Hamburg. Hamburg bietet nach den Sommerferien wieder einen uneingeschränkten Regelbetrieb an. Welche Hygieneregeln dann gelten.
Es hätte morgens an der Kita-Tür lebhafte Diskussionen darüber geben können, ob die Triefnase in Corona-Zeiten nun ein ausreichender Grund ist, das Kind gleich wieder nach Hause zu schicken. Und Kinderarztpraxen richteten sich schon auf einen Ansturm von Eltern ein, die während der Erkältungszeit von Herbst an ihr verschnupftes Kind "gesundschreiben" lassen wollten.
Dazu wird es nicht kommen, denn die für die Kita-Betreuung zuständige Sozialbehörde hat sich jetzt festgelegt. Zwar gilt weiterhin die Prämisse, dass kranke Kinder nicht betreut werden, aber die Ausschlusskriterien sind nun konkretisiert, um Klarheit bei Kita-Beschäftigten und Eltern zu schaffen. „Bei Husten und/oder Fieber, spätestens von 38 Grad Temperatur an, darf keine Betreuung stattfinden“, sagte Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde, dem Abendblatt.
Auch Kinder mit Schnupfen dürfen wieder in die Kita
Anders ausgedrückt: Ein Kind mit Schnupfen darf die Kita besuchen. Dieses vor allem im Winterhalbjahr verbreitete Erkältungsphänomen zählt nicht unter die Symptome, die auf eine Covid-19-Erkrankung hindeuten. Helfrich kündigte an, dass die „Handlungsempfehlungen im Umgang mit dem Coronavirus für die Kindertageseinrichtungen“ in Rücksprache mit den Kita-Trägern entsprechend aktualisiert und in der kommenden Woche neu vorgelegt werden.
Die Schnupfenfrage hatte über Wochen zur Verunsicherung vieler Eltern geführt. Alle Kinder dürfen in Hamburg seit dem 18. Juni im Prinzip wieder in die Kita. Nach einer monatelangen Phase, in der es nur eine Notbetreuung gab, sei nun ein „eingeschränkter Regelbetrieb“ möglich, so die Sozialbehörde. Das bedeutete für alle Eltern und ihre Kinder: eine mindestens 20-stündige Betreuung an drei Tagen in der Woche.
Schnupfen ein Corona-Symptom? Langer Streit
Dieser Schritt stellte allerdings längst nicht alle Eltern zufrieden, vielmehr sorgte insbesondere eine Einschränkung für Ärger: Neben Husten und Halskratzen bezeichnete die Behörde auch Schnupfen als ein mögliches Corona-Symptom – davon betroffene Kinder sollten nicht in die Kita gehen. Spätestens wenn im Herbst die Erkältungszeit beginne, könne nicht ernsthaft gelten, dass Kinder mit Schnupfen zu Hause bleiben müssten, erklärten Hamburger Vertreter der bundesweiten Initiative „Familien in der Krise“, die am Gänsemarkt demonstrierten.
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Für Verwirrung sorgte anschließend der Umstand, dass die besagten Einschränkungen inklusive der Schnupfenvorgabe noch bis Anfang Juli auf der städtischen Infoseite aufgelistet waren, wohingegen in der Allgemeinverordnung vom 30. Juni nur noch davon die Rede war, dass Kinder mit „Atemwegserkrankungen“ nicht in die Kita gehen sollten. Ob dazu nach Auffassung der Behörde auch Schnupfen zählte, blieb zunächst unklar.
Hamburgs Kitas öffnen nach den Ferien für alle Kinder
Hamburger Kinderärzte befürchteten dem Vernehmen nach, dass scharenweise Eltern in die Praxen kommen könnten mit der Bitte, verschnupfte Kinder gesund schreiben zu lassen. Ab dem 8. Juli war Schnupfen dann auf der städtischen Infoseite zwar nicht mehr als mögliches Symptom einer Coronavirus-Erkrankung aufgeführt. Doch erst jetzt hat die Behörde für Klarheit gesorgt. Laut Helfrich können die Kitas die neue Regelung anwenden, sobald die Handlungsempfehlungen der Behörde in der kommenden Woche veröffentlicht sind.
Der Behördensprecher kündigte im Gespräch mit Abendblatt außerdem die komplette Wiedereröffnung der Kitas nach den Sommerferien an. „Das geringe Infektionsgeschehen ermöglicht es, dass die Kitas zum 6. August zum uneingeschränkten Regelbetrieb zurückkehren. Eltern können in jedem Fall auf die vollständige Betreuungszeit zurückgreifen“, sagte Helfrich.
Welche Hygiene-Regeln in Hamburgs Kitas gelten
Das bedeute auch, dass die Väter und Mütter wieder die Beitragszahlungen in voller Höhe entrichten müssen. Während der Notbetreuung und des eingeschränkten Regelbetriebs hatte die Stadt die Elternanteile zu den Betreuungskosten im Rahmen des Kita-Gutscheinsystems übernommen, um die Familien finanziell zu entlasten.
Auch nach den Sommerferien gelten weiterhin Corona-bedingte Hygieneauflagen in den Kitas. Eltern müssen eine Mund-Nasen-Maske tragen, wenn sie ihre Kinder in die Kita bringen oder sie abholen. Sogenannte Übergabebereiche sollen dazu beitragen, die Zahl der Begegnungen gering zu halten. Kita-Beschäftigte können Masken benutzen, müssen es aber nicht.
Damit kehren die Kitas zeitlich parallel zu den Schulen zur relativen Normalität zurück, vorausgesetzt, es bleibt bei den derzeit niedrigen Raten von Neuinfektionen. Die Schulen sollen nach dem Ende der Sommerferien mit der vollen Stundenzahl im Präsenzunterricht in allen Klassenstufen starten.