. Auch gilt ein Tanzverbot, Plastiktrennwände sollen eine Corona-Infektion der Gäste möglichst verhindern.
Während des Lockdowns hatte sich „Elbschlosskeller“-Wirt Schmidt stark für Obdachlose eingesetzt. Unter dem Motto „Wer, wenn nicht wir“ hatte er die Kultkneipe kurzerhand in eine Suppenküche und Kleiderkammer für Obdachlose verwandelt. „Die Schwächsten in unserer Gesellschaft bekommen derzeit nicht die Hilfe, die sie brauchen“, begründete er damals sein Engagement.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
Minister Garg demonstriert für Liebe ohne Corona-Grenzen
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) hat am Sonnabend am deutsch-dänischen Grenzübergang Ellund für Liebe ohne Corona-Grenzen demonstriert. Zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Gyde Jensen und dem Europaabgeordneten Moritz Körner (beide FDP) forderte er Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) auf, auch unverheirateten Lebenspartnern aus Nicht-EU-Staaten die Einreise endlich zu erlauben.
„Am Anfang war das Abschotten (...) mit Sicherheit notwendig“, sagte Garg. Doch inzwischen sei ein derart rigides Vorgehen unverhältnismäßig. Als Gesundheitsminister müsse er sich in Schleswig-Holstein auch jeden Tag Gedanken darüber machen, ob die getroffenen Corona-Maßnahmen noch verhältnismäßig seien. Das erwarte er auch von Seehofer. Vorbild sei Dänemark, das den Familienbegriff weit auslege und allen Paaren aus Drittstaaten mit negativem Corona-Test keine coronabedingten Grenzen mehr setze. Deutschland lasse dagegen nur verheiratete Paare und eingetragene Lebenspartner wieder einreisen.